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Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition)

Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition)

Titel: Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Hodkin
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»Auch die Möglichkeit der illegalen Verklappung gefährlicher Abfallsubstanzen wird untersucht. Man geht davon aus, dass Herpetologen vom Metro Zoo in den nächsten Tagen Autopsien an den Tieren vornehmen werden. Die Ergebnisse werden wir Ihnen auf diesem Sender natürlich vorstellen. In der Zwischenzeit sollten sich Touristen von diesem Gebiet fernhalten«, sagte sie und hielt sich die Nase zu.
    »Sie haben recht, Marge. Das stinkt wirklich zum Himmel! Und jetzt übergebe ich an Bob mit den Wetteraussichten.«
    Mein Arm zitterte, als ich den Fernseher ausschaltete. Ich stand auf und ging mit schwankenden Schritten zum Spülbecken in der Küche, um einen Schluck Wasser zu trinken. Ich holte eine Tasse aus dem Schrank und stand an der Anrichte, während in meinem Kopf alles durcheinanderwirbelte.
    Der Ort, der da gerade gezeigt worden war, hatte nicht genau so ausgesehen.
    Aber ich war mitten in der Nacht dort gewesen; es war klar, dass am helllichten Tag alles anders wirken würde.
    Oder es war eine ganz andere Stelle gewesen. Und selbst wenn nicht, hatte vielleicht tatsächlich etwas anderes das Wasser vergiftet.
    Oder ich war gar nicht dort gewesen.
    Ich füllte den Becher mit Wasser und setzte zum Trinken an. Dabei sah ich zufällig mein Spiegelbild im Küchenfenster.
    Ich sah aus wie der Geist einer Fremden. Irgendetwas geschah mit mir.
    Ich warf den Becher gegen die Scheibe und sah, wie mein Spiegelbild verschwamm.

47
    VORHER
    A mnächsten Tag erwachte ich auf einem Bettgerippe im Innern der Staatlichen Irrenanstalt Tamerlane. Die Matratze, auf der ich lag, war dreckig und zerfetzt. Das Bettgestell knarrte, als ich mich aufrichtete und an mir herabsah. Ich war schwarz angezogen. Jemand küsste mich von hinten auf den Nacken. Ich fuhr herum.
    Es war Jude. Er schlang mir lächelnd den Arm um die Taille und zog mich an sich.
    »Lass das, Jude. Nicht hier.« Ich duckte mich unter seinem Arm weg und stand auf, wobei ich über den Schutt und das Isoliermaterial stolperte, das auf dem Boden lag.
    Er folgte mir und drängte mich gegen die Wand.
    »Schsch, ganz ruhig«, sagte er, als er mir die Hand an die Wange legte und sich meinem Mund näherte. Ich wandte den Kopf ab. Sein heißer Atem traf meinen Hals.
    »Ich will das jetzt nicht«, sagte ich mit rauer Stimme. Wo war Rachel? Und Claire?
    »Das willst du nie«, murmelte er an meiner Haut.
    »Vielleicht, weil du nicht besonders gut bist.« Mein Magen zog sich zusammen, sobald ich die Worte ausgesprochen hatte.
    Jude rührte sich nicht. Ich riskierte einen kurzen Blick in sein Gesicht. Seine Augen waren leer, leblos. Dann lächelte er, doch es lag keine Wärme darin.
    »Vielleicht liegt das daran, dass du so eine Schlampe bist«, sagte er und sein Lächeln verschwand. Ich musste weg. Sofort.
    Ich versuchte mich zwischen seinem Körper und der Wand herauszuwinden, indem ich ihn mit beiden Händen wegdrückte.
    Er drückte zurück. Und es tat weh.
    Wie konnte das nur passieren? Ich hatte im Verlauf der letzten beiden Monate gelernt, dass Jude ein echter Armleuchter sein konnte: fordernd, verwöhnt, unausstehlich; das typische Alphamännchengehabe. Aber das hier? Das war auf einem ganz anderen Level total daneben. Das hier war –
    Jude presste mich mit seinem vollen Gewicht gegen die bröckelnde, staubige Wand und unterbrach meine Gedanken. Ich spürte, wie sich mir sämtliche Haare sträubten, und überschlug meine schwindenden Möglichkeiten.
    Ich konnte schreien. Vielleicht waren Rachel und Claire nahe genug, um mich zu hören, vielleicht auch nicht. Wenn nicht – tja, dann würde die Sache noch hässlicher werden.
    Ich konnte ihm eine reinhauen. Aber das wäre vermutlich äußerst unklug, denn ich hatte ihn im Studio das Doppelte meines Körpergewichts stemmen sehen.
    Oder ich tat gar nichts. Irgendwann würde Rachel mich suchen kommen.
    Die dritte Variante schien mir die aussichtsreichste zu sein. Ich ließ meinen Körper erschlaffen.
    Judewar das egal. Er drängte sich noch gewaltsamer an mich und ich kämpfte gegen die wirbelnde Panik an, die mir in die Kehle stieg. Das hier war falsch, falsch, falsch. Keuchend presste er den Mund auf meinen und ich wurde mit solcher Gewalt an die Wand gedrückt, dass um mich herum kleine Staubwolken aufwirbelten. Mir wurde übel.
    »Nein«, flüsterte ich. Es klang wie von weither.
    Jude gab keine Antwort. Seine grabschenden Hände fuhren ungeschickt unter meinen Mantel, meine Sweatshirtjacke, mein T-Shirt. Die Kälte seiner

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