Was geschah mit Angelika H.
haben einige Erkundigungen über Sie eingeholt. Manches davon spricht für Sie; anderes hingegen löst bei uns gewisse Bedenken aus. Wir haben Sie zu uns gebeten, um diese Bedenken auszuräumen.«
»Im Bedenken ausräumen bin ich ganz groß«, versicherte Markesch. Nervös befeuchtete er seine Lippen. »Manchmal bin ich wochenlang nur damit beschäftigt.«
Der Mann lachte wieder. »Sie sind Privatdetektiv. Sie stellen Fragen, die niemand gern beantwortet, kümmern sich um Dinge, die Sie nichts angehen, und schnüffeln Leuten hinterher, die einen Schnüffler in etwa so dringend brauchen wie ein Furunkel am Hintern.«
Markesch seufzte. »Ich wußte ja, daß die Branche ein schlechtes Image hat, aber …«
Ein Schlag traf ihn am Kopf. »Still!« zischte einer seiner anonymen Bewacher. »Du redest nur, wenn du gefragt wirst!«
Markesch preßte die Lippen zusammen und verschluckte eine wütende Erwiderung.
»Sie leben vom Schmutz und Unrat Ihrer Mitmenschen«, fuhr der Mann hinter der Lampe freundlich fort. »Wir verstehen das. Ein Mann muß von irgend etwas leben. Dagegen ist nichts einzuwenden. Aber wir müssen ebenfalls leben, und unsere Geschäfte sind so sensibel, daß sie keine neugierigen Fragen vertragen. Neugierige Fragen beunruhigen uns, und wenn wir dann noch erfahren, daß der Fragesteller ein Schnüffler mit guten Beziehungen zur Polizei ist …«
Er führte den Satz nicht zu Ende.
Die unausgesprochenen Worte hingen schwer in der Luft, wie ein Fallbeil, das über Markeschs Kopf schwebte und nur darauf wartete, nach unten zu sausen und zu trennen, was die Natur so perfekt zusammengefügt hatte.
Er schluckte.
Sein Mund war so trocken, wie es keine Wüste jemals sein konnte, und mit Entsetzen wurde ihm bewußt, daß seine sizilianischen Gastgeber nicht nur ein völlig falsches Bild von der Schnüfflerbranche im allgemeinen, sondern auch von ihm als Schnüffler im besonderen hatten.
»In meinem Job kommt man ohne Kontakte zur Polizei nicht aus«, sagte er heiser. »Aber das bedeutet nicht, daß ich für die Polizei arbeite. Ich bin Privatdetektiv, kein gottverdammter Spitzel.«
»Das hat uns unser gemeinsamer Freund auch versichert«, sagte der Mann hinter der Lampe. »Gut. Wir werden Ihnen vertrauen. Vorläufig.«
»Sie ahnen gar nicht, wie froh mich das stimmt«, meinte Markesch. »Und wo soviel Vertrauen ist, sollte man auch ganz offen miteinander reden, und zwar über diese beiden Armleuchter, die Sie ins Café Regenbogen geschickt haben. Hören Sie, ich …«
»Wir haben niemand in dieses Café geschickt. Nach dem, was uns unser gemeinsamer Freund über den Vorfall erzählt hat, scheint es sich bei Ihren Besuchern um Amateure zu handeln. Trittbrettfahrer, die von unserer erfolgreichen Geschäftsmethode profitieren wollen. Wir sind ganz und gar nicht glücklich darüber.«
Markesch blinzelte ins grelle Licht. Er hatte so etwas bereits vermutet, aber er war trotzdem enttäuscht. Wenn Laurel und Hardy nicht für die italienische Schutzgeldmafia arbeiteten, für wen arbeiteten sie dann? Daß sie allein auf den Gedanken gekommen waren, die Mafiamethoden zu kopieren, war schwerlich vorstellbar – sie waren eher der Handlangertyp, halb so intelligent wie eine Gurke und doppelt so brutal wie eine Planierraupe – irgend jemand mußte hinter ihnen stehen und den Plan ausgebrütet haben.
»Tscha«, sagte er, »dann frage ich mich, was ich hier eigentlich soll. Ich meine, Sie haben mich doch nicht eingeladen, weil Sie sonst niemand kennen, mit dem Sie so nett plaudern können, oder?«
»Eine scharfsinnige Feststellung. Wie Sie sich sicher denken können, lehnen wir Konkurrenz im Geschäft schon aus grundsätzlichen Erwägungen ab. Wir haben also ein großes und berechtigtes Interesse daran, diesen beiden Armleuchtern, wie Sie so treffend formuliert haben, das Handwerk zu legen. Wir dachten uns, daß Sie uns dabei helfen können. Immerhin sind Sie der professionelle Schnüffler …«
»Sie wollen mich engagieren?« fragte Markesch.
»Wir wollen, daß Sie uns auf dem laufenden halten«, sagte der Mann hinter der Lampe sanft.
»Wir wollen außerdem, daß Sie die Lösung dieses Problems uns überlassen. Wir möchten nicht, daß die Polizei tätig wird. Wir haben kein Vertrauen zu den Behörden, wir glauben nicht an die abschreckende Wirkung der Strafjustiz. Nach unserer Überzeugung gibt es nur eine Möglichkeit, unsere legitimen Geschäftsinteressen zu wahren: durch sofortige Ausschaltung jeder
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