Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition)
Dinge getan – irgendwas stimmt nicht mit mir, Noah. Bring es wieder in Ordnung.«
Der Ausdruck, mit dem Noah mir das Haar aus dem Gesicht strich und die Kontur meines Halses entlangfuhr, brach mir das Herz. »Das kann ich nicht.«
»Warum nicht?«, fragte ich und meine Stimme überschlug sich fast dabei.
Noah nahm mein Gesicht in beide Hände und hielt es fest. »Weil an dir nichts defekt ist.«
Ich saß mucksmäuschenstill und atmete langsam durch die Nase. Der kleinste Laut würde mich vernichten. Ich schloss die Augen, um nicht zu weinen, aber die Tränen kamen trotzdem.
»Also«, sagte ich, während sich mir die Kehle zuschnürte.
»Also.«
»Wir beide?«
»Scheint so«, sagte Noah. Eine Träne tropfte auf seinen Daumen, doch er zog die Hände nicht weg.
»Wie stehen die Chancen, dass –«
»Ausgesprochen schlecht«, fiel Noah mir ins Wort.
Ichlächelte in seinen Händen. Sie waren so real, dass es fast wehtat. Ich spürte ihn, spürte uns, überdeutlich. Wir waren so verloren und verwirrt und ohne jede neue Erkenntnis darüber, was hier vor sich ging oder warum.
Aber wir waren nicht allein.
Noah kam näher und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Seine Miene war ruhig. Nein, mehr als das. Sie war friedlich.
»Du musst am Verhungern sein. Ich hole dir etwas aus der Küche.«
Ich nickte und Noah stand auf, um aus dem Zimmer zu gehen. Als er die Tür aufmachte, sprach ich ihn an.
»Noah?«
Er drehte sich um.
»Als du mich damals gehört hast. Bevor ich hierhergezogen bin. Was habe ich da gesagt?«
Noahs Gesicht verdüsterte sich. »Holt sie raus.«
52
I chmuss sagen, dieser Schlafplatz gefällt mir ausgesprochen gut.«
Ich konnte mir nicht vorstellen, dass mir der Klang von Noahs Stimme in der Dunkelheit meines Zimmers jemals zu viel werden würde. Er lehnte an zwei Kissen, ich schmiegte mich an ihn und wir teilten uns meine Decke. Mein Kopf lag an seiner Schulter und meine Wange an seiner Brust. Sein Herz schlug ruhig und gleichmäßig. Meines lief Amok. Ich glaube, ich wusste, dass es für ihn hier nicht sicher war. Mit mir. Aber ich konnte mich nicht überwinden, von ihm abzurücken.
»Wie hast du das eigentlich hingebogen?« Nach wie vor hatte ich weder mein Zimmer verlassen noch meine Mutter gesehen, seit sie am Nachmittag nach mir geschaut hatte, vor Noahs Beichte. Und vor meiner Beichte. Ich fragte mich, warum wir damit durchkamen.
»Offiziell schlafe ich gerade in Daniels Zimmer.«
»Jetzt?«
»In diesem Moment«, sagte Noah und winkelte den Arm hinter mir ein wenig an. Er lag knapp unterhalb der Stelle, an der mein Hemd endete. »Deine Mutter wollte nicht, dass ich so spät noch nach Hause fahre.«
»Und morgen?«
»Dasist eine gute Frage.«
Ich richtete mich auf, um ihm ins Gesicht zu sehen. Er starrte ernst und nachdenklich zur Decke. »Ob du morgen noch hier sein wirst?«, fragte ich gefasst. Ich wusste inzwischen, dass Noah keine Spielchen spielte. Dass er gehen würde, wenn er es wollte, es aber auch ehrlich sagen würde. Trotzdem hoffte ich, dass es nicht das war, was er gemeint hatte.
Er lächelte sanft. »Wie es morgen mit uns weitergehen wird. Jetzt, da wir wissen, dass wir nicht verrückt sind.«
Das war die ultimative Frage, die mich schon seit letzter Woche verfolgte, seit ich mich wieder erinnern konnte. Was kam als Nächstes? Sollte ich irgendetwas tun? Versuchen, es zu ignorieren? Oder es aufhalten? Hatte ich überhaupt eine Wahl? Es war einfach zu viel. Das Herz hämmerte mir in der Brust.
»Woran denkst du?« Noah legte sich auf die Seite und verstärkte seinen Griff. Er presste mich an sich, bis wir vollkommen aneinandergeschmiegt waren.
»Was?«, flüsterte ich, während sich meine Gedanken in Luft auflösten.
Noah glitt mit der Nase über mein Kinn bis zu der Mulde unter meinem Ohr.
»Du hast totales Herzklopfen«, sagte er und fuhr mit den Lippen über meinen Hals bis hinab zum Schlüsselbein.
»Das habe ich gar nicht gemerkt«, sagte ich und spürte seine Hand durch den dünnen Stoff meiner Hose. Sie glitt über die Rückseite meines Knies. Über den Oberschenkel. Mit einem verschmitzten Lächeln wandte er mir das Gesicht zu.
»Wenndu müde bist, kann ich das hören, Mara. Wenn du verletzt bist, spüre ich es. Und wenn du lügst, kriege ich das auch mit.«
Ich schloss die Augen, weil mir die Bedeutung von Noahs Fähigkeit erst jetzt richtig klar wurde. Er würde um jede meiner Reaktionen – jede meiner Reaktionen auf ihn – wissen. Und nicht nur
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