Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was geschah mit Angelika H.

Was geschah mit Angelika H.

Titel: Was geschah mit Angelika H. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
Vom Netzwerk:
es gelungen, ihm mehr als einen gelegentlichen Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung nachzuweisen.
    Als Markesch die Spielhalle betrat, sah er den Zwerg an einem Einarmigen Banditen stehen und lässig eine Münze nach der anderen hineinwerfen, ganz so, wie alte Damen Brotkrusten an Tauben verfütterten. Der Automat ratterte und klingelte, als wollte er im nächsten Moment explodieren, aber er gab nicht eine müde Mark wieder heraus.
    Ronnie grunzte befriedigt und wandte sich dem nächsten Automaten zu.
    Er war ein kaum tischgroßer, von seiner Leidenschaft für Dampfnudeln und Sauerbraten gezeichneter Fettkloß, der auf jeder Kegelbahn als Ersatzkugel durchgegangen wäre. Über und über mit Goldkettchen und Ringen behängt, die Fettmassen von einem waldmeistergrünen Samtanzug kaum gebändigt, hätte man ihn ohne weiteres in jedem Juweliergeschäft als mobilen Weihnachtsbaum einsetzen können, und sein Grinsen war das eines Mannes, dem die ganze Welt nicht das Wasser reichen konnte, weil er sowieso nur Cognac und edlen französischen Rotwein trank, Château de Prison oder irgendein anderes gutes Tröpfchen. Wie immer war er von drei Gespielinnen umlagert, großen, blonden, vollbusigen Geschöpfen, die ihn wie Türme überragten, Professionelle aus dem Eros-Center an der Hornstraße in geschlitzten, superkurzen Röcken und zum Zerreißen gespannten Blusen.
    Es war ein Bild wie aus einem Werbespot für die Freuden des kriminellen Lebens, und Markesch konnte nur hoffen, daß es tatsächlich so etwas wie eine ausgleichende Gerechtigkeit gab, die am Tag des Zorns die Bösen bestrafte und die Guten belohnte.
    »Welch seltene Ehre«, rief der Zwerg euphorisch, kaum daß er ihn erspähte. »Der Welt größter Schnüffler in meinen verrufenen Hallen! He, Markesch, dich hat doch keiner auf mich angesetzt, oder? Vielleicht irgendein armer Schlucker, der seine ganze Sozialhilfe an einem meiner kleinen Freunde verspielt hat und nun das jüngste seiner zwölf Kinder verkaufen muß, um dein horrendes Schnüfflerhonorar zu zahlen!«
    Er lachte blökend.
    »Dein Humor ist wie immer vom Feinsten«, sagte Markesch und versuchte mit mäßigem Erfolg, die Blusen der drei blonden Liebesdamen zu ignorieren. »Und du, Ronnie? Immer noch damit beschäftigt, die Automaten zu manipulieren und den Armen und Dummen der Stadt das letzte Geld aus der Tasche zu ziehen?«
    Der Zwerg lachte wieder.
    Die Gespielinnen kicherten pflichtschuldig mit, und wie hypnotisiert wartete Markesch darauf, daß die Blusenknöpfe unter der ungeheuren Belastung nachgaben.
    Natürlich wurde er enttäuscht.
    Der Zwerg scheuchte die drei mit einer lässigen Handbewegung fort und stopfte seine Münzen in den hungrigen Zahlschlitz des nächsten Automaten.
    »Aber im Ernst, Markesch! Freut mich, dich zu sehen. Erst heute morgen habe ich zu mir gesagt, was es doch für eine furchtbare Schande ist, daß ein Mann mit deinen Fähigkeiten seine Zeit damit vergeudet, entlaufenen Hunden und Goldfischen nachzuspüren. Warum hängst du deinen Job als Privatdetektiv nicht endlich an den Nagel und kommst zu mir? Jemand wie dich kann ich immer gebrauchen, und ich zahle dir das Zehnfache von dem, was du jetzt verdienst, und ’ne Weihnachtsgratifikation gibt es auch. In Naturalien.«
    Er zwinkerte lüstern und wies mit den Daumen auf die drei Blondinen. »Sag ja, und wir verlegen das Weihnachtsfest auf heute vor.«
    Markesch seufzte entsagungsvoll. »Wenn ich meine Seele verkaufen will, bist du der erste, dem ich sie anbiete. Aber im Moment bin ich mir nicht mal sicher, ob ich eine habe.«
    Der Geldspielautomat piepste und blinkte und schluckte gierig Münze um Münze, aber das Ausgabefach blieb so leer wie das Sparschwein eines kleptomanen Quartalssäufers.
    »Guter Junge«, sagte der Zwerg und tätschelte den Einarmigen Banditen.
    »Du könntest mir trotzdem helfen«, fuhr Markesch fort, als sich Ronnie dem nächsten Automaten zuwandte. »Ich brauche ein paar Informationen.« Mit knappen Worten schilderte er, was im Café Regenbogen vorgefallen war, und schloß: »Diese Sache muß ein Ende haben. Beim nächstenmal werden sie das Café vielleicht in die Luft sprengen, und wo soll ich dann meine Klienten empfangen?«
    Der Zwerg rieb nachdenklich sein Dreifachkinn. »Klingt ziemlich absurd. Nicht, daß ich irgend etwas mit diesen schrecklichen Leuten zu tun habe, die den ehrlichen Pizzabäckern von Köln das sauer verdiente Geld abpressen …«
    »Natürlich nicht!«
    »… aber

Weitere Kostenlose Bücher