Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition)
ich konzentrierte mich ganz darauf, keinen verrückten Eindruck zu machen. Ich atmete langsam und gleichmäßig, während er mir mit seiner Stablampe in die Augen leuchtete. Er musterte mich von oben bis unten, und gerade, als er fertig zu sein schien, hörte ich die Frau etwas sagen.
»Wo zum Teufel ist Diaz?«
»Sie meinte, dass sie gleich kommt.« Die Stimme gehörte dem Mann, der eben mit mir gesprochen hatte.
»Willst du den Hund nicht lieber anbinden?«
»Äh, nein.«
»Ich wollte ihn nicht anfassen«, sagte die Frau. »Man kann die Flöhe förmlich auf ihm herumkrabbeln sehen.«
»Ladysund Gentlemen, die Prinzessin von Miami.«
»Scher dich zum Teufel, Gadsen.«
»Reg dich ab. Der Hund läuft nirgendwohin. Der kann kaum stehen, geschweige denn weglaufen. Aber es spielt sowieso keine Rolle. Das ist ein Pitbull, den werden sie einfach einschläfern.«
Wie war das?
»Es ist ausgeschlossen , dass der Hund es getan hat. Der Kerl ist gestolpert und hat sich an diesem Holzhaufen den Schädel eingeschlagen – siehst du? Um das zu erkennen, müssen wir nicht erst auf die Spurensicherung warten.«
»Es hat niemand behauptet, dass es der Hund war. Ich habe nur gesagt, dass sie ihn sowieso einschläfern werden.«
»Schade drum.«
»Dann wird er wenigstens erlöst aus seinem Elend.«
Nach allem, was der Hund durchgemacht hatte, würde man ihn einschläfern. Umbringen.
Meinetwegen.
Mir wurde schon wieder übel. Meine Hand zitterte, als der Sanitäter mir den Puls fühlte.
»Wie geht es dir jetzt?«, fragte er leise. Er hatte freundliche Augen.
»Gut«, log ich. »Wirklich. Ich bin völlig in Ordnung.« Ich hoffte, ihn mit Worten überzeugen zu können.
»Dann sind wir fertig. Detective Gadsen?« Der männliche Beamte und die Frau im Anzug kamen zu uns herüber und der Mann, Detective Gadsen, bedankte sich bei dem Sanitäter, der wieder zum Krankenwagen zurückging. Dort waren noch mehr Leute zugange, einige in Uniform, andere nicht, außerdem war ein Einsatzwagen der Gerichtsmedizin vorgefahren, der hinten die Aufschrift MEDICAL EXAMINER trug. Schleimige Angst legte sich auf meine Zunge.
» Mara hast du gesagt, nicht wahr?«, erkundigte sich Detective Gadsen und seine Kollegin zückte einen Notizblock. Ich nickte. »Wie heißt du mit Nachnamen?«
»Dyer«, erwiderte ich. Seine Kollegin schrieb es auf. Ihr brauner Anzug hatte dunkle Flecken unter den Achseln. Seiner auch. Mir dagegen war zum ersten Mal, seit ich nach Miami gekommen war, nicht heiß. Ich zitterte.
»Was hat dich heute Nachmittag hierher geführt, Mara?«, fragte er weiter.
»Ähm.« Ich schluckte. »Ich bin diejenige, die wegen dem Hund angerufen hat.« Es war zwecklos, das zu leugnen. Ich hatte meinen Namen und meine Telefonnummer im Büro der Tierschutzbehörde hinterlassen.
Er hielt die Augen unverwandt auf mich gerichtet, doch ich bemerkte eine leichte Veränderung in seinem Ausdruck. Er wartete darauf, dass ich fortfuhr.
Ich räusperte mich. »Ich wollte nach der Schule einfach noch mal vorbeikommen, um zu sehen, ob man den Hund inzwischen abgeholt hat.«
Bei diesen Worten nickte er. »Hast du sonst noch jemanden gesehen, als du heute Morgen hier warst?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Auf welche Schule gehst du?«, fragte er.
»Auf die Croyden Academy.«
Die Beamtin notierte auch das. Was mir sehr gegen den Strich ging.
Er stellte noch weitere Fragen, aber ich konnte nicht anders, als mit den Augen nach dem Hund Ausschau zu halten. Sie mussten die Leiche woanders hingebracht haben, während ich untersucht wurde, denn sie war nicht mehr da. Eine Metalltür schlug zu und ich schrak zusammen. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass Detective Gadsen aufgehört hatte zu sprechen. Er wartete darauf, dass ich etwas sagte.
»Tut mir leid«, sagte ich, als dicke Tropfen wie Kugeln auf Metall und dünne Blechteile schlugen. Es würde jeden Moment wieder anfangen zu regnen. »Ich habe nicht gehört, was Sie gesagt haben.«
Detective Gadsen sah mir prüfend ins Gesicht. »Ich habe gesagt, meine Kollegin wird dich zum Campus zurückbegleiten.« Die Frau sah aus, als wollte sie lieber ins Haus.
»Mir geht es gut.« Ich lächelte, um zu zeigen, wie gut es mir ging. »Und es ist nicht weit. Aber trotzdem vielen Dank«, sagte ich.
»Es wäre mir wirklich lieber, wenn –«
»Sie hat gesagt, dass es ihr gut geht, Vince. Komm und schau dir das an, ja?«
Detective Gadsen musterte mich aufmerksam. »Danke, dass du angerufen hast.«
Ich zuckte
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