Was für ein Mann!
Der alte Mann nickte Amber zu, die sich zu ihnen gesellte. „Und sie ist ein heller Kopf.“
„Allerdings“, sagte Royce.
Stephanie wurde bewusst, dass McQuestin und Amber sich heute zum ersten Mal sahen. Melissa hingegen war schon vor McQuestins Unfall mit Jared verlobt gewesen.
McQuestin ließ den Blick über alle sechs Anwesenden schweifen. „Ihr verreist für ein paar Wochen, um zu schauen, was passiert?“
Beim Vergleich mit den anderen beiden Paaren fühlte Stephanie sich unbehaglich. Sie wand sich aus Alecs Armen und ging zur Tür. „Ich sehe mal nach, wie Sasha zurechtkommt.“
„Sie hat das beste Tischzeug aufgelegt“, brummte McQuestin. „Ich traue mich gar nicht, etwas anzufassen.“
„Wir feiern.“ Melissa umarmte ihn kurz im Vorbeigehen. „Schön, dass Sie wieder hier sind.“
McQuestin zwinkerte ihr zu. „Nachher spielen wir eine Runde Poker, junge Frau.“
„Auf jeden Fall!“ Als Stephanie durch die Tür ging, holte Melissa sie ein. „Ich glaube, er lässt mich gewinnen“, flüsterte sie.
„Wenn du gewinnst, dann, weil er dich lässt.“ Stephanie schmunzelte.
„Wer ist das?“, fragte Amber, die sich den beiden angeschlossen hatte.
„Er ist seit einer Ewigkeit der Manager der Ranch“, sagte Stephanie. Im Esszimmer verlangsamte sie ihre Schritte.
Der Tisch war mit dem Porzellan ihrer Mutter und den besten Kristallgläsern gedeckt. Sasha hatte eine sensationelle dreistöckige Hochzeitstorte gebacken. Schneeweiß und mit Beeren verziert, prangte sie auf der Anrichte neben einem verschnörkelten Silbermesser und einem Stapel Porzellanteller.
Stephanie griff Halt suchend nach einer Stuhllehne. „Ich fühle mich wie eine Betrügerin.“
„Das bist du nicht“, sagte Melissa beruhigend und trat neben sie.
„Und die Torte sieht köstlich aus“, schwärmte Amber.
Die Bemerkung brachte Stephanie zum Lächeln. „Konzentrieren wir uns auf die angenehmen Seiten?“
„Alles andere ist sinnlos.“
„Vermutlich hast du recht“, gab Stephanie zu und ging zur Anrichte mit der Torte darauf.
Sie sah wirklich köstlich aus. Auf der Rückseite fuhr Stephanie mit der Fingerspitze über den Zuckerguss und leckte die süße Masse ab.
„Ich glaube es einfach nicht.“ Melissa lachte.
Auch Amber probierte die Glasur. „Hmm. Buttercreme.“
„Schmeckt gut“, sagte Stephanie.
„Ich liebe Torte.“ Amber kicherte mädchenhaft.
Stephanie griff nach dem Messer. „Komm, wir schneiden sie an.“
„Oh nein, tu das nicht.“ Melissa hielt sie am Handgelenk fest.
Stephanie versuchte sich ihrem Griff zu entziehen. „Warum? Glaubst du, das bringt Unglück?“
„An so einen Unsinn glaube ich nicht.“ Noch einmal fuhr Amber mit dem Finger über die Glasur. „Mein Exverlobter hat das Hochzeitskleid vor der Trauung gesehen und mit der Trauzeugin geschlafen. Was sich als äußerst glückliche Fügung herausgestellt hat.“
Stephanie und Melissa fixierten Amber fassungslos.
„Royce hat mit der Trauzeugin geschlafen?“, fragte Stephanie.
„Nicht Royce. Mein ehemaliger Verlobter, Hargrove. Er hat mit meiner besten Freundin Katie geschlafen. Also, zum Teufel mit dem Aberglauben. Lasst uns Torte essen.“
„Was sehe ich denn da?“, erklang in dem Moment mahnend Alecs Stimme in der Tür.
Stephanie und Melissa zuckten erschrocken zusammen, und Amber zog schuldbewusst die Hand zurück.
„Amber steht auf Sahnetorte.“ Die Bemerkung kam von Royce, der neben Alec stand.
„Das stimmt“, sagte sie und erwiderte sein Lächeln. Betont langsam leckte sie sich den Zuckerguss vom Finger.
Die beiden waren einander so selbstverständlich vertraut, dass Stephanies Magen sich zusammenzog. Zwischen ihr und Alec gab es keine Vertrautheit. Sie waren nur flüchtige Bekannte.
Daran änderten auch ein paar feierliche Worte nichts.
Zwar hatte der Priester sie zu Mann und Frau erklärt. Doch sie hatte die ganze Zeremonie wie in Trance über sich ergehen lassen, und sie erinnerte sich beinahe an nichts mehr.
Außer an den Kuss. Und ihre Reaktion darauf … die Erregung, die flüchtige Fantasie, dass er sie hochheben und mit ihr in die Flitterwochen verschwinden würde.
„Stephanie?“ Alec unterbrach ihre Gedanken.
Sie blickte zu ihm, registrierte seine gleichmütige Miene. Kein Zwinkern, kein Necken, keine geheime Botschaft.
„Die Torte“, sagte er. „Das ist Aufgabe der Braut.“
Scherzhaft stupste Amber sie mit dem Ellbogen an. „Auf geht’s.“
Stephanie setzte ein Lächeln
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