Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund
bezeichnen, aber wir sind nach wie vor überzeugt, die richtige Wahl getroffen zu haben.
Und erst Lupo! Wir haben ihn ebenfalls mit sieben Wochen aus dem Wurf ausgesucht. Er wirkte selbstbewusst, verspielt, frech – und er hatte diesen besonderen Zauber, diese Aura, die dafür sorgte, dass wir uns verliebten.… Natürlich habe ich mich später immer wieder gefragt, warum uns gerade dieser Obermacho angelacht hat, der immer genau weiß, was er will, und zugleich Weltmeister im Schmusen, Spielen und Liebhaben ist? Wieso haben wir uns in Simba verliebt, diesen herzlichen Dickkopf?
Und wieso war zuletzt Vroni, die nicht nur aussieht wie ein Clown, sondern auch ein ebenso heiteres Wesen hat, die ständig lacht, nichts krumm nimmt und unendlich viel Blödsinn macht, unsere Favoritin?
Vielleicht haben wir Menschen ja einen siebten Sinn für das Tier, das unsere eigene Befindlichkeit spiegelt? Das uns ergänzt, indem es jene Eigenschaften mitbringt, nach denen wir uns im Alltag sehnen?
Lupo verkörpert die aktive Intelligenz und Sensibilität. Simba stand für gemütliches Miteinander und gutmütige Trampeligkeit.
Vroni ist der Scherzbold mit starkem Hang zum Schmusen und zum Chaos. Und mit jedem von ihnen kam genau die Gefühlsfarbe ins Haus, die gerade passte.
Ich würde daher zu gern wissen, ob es wirklich sein kann, dass wir aus dem Bauch heraus den richtigen Hund für uns wählen: ein Tier, das unserem Wesen am besten entspricht? Erkennen sich da zwei Seelen? Und entscheiden nicht vielleicht die Hunde selbst zu einem Teil, wer bei uns einzieht?
GÜNTHER BLOCH: Ach, die viel beschworene Liebe auf den ersten Blick: Ich halte es eher für unwahrscheinlich, dass wir aus dem Bauch heraus »den« richtigen Hund auswählen. Ich denke da nur an so schöne wie gegensätzliche Sprichwörter wie »Gleich und Gleich gesellt sich gerne« und »Gegensätze ziehen sich an«. Na, was denn nun, ist man da geneigt zu fragen? Nüchtern betrachtet sind wir hier zuallererst beim berühmt-berüchtigten Kindchenschema gelandet. Welpen verhalten sich tollpatschig.
Welpen wirken hilflos, was wir Menschen als »süß« oder »zum Knuddeln komisch« charakterisieren. Schutzbedürftige Hundebabys lösen intuitiv das Bedürfnis nach Jungenfürsorge aus. Dieses Phänomen ist bekannt und auch wissenschaftlich belegt.
Schon Welpen haben Charakter
Selbstverständlich sollte man sich im Vorfeld überlegen, welche Voraussetzungen im Grundverhalten eine bestimmte Rasse mit sich bringt. Genauso wichtig sind Gedanken darüber, welche rasseunabhängige, individuelle Charaktertypen es gibt. Persönlichkeitstests für Hundewelpen machen da sehr wohl Sinn. Schließlich lässt sich das »Wesen«, also die charaktertypische Persönlichkeit, eines Hundes im Großen und Ganzen schon mit Abschluss des zweiten Lebensmonats erkennen. Welpen, die sofort angelaufen kommen und erst einmal den Schnürsenkel des zukünftigen Herrchens kräftig durchschütteln, sind zum Beispiel in der Regel die selbstbewussten sogenannten »Kopftypen«. Menschen, die im Alltag eher ein wenig inkonsequent sind und selbst zu einer gewissen emotionalen Instabilität neigen, sollten von solchen Welpen dringend die Finger lassen. Sie sind mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit schnell überfordert, weil für diesen Hundetyp bei der Erziehung höchste Konsequenz nötig ist. Für Anfänger passen besser sozial verspielte, gesellige Hundewelpen, die fast immer im Geschwisterpulk zusammenliegen und nicht so sehr durch »Alleingänge« auffallen wie die oben beschriebenen Anführertypen.
Bereits nach wenigen Wochen zeigt sich, wer das Sagen hat und wer sich lieber an der Gruppe orientiert.
Die Rangfolge steht von Anfang an fest
Machen Sie sich keine falschen Hoffnungen, dass sich der Hundewelpe im Laufe der nächsten Wochen und Monate noch stark verändern wird (es sei denn, er macht extrem schlechte Erfahrungen, was seinen eigentlichen Grundcharakter negativ beeinflussen würde). Denn unsere auf Langzeit angelegten Verhaltensstudien am Wolf in freier Wildbahn belegen erstmals auch wissenschaftlich, dass sich in einem Welpenwurf bereits im Alter von sieben bis neun Wochen eine dreigeteilte Sozialrangordnung herauskristallisiert. Schon dann steht die ranghöchste und die rangniedrigste Position fest – und diese verändert sich später so gut wie nie mehr. Alle anderen Welpen, die zum sozialen Mittelfeld zu zählen sind, haben keine etablierten Rangpositionen.
Ranghohe Individuen
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