Was für ein Mann!
Rosie-Jo in Caldona den ersten Platz belegt haben.“
Reflexartig sprang Alec auf. Wie gebannt ruhte sein Blick auf Stephanies lächelndem Gesicht. Sie trug ausgeblichene Jeans und eine weiße Baumwollbluse. Ihr kastanienbraunes Haar war zu einem straffen Zopf geflochten, und ihre erstaunlich blauen Augen funkelten unter der Sonne von Kentucky.
„Sie hat ein außergewöhnliches Jahr hinter sich“, sagte der männliche Co-Moderator gerade.
„Und eine außergewöhnliche Karriere“, fügte die weibliche Stimme hinzu. „Wenn sie an diesem Wochenende das blaue Band gewinnen, sind die beiden sichere Kandidaten für das Olympiateam.“
Wenn sie was ?
Entsetzt schüttelte Alec den Kopf. Das kam aus Brighton. Live.
Stephanie durfte nicht springen. Es war viel zu gefährlich für das Baby.
Natürlich wusste Alec, wie wichtig dieser Wettkampf für sie war. Doch sie durfte … konnte das nicht tun.
Jetzt ging Stephanie an einer Traube von Reportern vorbei. Neben ihr führte Wesley Rosie-Jo am Zügel.
„Was bedeutet Ihnen der Sieg in Brighton?“, fragte sie ein Journalist.
„Wie bitte?“ Sie neigte leicht den Kopf zur Seite, um in dem Lärm um sie herum besser hören zu können.
„Was ist das Besondere an Rosie-Jo?“, rief ein anderer Reporter in dem Versuch, Stephanies Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
„Ehrgeiz.“ Sie lächelte. „Sie liebt es, zu springen. Deshalb gibt sie immer hundert Prozent.“ Stephanie trat einen Schritt zurück und winkte freundlich, ohne weitere Fragen zu beantworten.
Kurz entschlossen klappte Alec sein Handy auf und tippte ihre Nummer ein, während er den Computer herunterfuhr. Ihre Mailbox sprang an, und er bat in knappen Worten um Rückruf. Dann versuchte er Royce zu erreichen.
Auch dort meldete sich nur die Mailbox. Minuten später war Alec aus der Tür und befand sich auf dem Weg zum Flughafen. Was dachte Stephanie sich nur dabei? Egal, wie verletzbar sie im Augenblick war, er musste sein ungeborenes Kind schützen.
Die Frage des Reporters nach dem Sieg hatte sie kalt erwischt, deshalb hatte Stephanie so getan, als hätte sie sie nicht gehört. Offenbar hatte es sich noch nicht herumgesprochen, dass sie von dem Turnier zurückgetreten war. Doch spätestens am Freitag würde es jeder wissen, und es würde Fragen über Fragen geben. Sie hatte keine Ahnung, was sie sagen sollte.
Wesley wendete Rosie-Jo und führte sie in den Stall, der ihr auf dem Gelände in Brighton zugewiesen worden war. Seine Schultern waren angespannt, und nachdem sie in Montana ins Flugzeug gestiegen waren, hatte er kaum ein Wort gesagt.
Seit der Hochzeit wartete sie darauf, dass sich seine schlechte Laune besserte. Irgendwann musste er damit aufhören, den Beleidigten zu spielen.
Als er Rosie-Jo die Longe abnahm, scheute das Pferd.
„Wesley“, sagte Stephanie seufzend. So ging es nicht weiter. Er musste sich voll und ganz auf das Springen konzentrieren, deshalb musste sie offen mit ihm sprechen.
„Ja?“ Mit mürrischem Gesichtsausdruck wickelte er die Longe um seine schwieligen Hände.
„So kannst du nicht reiten.“
„Wie kann ich nicht reiten?“ Ihrem Blick wich er wohlweislich aus.
„Du weißt, was ich meine.“
Er ging zum Eingang des Stalls und zog den Riegel zurück. „Mir geht es gut.“
„Das tut es nicht.“
Seine Lippen wurden schmal, und er öffnete das Gatter.
Sie folgte ihm aus dem Stall. „Wir müssen reden …“
„Es geht dich nichts an.“
„Ich bin deine Trainerin.“
Er schoss einen wütenden Blick auf sie ab. Offenbar versuchte er, seinen Schmerz hinter Zorn zu verstecken. „Und das ist vermutlich alles, was du je warst.“
Sie fühlte sich so schuldig, dass ihr die Brust eng wurde. „Wesley, ich habe nie …“
„Du hast nie was? Gesagt, dass wir eine Zukunft hätten? Dass du mich magst? Überstürzt diesen Typen geheiratet?“
„Wesley“, wies sie ihn scharf zurecht.
„Warum hast du mich angelogen?“ Jetzt konnte er seinen Schmerz nicht länger verbergen. „Warum hast du mir nicht von vornherein gesagt, dass es da einen anderen gibt?“
Wesley ging es schlechter, als sie gedacht hatte. Sie wusste, dass sie ihn beruhigen musste. Mit Rosie-Jo vor riesigem Publikum in Brighton zu starten, war eine Chance, die er nur einmal im Leben bekommen würde.
„Ich habe nicht gelogen“, erklärte sie. „Ich mag dich wirklich.“
Das schien ihn nicht zu überzeugen. Abweisend drehte er sich um, um wegzugehen.
Sie lief ihm nach. Es wurde
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