Was es heißt, in den Krieg zu ziehen
Aktionen. Die haben die Panzer mit Sprit und Munition versorgt, genau dort, wo denen das eine oder andere ausgegangen war. Dann kamen sie zurück und haben in ihren LKW s geschlafen, während sie repariert und neu beladen wurden. Ich würde mich in Frontnähe nicht mal in die Nähe eines LKW s voller Sprit und Munition wagen.«
Als ich mich an diesem Abend in meinen warmen Schlafsack legte, den Regen auf dem Bretterdach hörte und die nasse Pazifikluft auf meinem Gesicht spürte, war ich stolz auf meinen Vater und stolz auf mich.
Nachdem wir unseren Überlebenstest bestanden hatten und lange genug wach geblieben waren, hatte sich die Tür des Clubs ein wenig geöffnet, und uns war erlaubt worden, einen Blick hineinzuwerfen. Frauen haben auch ihre Clubs. Damals hatten sie hauptsächlich mit Kinderkriegen und Erziehung zu tun. Es gibt die alten Initiationen noch, und die alten Clubs. Ganz so schlecht sind sie nicht. Aber die Dinge ändern sich, aus den Gründen, die ich im ersten Kapitel beschrieben habe, und wenn sich die Initiationen ändern, müssen sich auch die Clubs ändern.
In jenen Tagen war der Club der Männlichkeit noch fest mit dem der Krieger verwoben. Heute ist es an der Zeit, dass sie voneinander getrennt werden. Zwar werden beide Geschlechter etwas von der Kriegerhaltung übernehmen müssen, um in die Erwachsenenwelt einzutreten, den Weg über tatsächlich geschlagene Schlachten und Veteranentum müssen sie jedoch nicht nehmen, um zu Männern und Frauen zu werden. Mädchen und Jungen werden in den Club der Männer und den der Frauen vor allem durch ihre Väter und Mütter eingeführt, und auch durch ältere Männer und Frauen aus ihrer Gemeinde, immer vorausgesetzt natürlich, dass diese selbst Mitglieder sind. Dass jene Männer Moose und mir die Tür einen Spaltbreit geöffnet hatten, war wertvoll und gut für uns gewesen, nur war das Problem, dass die Clubs der Männer und der Kriegsveteranen damals noch so miteinander verwoben waren. Das lag nicht zuletzt daran, dass niemand wirklich offen über alles sprach, und wenn es einmal tiefer ging, waren die Signale alles andere als klar.
Wenn in Stammeskulturen lebende junge Menschen ihre Initiation erfolgreich beenden und in die Gemeinschaft zurückkehren, werden sie in einen neuen Club aufgenommen. War jemand vorher Mitglied des Jungen- oder Mädchenclubs, so tritt er oder sie nun in den Club der Männer oder den der Frauen ein und muss als vollwertiges Mitglied des neuen Erwachsenenclubs auch dessen Geheimnisse bewahren. [78]
Der Club der Kriegsveteranen hat immer seinen eigenen Verschwiegenheitskodex gehabt, der ihn ebenso sehr zu einem Mysterium macht wie frühe Initiationsriten. Besonders Jungen sehen und lesen Geschichten über die Eintrittsprüfungen und Heldentaten der Clubmitglieder. Dabei scheint es nicht wichtig zu sein, ob diese Geschichten grausig oder schreckenerregend, glanzvoll oder heldenhaft sind. Es geht allein darum, den Wunsch des Jungen zu wecken, dem Club beizutreten. Und der Junge weiß, er versteht diese Dinge erst, wenn er sie selbst erlebt. [79] Das ist unglücklicherweise wahr. Ein anderer Grund dafür, dass sich die Jungen von den Horrorgeschichten nicht abschrecken lassen, besteht darin, dass sie zu oft völlig gefühllos erzählt werden, und ich meine beide Seiten des Gefühls: Dem Schrecken wohnen Schmerz
und
Überhöhung inne. Wenn eine Schreckensgeschichte erzählt wird, ohne das Überhöhende zuzugeben, wird der Junge es unterbewusst dennoch spüren. Davon will auch ich etwas, sagt er darauf ebenso unterbewusst. Und fehlen der Schreckensgeschichte die hässlichen Gefühle, die alles erstickenden Tränen, bleibt sie abstrakt und unwirklich.
Natürlich ist das Verleugnen von Schmerz einer der Hauptgründe für das Schweigen und das damit verbundene Mysterium. Die Gesellschaft selbst würde den Schmerz ebenfalls am liebsten vergessen und spielt deshalb nicht nur mit, sondern verstärkt das Schweigen noch mit ihren eigenen Verhaltenskodizes, worauf ich gleich noch zurückkommen werde. Das Geheimnisvolle, das aus all diesem Schweigen entsteht, regt den Wunsch danach an, das, was dahintersteckt, selbst zu erfahren. Die Menschen sind neugierig, und Kinder ganz besonders. Der Club der Krieger muss demystifiziert werden, damit er ein ehrenhafter Club wie viele andere wird. Wenn es keinen Grund mehr zur Mystifizierung gibt, dann wird es auch keinen Grund mehr geben zu schweigen.
Die meisten Menschen scheinen irgendeine Art
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