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Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition)

Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition)

Titel: Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Hodkin
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war, Noah zu ignorieren, hatte ich beschlossen, Animal Control anzurufen und den tumben Tierquäler anzuzeigen. Ich holte mein Handy heraus. Sie würden sicher jemanden schicken, um meiner Anzeige nachzugehen, und sehen, dass das Leben des Hundes auf der Kippe stand. Und dann würden sie ihn dort rausholen.
    Ich rief die Auskunft an, bat um die Nummer der Tierschutzbehörde und schrieb sie mir auf die Hand. Es klingelte drei Mal, ehe eine weibliche Stimme antwortete.
    »Animal Control, Officer Diaz am Apparat. Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Hallo, ich rufe an, um einen verwahrlosten Hund zu melden.«
    Mit dem Wissen, dass ich nach der Schule nach dem Hund sehen musste, um mich davon zu überzeugen, dass er in Sicherheit war, konnte ich den Rest des Tages einfach nicht mehr stillsitzen. In sämtlichen Unterrichtsstunden rutschte ich unruhig auf dem Stuhl hin und her und handelte mir dafür in Spanisch eine Strafarbeit ein.
    Nach Schulschluss stürmte ich die glatten Stufen hinunter und hätte mir dabei fast den Hals gebrochen. Es hatte aufgehört zu regnen und ich war auf halbem Weg zum Parkplatz, als mein Handy klingelte. Es war keine Nummer, die ich kannte, und ich musste mich ohnehin darauf konzentrieren, wo ich hintrat. Also ignorierte ich das Klingeln und trabte zu dem Grundstück mit dem Hund. Lichter blinkten, als ich um die Ecke bog. Mein Magen schlug einen Purzelbaum. Das konnte ein gutes Zeichen sein. Vielleicht verhafteten sie den Kerl. Trotzdem verlangsamte ich das Tempo, als ich näher kam, und fuhr mit den Fingern an der brüchigen Mauer auf der entgegengesetzten Seite des Maschendrahtzauns entlang. Ich lauschte auf die Stimmen und das blecherne Dröhnen des Polizeifunks vor mir. Vor dem Haus standen ein Polizeiauto mit eingeschalteten Warnlichtern und ein weiterer Wagen.
    Und ein Krankenwagen. Mir sträubten sich die Haare im Nacken.
    Als ich den Hof erreichte, stand die Eingangstür des Hauses offen. Leute scharten sich neben den Autos und dem geparkten Krankenwagen. Ich suchte mit den Augen das Grundstück ab, hielt Ausschau nach dem Hund, doch als mein Blick auf den Holzstoß fiel, gefror mir das Blut in den Adern.
    Sein Mund war nicht zu sehen unter der wimmelnden Masse von Fliegen, die auf ihm und dem breiigen Etwas herumkrochen, das einmal der Schädel des Mannes gewesen war. Der Boden unter seinem eingedrückten Kopf war vollkommen schwarz und der Fleck rund um die Ränder seines schmuddeligen Unterhemdes leuchtete blutrot.
    Der Hundebesitzer war tot. Genau, wie ich es mir vorgestellt hatte.

13
    D ieBäume, der Bürgersteig und die Blinklichter drehten sich um mich, als ich ihn spürte: den ersten unverkennbaren Fehler im feinen Gewebe meiner geistigen Gesundheit.
    Ich lachte. Es war wirklich verrückt. Dann übergab ich mich.
    Große Hände packten mich an den Schultern. Aus den Augenwinkeln sah ich eine Frau in einem Hosenanzug und einen Mann in einer dunklen Uniform näher kommen, doch sie wirkten unscharf. Wessen Hände spürte ich da?
    »Super. Einfach super. Schaff sie hier weg, Gadsen!«, sagte eine weibliche Stimme. Sie schien von sehr weit weg zu kommen.
    »Halt die Klappe, Foley. Du hättest die Absperrung genauso gut einrichten können«, sagte eine Männerstimme hinter mir. Als ich mir den Mund abwischte, drehte er mich um. Er trug ebenfalls einen Anzug. »Wie heißt du?«, fragte er mit Nachdruck.
    »M-Mara«, stammelte ich kaum hörbar.
    »Könnt ihr den Rettungsdienst rüberschicken?«, rief er.
    »Sie hat vielleicht einen Schock.«
    Plötzlich kam Leben in mich. Bloß keine Sanitäter und kein Krankenhaus.
    »Mirgeht’s gut«, sagte ich und versuchte, die tanzenden Bäume mit Willenskraft anzuhalten. Ich holte ein paarmal tief Luft, um ruhiger zu werden. Passierte das wirklich? »Ich habe bloß noch nie eine Leiche gesehen.« Das sagte ich, noch bevor mir klar wurde, dass es stimmte. Rachel, Claire und Jude hatte ich auf der Beerdigung nicht noch einmal gesehen. Dafür war nicht genug von ihnen übrig geblieben.
    »Nur ganz kurz«, sagte der Mann. »Während ich dir ein paar Fragen stelle, wenn das für dich in Ordnung ist.« Er winkte dem Rettungssanitäter.
    Ich wusste, dass es keine Auseinandersetzung war, die ich gewinnen konnte. »Okay«, sagte ich und schloss die Augen, auch wenn ich das Blut immer noch vor mir sah. Und die Fliegen.
    Aber wo war der Hund?
    Ich machte die Augen wieder auf und suchte nach ihm, konnte ihn jedoch nirgends entdecken.
    Der Sanitäter kam und

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