Was es heißt, in den Krieg zu ziehen
getan werden, damit andere davon profitieren und nicht du selbst. Widme alle Arbeit mir, und dem Kampf.«
Wer die Arbeit Krischna widmet, räumt sein eigenes Ego aus dem Weg und tut das aus einem Grund, der nichts mit persönlichem Gewinn und Genuss zu tun hat. Er handelt im Namen eines universellen geistigen, ethischen oder politischen Prinzips. Seine Arbeit solch einem Prinzip zu widmen, ist genau das, was ich und viele andere in Vietnam nicht getan haben.
Alle, die ihr Tun in dieser Weise in den Dienst einer Sache stellen, ganz gleich, auf welcher Seite sie kämpfen, werden am Ende weit besser mit der Frage der Schuld umgehen können als die, die diesen Aspekt außer Acht lassen. Zum Beispiel werden die jungen Kanadier, Engländer und Amerikaner – gleich, welcher Nationalität die Soldaten der Koalitionstruppen in Afghanistan und im Irak auch angehören – weit weniger Schuldgefühle mit sich herumtragen, wenn sie glauben, ihr Kampf diene dazu, eine klare terroristische Gefahr zu bannen und eine brutale Diktatur oder religiöse Terrorherrschaft zu beenden. Sie werden lange nicht so leiden wie jene von uns, die mit einem weit weniger klar definierten Grund in Vietnam waren. Traurigerweise verlieren die ursprünglichen Zielsetzungen und Gründe für die im Irak und in Afghanistan immer noch andauernden Auseinandersetzungen inzwischen ebenfalls an Klarheit, und je weniger eindeutig die begründbaren Motive sind, desto mehr werden die heimkehrenden Veteranen mit der Frage der Schuld zu kämpfen haben.
Unglücklicherweise kann es falsch sein, seine Taten Krischna zu widmen. Terroristen zum Beispiel, die sich als Diener Allahs sehen, werden wegen ihrer Taten keine Schuld empfinden, ganz gleich, wie entsetzlich sie sind. Bis sie begreifen, dass man sie zu einem Missverständnis der grundlegenden Glaubenssätze des Islam verleitet hat, werden sie kaum eine moralische Hemmnis verspüren, unnötige Gewalt anzuwenden. Das galt auch für kreuzfahrende Christen. Krischnas Antwort »Widme mir alle Anstrengungen und kämpfe!« hilft Kriegern also nur dann, mit ihrer Schuld und ihren Zweifeln umzugehen, wenn sie nie glauben, sie könnten sich in Bezug auf das Ziel ihres Kampfes geirrt haben. Deswegen ist es wichtig für sie, sich vorher eingehend damit zu befassen.
Obwohl es unrealistisch ist, anzunehmen, dass man den Kampf fortdauernd mit der Distanz Ardschunas, einer idealisierten Person, führen kann, und obwohl Krischnas Rat seine Fallstricke hat, zum Beispiel, dass man sich für ein Ziel einsetzt, das man später für falsch hält, ist es die beste Möglichkeit, die ich kenne, die Schuldgefühle wegen des Tötens im Krieg zu minimieren. Versuche, das Ziel zu klären, bevor du in den Kampf eintrittst. Du kannst nur hoffen, dass es ein gutes ist und sich die gewählten überpersönlichen Gründe als tragfähig erweisen, aber selbst wenn sie es nicht tun, werden deine Schuldgefühle kleiner sein, als wenn deine Gründe rein persönliche gewesen wären. Je mehr es beim Töten um Wut, Rache, Ruhm, die eigene Laufbahn oder den politischen Aufstieg geht, desto schwerer lastet die Schuld auf einem.
Obwohl Campbell und das
Mahabharata
zweifellos recht haben, dass wir weniger unter Schuldgefühlen leiden, wenn wir mit edlem Herzen und für ein höheres Gut kämpfen, eliminieren wir damit unglücklicherweise nicht die Trauer. Schuldgefühle und Trauer sind zwei unterschiedliche Dinge.
Der Krieger sollte wissen, dass er in praktisch allen kriegerischen Auseinandersetzungen, abgesehen von Gefechten mit Terroristen oder reinen Berufssoldaten, die keine Zivilisten in Mitleidenschaft ziehen, fast nur Menschen tötet, Soldaten wie Zivilisten, die nicht aus freiem Willen dort sind, wo sie sind. Auch trotz der wunderbaren Absolution durch Joseph Campbell trage ich eine beträchtliche emotionale Last, weil ich zwangsverpflichtete junge Männer getötet habe, die sich in keiner Weise von meinen eigenen Söhnen unterscheiden. Wenn es dabei allerdings darum ging, meinen Kameraden zu helfen oder sie zu retten, empfinde ich deswegen keine Schuld, sondern Trauer. Auch der Krieger der Zukunft wird diesen Schmerz auf sich nehmen müssen und sollte sich vorher überlegen, ob es das wert ist. Sehen Sie sich Darstellungen von Abraham Lincoln gegen Ende seiner Präsidentschaft an, dann verstehen Sie, was ich meine. Ich glaube nicht, dass er Schuld empfand, weil er dafür gekämpft hatte, die Unionsstaaten zu retten oder die Sklaverei zu
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