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Was es heißt, in den Krieg zu ziehen

Was es heißt, in den Krieg zu ziehen

Titel: Was es heißt, in den Krieg zu ziehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Marlantes
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wenn er von den wundervollen Prahlereien der alten Flussboot-Männer erzählt.
    »Huaahuu! Ich bin der alte, original echte eisenzahnige, messinghäutige, kupferbäuchige Leichenmacher aus der Wildnis von Arkansas! Seht mich an! Ich bin der Mann, den man die Todesgeißel und den großen Vernichter nennt! Gezeugt von einem Hurrikan, zur Welt gebracht vom Erdbeben, Halbbruder der Cholera, mütterlicherseits nahe verwandt mit den Schwarzen Pocken! Seht mich an! … Mein Blick spaltet jahrtausendealte Felsen, und meine Stimme übertönt den Donner.« [81]
    Dermaßen anzugeben würde heute als sicheres Anzeichen einer Testosteron-Vergiftung gelten. Genau wie wir, wenn meine Töchter Laurel, Sophia und Devon als junge Mädchen mit wirbelnden Röcken, ganz schwindelig vor Schönheit, Freude und aufblühender Sexualität, durchs Wohnzimmer wirbelten, von einer Östrogen-Vergiftung sprachen. Kriegerenergie ist glühend und wild, und sie beunruhigt Männer, die nicht über sie verfügen, und Frauen, die Angst vor ihr haben, weil die einzige Form, in der sie sie kennen, die negative, die unterdrückte ist, die sich in der Glorifizierung von Krieg und Gewalt in Büchern, Filmen und Fernsehen Platz schafft. Geschaffen und geschrieben von Autoren, die meist selbst nicht Mitglieder des Clubs sind.
    Wie bringen wir etwas mehr Gleichgewicht in die Wahrnehmung des Clubs und ihrer Mitglieder? Was tun wir, wenn uns der ehemalige Pilot in einem Moment der Aufrichtigkeit in die Augen blickt und völlig schutzlos zugibt: »Ich habe es geliebt. Ich habe das ganze gottverfluchte Tal in Brand gesetzt.«
    Eine ehrliche Reaktion wäre, entsetzt zu sein. Die Wahrscheinlichkeit ist ziemlich groß, dass er, falls er tatsächlich das ganze gottverdammte Tal in Brand gesetzt hat, zusammen mit den Leuten, die auch ihn töten wollten, eine Menge unschuldiger Menschen verstümmelt, getötet und darüber hinaus ein Stück natürlichen Lebensraum zerstört hat. Aber sollen wir ihn verurteilen, weil er die Wahrheit sagt? Auf einer Ebene, und die gibt er zu, hat er es sicherlich geliebt. Da ging es ihm wie mir. Auf einer anderen hat er befolgt, was die Gesellschaft von ihm forderte, und zwar mit Können, Mut und Elan. Sollte dieselbe Gesellschaft ihm jetzt den Kopf oder, schlimmer noch, die Eier abschneiden?
    Die angemessene Reaktion wäre, ihn dazu zu bringen, mehr darüber zu erzählen. Es mag erschreckend sein, dass ein Freund eine wilde, grausame Seite besitzt, die viel Schaden angerichtet hat. Und es wird
ihm
nicht wirklich schaden, zu begreifen, dass wir das, was er getan hat, für etwas sehr Zerstörerisches, Schädigendes halten, solange er gleichzeitig erkennt, dass wir ihn deswegen nicht weniger mögen. Das ist die große Angst: dass er nicht wieder in die Gesellschaft aufgenommen wird. Also schließt er sich der Verschwörung der Schweigenden an. Wie wir alle.
    Die Gesellschaft braucht Veteranen, die allen Seiten ihrer Erfahrungen Ausdruck geben, den Schuldgefühlen, der Trauer
und
dem Stolz. Entferne eine von ihnen, und du entfernst sie alle. Veteranenorganisationen wie die Veterans of Foreign Wars, kurz VFW , und die American Legion tun viel, um mit dem Stolz zu helfen, sie sind ein sicherer Ort für die Veteranen, um über ihre Erfahrungen zu sprechen. Aber diese Organisationen wirken auch als Betäubungshelfer. Sie sind voller Männer, die trinken und rauchen. Das Department of Veterans’ Affairs, das Kriegsveteranenministerium der USA , hat erfolgreich Gesprächsgruppen organisiert, in denen die Veteranen mithilfe eines ausgebildeten Therapeuten miteinander reden. Das hilft vielen dabei, ihre Kriegserfahrungen zu artikulieren, und zwar alle damit verbundenen Seiten. Das Problem ist die Anzahl derer, die an diesen Gruppen teilnehmen, es gibt zu wenige gute Therapeuten und zu wenige Veteranen, die mitmachen wollen. Dazu kommt, dass dort nur Veteranen mit Veteranen sprechen, und so bleiben ihre Erfahrungen und Gefühle ihren Familien und der Gesellschaft vorenthalten. Die Gruppen treffen sich in einer dunklen Kneipe des Legion Club, zu der Kinder und Nichtveteranen keinen Zutritt haben. Einmal in der Woche verschwinden sie in der ambulanten Versorgung des Ministeriums, um »geheilt« zu werden. Sie reden weder mit Freunden noch mit ihrer Familie darüber, sondern nur mit Kneipenkumpeln und Therapeuten.
    Die Trauer, der am Vietnam-Memorial in Washington, D.C., Ausdruck gegeben wird (und das ist die Trauer, auf die sich die meisten Leute

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