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Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund

Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund

Titel: Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Ruge , Guenther Bloch
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ich aufpassen soll. Wenn ihn etwas richtig irritiert, wird gebellt. Und wenn ich ihm rückmelde: »Habe ich gesehen.
    Danke, dass du aufpasst, aber alles ist gut«, dann ist er zufrieden. Gleichzeitig fordert er von mir meine Chef-Rolle ein. Wenn Vroni zu sehr nervt, soll ich das bitte schön abstellen. Und wenn er sich von einem Schäferhund bedroht fühlt, dann soll ich dem Kerl gehörig die Leviten lesen.
    Ich folgere daraus, dass wir Lupos Wesen, seine Bedürfnisse, seine Kommunikation wesentlich beeinflusst haben. Seine Anhänglichkeit, seine Menschenzugewandtheit, auch seine Maßstäbe für Glück haben wir geprägt. Lupo scheint ein zutiefst zufriedener Hund zu sein. Das Komische ist nur: Auf Frieda scheint das ganz genauso zuzutreffen. Ist das ein Beweis dafür, dass die körperlichen wie mentalen Anlagen zwar angeboren sind, sich die Seele, der Charakter jedoch abhängig von der Umgebung entwickelt? Wie sonst könnten zwei »Geschwister« so unterschiedlich sein?
    GÜNTHER BLOCH: In der Tat prägt der Mensch typische Verhaltenseigenschaften seines Vierbeiners in ganz gehörigem Maß.
    Selbst unter Wurfgeschwistern herrscht daher eine riesige Verhaltensvariabilität. Grob geschätzt beruht das »Wesen« eines Hundes zu etwa zwei Drittel auf umweltbedingten Lernerfahrungen. Welpen und Jungtiere durchlaufen einen rasanten Lernprozess der sozialen und Lebensraumprägung. Den meisten von uns fallen beim Begriff »Prägung« allenfalls die berühmten Graugänse des großen Verhaltensforschers Konrad Lorenz ein: Weil dieser das einzige Lebewesen war, das die Gänseküken direkt nach dem Schlüpfen sahen, wurden sie durch ihn geprägt und folgten ihm wie einem Vater überall hin. Soziale Prägung hat also in erster Linie etwas mit Beziehungsaufbau zu tun.
    Lebensraumprägung dagegen bedeutet, dass sich ein Tier optimal an die vielen Nuancen seines unmittelbaren Lebensraums anpasst, dass es sich dort sicher und vertraut fühlt.
    Doch auch wenn ein Großteil des Wesens eines Hundes auf Prägung beruht, ist immer noch rund ein letztes Drittel davon angeboren, kanidentypisch instinktiv. Zu diesem Teil gehört auch das hündische Bedürfnis, spielen zu wollen.

    »Ich versuche meinen Hunden auch mithilfe meiner Körpersprache deutliche Signale zu senden.«
    Hunde gehören ins Haus
    Mensch und Hund haben gemeinsam eine lange Kulturgeschichte durchwandert. Eine künstliche Selektion (Wolf/Hund) und die weiterführende Zucht Hunderter Rassen hat sicherlich dafür gesorgt, dass der Hund irgendwie schon genetisch unserer Art ein gewisses Grundvertrauen entgegenbringt.
    Und so ist der Mensch der bevorzugte Sozialkumpan des Hundes, mehr noch: die Vierbeiner sind abhängig von uns. Ich würde sogar behaupten, dass ein Hund, der kaum Ansprache seitens des Menschen erfährt, alleine vor sich hin lebt und so gut wie nie spielen darf, seelisch verkümmert. Hunde wie Frieda tun mir deshalb ehrlich leid. Ich finde sogar, dass es verboten sein sollte, dass ein Haushund so isoliert lebt. Ich halte davon gar nichts. Hunde gehören in die Familie.
    Sie nicht einmal nachts ins Haus zu lassen finde ich unmöglich. Ich würde Frieda daher keinesfalls als »zufrieden« bezeichnen. Dazu fehlt ihr ein sozialstabiles Umfeld. Schön, dass sie wenigstens gelegentlich mal mit einem anderen Hund zusammen ist – und mit Lupo toben darf.

Welche Rolle spielen Muttertier und Züchter?
    NINA RUGE: Wenn wir schon so viel im Hinblick auf das Verhalten und Wesen unserer Hunde bewirken können, wie stark müssen dann erst diejenigen Tiere und Menschen prägen, die dem Welpen in den ersten Lebenswochen begegnen? Wenn ich nur an die Hundemütter denke. Es fasziniert mich jedes Mal aufs Neue, wie entspannt, selbstverständlich und selbstbewusst sie mit ihrem Chaoshaufen umgehen. Sie lassen den kleinen Remplern und Schubsern jede Menge Freiheiten, die Welt zu erobern. Und lehren sie zugleich, Grenzen zu akzeptieren und Autorität anzuerkennen.
    Gibt es einen besseren Start?
    Lupos Mutter Kyra zum Beispiel. Sie hatte das erste Mal geworfen und schien ziemlich erschöpft von der immensen Leistung, die ihre acht Welpen ihr abverlangten. Trotzdem ruhte sie in sich, schien intuitiv in jedem Moment zu wissen, was zu tun war. Ihr Umfeld gab ihr Orientierung und Kraft: Sie lebt auf einem Bauernhof inmitten einer herzlichen Großfamilie. Die Welpen hatten entsprechend viel Unterhaltung und trainierten früh den Umgang mit anderen Lebewesen. Lupo ist heute ein

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