Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition)
um meine, sondern auch um die aller anderen.
»Es ist wunderbar, es nicht vor dir geheim halten zu müssen«, sagte Noah und wickelte sich meinen T-Shirt-Kragen um den Finger. Er zog den Stoff zur Seite und gab mir einen Kuss auf die nackte Schulter.
Ich schob ihn ein wenig zur Seite, um sein Gesicht sehen zu können. »Wie gehst du damit um?«
Er sah mich fragend an.
»Ständig die körperlichen Reaktionen der anderen um dich herum zu hören und zu fühlen. Macht dich das nicht verrückt?«
Selbst wenn es ihm nicht so erging, mich würde es mit Sicherheit wahnsinnig machen zu wissen, dass ich keine Geheimnisse besaß, solange ich in seiner Nähe war.
Noah runzelte die Stirn. »Im Großen und Ganzen ist es für mich zum Hintergrundgeräusch geworden. Es sei denn, ich konzentriere mich auf jemanden.« Er legte seine Hand auf meine Hüfte und mein Puls begann zu rasen.
Ich lächelte. »Hör auf damit«, sagte ich dann und schob seine Hand fort, was er mit einem Grinsen quittierte. »Was hast du noch mal gesagt?«
undauch sie nur, als sie – als du – verletzt waren. Du warst die Erste, der ich begegnet bin, und dann Joseph. Ich habe dich gesehen, dort, wo du warst, und ein Echo von dem gespürt, was ihr beide empfunden habt.«
»Aber es gibt jede Menge verletzte Menschen.« Ich starrte ihn an. »Warum ausgerechnet wir?«
»Das weiß ich nicht.«
»Was sollen wir jetzt tun?«
Noah lächelte, während er mit dem Daumen über meine Lippen strich. »Da fallen mir schon ein oder zwei Dinge ein.«
Ich grinste und sagte: »Das hilft mir aber nicht weiter.« Im gleichen Moment hatte ich ein heftiges Gefühl von Déjà-vu, bei dem ich mich in einem staubigen Laden in Little Havanna ein Glasfläschchen umklammern sah.
»Ich bin verwirrt«, sagte ich zu Mr Lukumi. »Ich brauche Hilfe.«
»Das wird dir nichts bringen«, erwiderte er und sah auf meine Faust.
Aber dann hatte er mir doch geholfen, mich zu erinnern. Vielleicht konnte er das auch jetzt.
Ich war im Nu auf den Beinen. »Wir müssen zurück zum Botanica-Laden«, sagte ich und sauste zum Schrank.
Noah sah mich schräg von der Seite an. »Es ist nach Mitternacht. Da ist jetzt niemand.« Er musterte mich prüfend.
»Bis du überhaupt sicher, dass du noch einmal dort hinwillst? Dieser Priester war schon beim ersten Mal nicht besonders freundlich.«
Ich dachte an Mr Lukumis Gesicht und daran, dass er mich zu kennen schien, und wurde wütend.
»Noah«,sagte ich und ging auf ihn los. »Er weiß Bescheid. Dieser Mann, der Priester, weiß von mir. Er weiß es. Deshalb hat das, was er getan hat, funktioniert.«
Noah zog skeptisch die Augenbraue hoch. »Aber du hast gesagt, es hätte nicht funktioniert.«
»Ich habe mich getäuscht.« Meine Stimme klang merkwürdig und die Stille im Zimmer verschluckte meine Worte. »Wir müssen noch mal hin.« Ich hatte Gänsehaut auf den Armen.
Noah kam zu mir herüber, zog mich an sich und strich mir über das Haar, bis ich wieder langsamer atmete. Er sah mir unentwegt in die Augen, während ich mich beruhigte und mit hängenden Armen dastand.
»Kann es nicht sein, dass du dich so oder so an die Nacht erinnert hättest?«, fragte er leise.
Ich sah ihn mit schmalen Augen an. »Wenn du eine bessere Idee hast, dann raus damit.«
Noah nahm meine Hand und verschränkte die Finger mit meinen. »Schon gut«, sagte er und führte mich zurück zum Bett. »Du hast gewonnen.«
Aber irgendwie fühlte es sich an, als hätte ich bereits verloren.
53
A mnächsten Morgen wachte ich neben Noah auf.
Mein Arm lag quer über seinem Bauch und ich spürte, wie sich beim Atmen seine Rippen unter dem dünnen T-Shirtstoff bewegten. Es war das erste Mal, dass ich ihn so sah, das erste Mal, dass ich ihn ungestört beobachten konnte. Die Kette, die er immer trug, war während der Nacht herausgerutscht. Ich betrachtete sie zum ersten Mal genauer. Der Anhänger war nicht mehr als ein schmaler silberner Steg. Der einen Hälfte hatte man die Form einer Feder gegeben, der anderen die eines Hammers. Schön und interessant zugleich, genau wie er selbst.
Meine Augen wanderten weiter über diesen unmenschlich gut aussehenden Jungen in meinem Bett. Eine Hand lag zur Faust geballt neben seinem Gesicht. Ein sanfter Lichtstrahl fiel auf sein dunkles, zerzaustes Haar und ließ es golden schimmern. Ich atmete ihn ein und der Duft seiner Haut vermischte sich mit meinem Shampoo.
Ich wollte ihn küssen.
Ich wollte sein kratziges Kinn unter meinen Lippen
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