Was geschah mit Angelika H.
Konkurrenz.«
»Mit anderen Worten, Sie wollen sie umlegen.«
»Ein häßliches Wort.«
»Noch häßlicher wird’s, wenn das häßliche Wort in die häßliche Tat umgesetzt wird.«
»Unsere Zeit ist zu knapp, um sie mit überflüssigen Diskussionen zu verschwenden. Sie wissen nun, was wir von Ihnen erwarten. Im übrigen dürfte auch Ihnen an einer schnellen und endgültigen Lösung dieses Problems gelegen sein.«
Markesch sagte nichts.
Laurel und Hardy hatten zweifellos Strafe verdient, und mit ihren Umgangsformen würden sie eines nicht allzu fernen Tages sowieso in einem Faß voller Beton landen und im Aachener Weiher versenkt werden. Aber wenn sie von den Mafiosi umgelegt wurden, konnte Archimedes bis zum Jüngsten Tag auf den Schadenersatz für das zertrümmerte Mobiliar warten, und Markesch bezweifelte, ob das Jüngste Gericht für Schadenersatzforderungen überhaupt zuständig war.
»Nun?« sagte der Mann hinter der Lampe.
»Ich werde tun, was ich kann«, antwortete Markesch ausweichend.
»Sie werden tun, was wir verlangen«, korrigierte die gesichtslose sonore Stimme. »Sie können uns über unseren gemeinsamen Freund erreichen. Wir erwarten, bald von Ihnen zu hören.«
»Sicher«, brummte Markesch. »Danke für den großartigen Abend. Es war eine tolle Party.«
Hinter ihm knisterte die Papptüte, und resigniert ließ er zu, daß sie ihm wieder über den Kopf gestülpt wurde. Man zerrte ihn vom Stuhl und die Treppe hinunter in den Wagen.
Fantastisch, dachte Markesch, während der BMW anfuhr. Wahrscheinlich bin ich der erste Schnüffler, der für die Mafia arbeiten soll. Und das ohne Honorar.
Finster brütete er in der Finsternis unter der Papptüte vor sich hin, bis der Wagen schließlich anhielt, die Tür aufgestoßen und er nach draußen gezerrt wurde. Alles spielte sich in völligem Schweigen ab, als hätte man seinen Bewachern schon auf der Mafiaschule beigebracht, daß Worte eine bedrohliche Atmosphäre nur zerstörten und die Fantasie des Opfers die beste Waffe des Täters war. Jemand stopfte ihm etwas Hartes in die Tasche, und er konnte nur hoffen, daß es seine Magnum und keine Bombe war.
»Was ist mit der verdammten Tüte?« fragte Markesch verdrossen. »Soll ich jetzt für den Rest meiner Tage mit dieser verdammten Tüte durch die Gegend laufen?«
Der Pistolero lachte wie ein besonders hämischer Lachsack. »Gute Idee. Würde dich hübscher machen. Aber nein – du wartest, bis wir weg sind. Wenn wir weg sind, kann die Tüte runter. Vorher nicht. Was du nicht siehst, belastet dich auch nicht.«
»Wer will schon eure Gesichter sehen?« knurrte Markesch. »So was schlägt nur auf den Magen. Ich will doch nicht, daß mir der Whisky hochkommt.«
Er hörte einen Fluch, und dann bohrte sich eine Faust mit solcher Wucht in seinen Bauch, daß er schon fürchtete, sie würde am Rücken wieder heraustreten. Stöhnend krümmte er sich zusammen. Durch den Nebel aus Schmerz und Übelkeit hörte er, wie sich die Schritte des Pistoleros entfernten. Dann schlug die Autotür zu.
Der Motor heulte auf.
Markesch griff nach der Tüte und riß sie sich mit einem Ruck vom Kopf.
Mit quietschenden Reifen schoß der BMW davon. Er war schnell, aber Markesch hatte gute Augen und nur auf diesen Moment gewartet, und ehe der BMW hinter der nächsten Straßenecke verschwand, hatte er sich das Kennzeichen unauslöschlich eingeprägt.
Er lächelte verzerrt.
Diese Bastarde!
Glaubten die im Ernst, sie könnten ihn mit einer Papptüte und einem Schlag in die Magengrube so einschüchtern, daß er wie irgendein kleiner hasenfüßiger Pizzabäcker nach ihrer Pfeife tanzte? Er war doch nicht Privatschnüffler geworden, um für die Henker der Mafia den Wasserträger zu spielen!
»Euch mach’ ich fertig«, knirschte er. »Zum Teufel, euch mach’ ich fertig, und sollte ich selbst dabei draufgehen!«
Wütend trat er gegen die Tüte.
Enke, dachte er. Mein alter Freund Enke von der Drogenfahndung. Er muß wissen, wer die SoKo Schutzgeldmafia leitet. Vielleicht ist ein Autokennzeichen nicht viel, aber wie ich die Jungs vom Waidmarkt kenne, tappen sie in Sachen Pizzeria-Erpressung noch immer so im Dunkeln wie ein Blinder in einem fensterlosen Keller. Und so ein kleiner Tip ist nicht nur eine staatstragende Sache, sondern auch eine freundschaftliche Geste, die geradezu nach einer Gegenleistung verlangt.
Morgen, dachte er. In aller Frühe.
Er wandte sich ab und stiefelte die Straße hinunter. Immerhin hatten ihn die
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