Was fuer eine Nacht Cowboy
Fernseher, obwohl es nur Wiederholungssendungen waren. Zweimal rief Noah bei Tanner an. Den ersten Abend bemühte er sich noch, munter und fröhlich zu klingen, als er mit seiner Schwägerin Maggie sprach. Den nächsten Abend hatte er auch Luke und Jill am Apparat. Er hoffte, dass er sich besser fühlen würde, wenn er wenigstens ihre Stimme gehört hatte.
Doch kaum dass er auflegte, fühlte er sich noch einsamer und verlassener als zuvor. Er nahm sich das Telefonbuch zur Hand und suchte Tess’ Nummer.
Er wollte sie zwar nicht anrufen, nur ihre Nummer wissen - auch wenn das kein bisschen Sinn machte.
Aber während der Film “Das Wunder in der 34. Straße” zu Ende ging, griff er wie selbstverständlich nach dem Apparat und wählte ihre Nummer, ehe er darüber nachdenken konnte.
Es meldete sich nur ihr Anrufbeantworter.
“Hallo, hoffentlich haben Sie schöne Feiertage. Hinterlassen Sie eine Nachricht, wir rufen zurück.” Auf dem Band klang ihre Stimme nicht so scharf wie im Krankenhaus, sondern so warm und herzlich, wie er Tess in Erinnerung hatte. Ein Piepsen ertönte, dann folgte Stille.
Noah legte auf.
Sie war im Dienst. Oder nicht? Letzte Woche hatte sie diesen Tag frei gehabt.
Verdrossen hockte er auf der Bettkante und grübelte, wo sie sein könnte.
Weihnachtseinkäufe machen? Zur Chorprobe? Oder mit einem anderen Mann zusammen?
Der Gedanke versetzte ihm einen Stich. Er sank gegen das Kopfteil des Bettes und schaute sich in dem eintönigen Raum um. Dabei erinnerte er sich an Tess’
Apartment, das sie in einem gemütlichen warmen Gelbton gestrichen hatte. Ihre Möbel waren aus zweiter Hand gewesen, aber mit bunten Kissen auf dem Sofa und Reisepostern an den Wänden hatte sie sich eine anheimelnde Atmosphäre geschaffen. Das Doppelbett in ihrem Schlafzimmer war in der Mitte so durchgelegen, dass sie jede Nacht wie von selbst dorthin rollten.
Aber das hatte sie nicht gestört. Sie hatten sich gestreichelt geküsst und geliebt.
Noah schloss die Augen, als er daran dachte, und stöhnte. Hastig griff er nach der Fernbedienung, schaltete den Fernseher ein und surfte durch die Programme, fand jedoch nichts, was ihn ablenkte. In Gedanken hörte er stattdessen ihre Stimme. “Hoffentlich haben Sie schöne Feiertage.
Ja, dachte er. Und wie schön.
Um eins musste er zur Krankengymnastik. Die dreißig Zentimeter Schnee, die vor zwei Tagen gefallen waren, hatte der Schneepflug schon geräumt, aber als sein Taxi am Krankenhaus vorfuhr, begann es erneut zu schneien.
Im Krankenhaus hielt Noah nach ihr Ausschau. Er sah Nita. Sie winkte ihm. Er erwiderte ihren Gruß und humpelte auf Krücken zum Gymnastikraum. Im stillen hoffte er, Tess würde hereinkommen, während er hier saß und wartete oder während er bei den anstrengenden Dehn-und Streckübungen schwitzte und stöhnte. Oder aber wenigstens hinterher. Doch nicht einmal da sah er sie.
Auf seinem Weg nach draußen ging er noch in die Cafeteria, weil er sich einbildete, eine Erfrischung zu brauchen. Doch in Wirklichkeit wollte er einen Blick auf Tess erhaschen.
Eine der anderen Krankenschwestern von der Orthopädie lächelte ihm zu. Nita winkte ihm wieder, als er zur Eingangshalle hinüberhumpelte.
Jetzt schneite es stärker. Die Straßen waren schon weiß, als er mit dem Taxi in sein beigefarbenes Gefängnis zurückkehrte. Innerlich wappnete er sich, dort hineinzugehen, aber als das Taxi vor dein Motel hielt, brachte er es nicht fertig.
“Warten Sie auf mich”, sagte er zu dem Fahrer.
Er packte seine Siebensachen zusammen und bezahlte die Unterkunft. Zwar rechnete er nicht damit, dass Tess ihn mit offenen Armen empfangen würde.
Das hätte an ein Wunder gegrenzt. Aber es hatte einmal etwas zwischen ihnen gegeben - und davor war er weggelaufen.
Er erwartete nicht, dass er es zurückbekommen würde.
Noah wollte nur ein wenig Freundschaft, ein wenig Verständnis und bis nach Weihnachten eine gemütliche Bleibe. Nur für die paar Tage. Nicht mehr.
Danach würde er ins Motel zurückkehren.
Auch wenn dort alles beige in beige war.
Sie hatte nicht mehr dieselbe Adresse wie damals. Er wusste nicht, was ihn erwartete, aber es freute ihn, dass sie in der Nähe der Universität wohnte. Es war eine ältere Siedlung, mit Bäumen am Straßenrand. Einige Häuser waren von sorgfältig gestrichenen Lattenzäunen umgeben, darunter auch das von Tess.
Es hatte ein Spitzdach und eine weiße Fassade, und im Vorgarten stand eine Tanne. Es erschien ihm viel zu
Weitere Kostenlose Bücher