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Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition)

Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition)

Titel: Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Hodkin
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»Das ist noch gar nicht lange her.«
    Ich zuckte die Achseln und wandte die Augen ab. Mein Blick fiel auf eine künstlich aussehende Pflanze in der Ecke ihres Büros, die von der Sonne angestrahlt wurde. Ich fragte mich, ob sie echt war.
    »Und wie ist es Ihnen seit dem Umzug ergangen?«
    In meinem Mundwinkel zuckte es. »Abgesehen von der Verbrennung, meinen Sie?«
    Dr. Maillard grinste zurück. »Abgesehen davon.«
    Das Gespräch konnte in hundert verschiedene Richtungen verlaufen. Dr. Maillard wurde dafür bezahlt, mir zuzuhören – es war ihr Job. Nur ein Job. Wenn sie zu ihrer Familie nach Hause fuhr, war sie nicht mehr Dr. Maillard. Dann war sie Mom. Oder vielleicht Becca. Jedenfalls eine andere, genau wie meine Mom. Sie würde bis zu unserem Wiedersehen keinen Gedanken mehr an mich verschwenden.
    Aber ich war aus einem ganz bestimmten Grund hier. Mit den Rückblenden – den Träumen – kam ich klar. Auch mit den Halluzinationen. Aber die Verbrennung hatte das Fass zum Überlaufen gebracht. Ich dachte an Joseph, der im Krankenhaus so verängstigt, so klein und verloren ausgesehen hatte. Ich wollte nicht, dass er je wieder so aussah.
    Ich schluckte und legte los. »Ich glaube, dass mit mir etwas geschieht.« Meine große Enthüllung war draußen.
    Sie verzog keine Miene. »Was, glauben Sie, geschieht mit Ihnen?«
    »Ich weiß es nicht.« Ich spürte den Drang, zu seufzen und mir die Haare zu raufen, doch ich widerstand ihm. Ich war mir nicht sicher, welchen Eindruck es machen würde, und ich wollte kein falsches Signal aussenden.
    »Also gut, schalten wir einen Gang zurück. Warum glauben Sie, dass etwas mit Ihnen geschieht? Was bringt Sie auf den Gedanken?«
    Es fiel mir schwer, sie weiter anzuschauen. »Manchmal sehe ich Dinge, die nicht wirklich da sind.«
    »Was für Dinge?«
    Wo sollte ich anfangen? Ich beschloss, in umgekehrter chronologischer Reihenfolge vorzugehen. »Na ja, wie ich Ihnen schon gesagt habe, dachte ich, die Ohrringe, die meine Mutter mir geliehen hatte, wären in die Badewanne gefallen, dabei hatte ich sie noch an.«
    Dr. Maillard nickte. »Erzählen Sie weiter.«
    »Und bevor ich gestern Abend zu der Party gegangen bin, habe ich eine meiner toten Freundinnen im Spiegel gesehen.« Peng .
    »Was war das für eine Party?«
    Falls sie von meiner Enthüllung schockiert war, ließ sie es sich nicht anmerken.
    »Eine – Kostümparty?« Ich hatte nicht beabsichtigt, es wie eine Frage klingen zu lassen.
    »Sind Sie in Begleitung dort hingegangen?«
    Ich nickte. »Mit meinem Bruder. Aber er war dort mit jemand anderem verabredet.« Das Zimmer begann sich warm anzufühlen.
    »Dann waren Sie also allein?«
    Plötzlich hatte ich Noah vor Augen, der mit dem Feenmädchen flüsterte. Allein, das konnte man wohl sagen. »Ja.«
    »Sind Sie seit dem Umzug schon häufiger ausgegangen?« Ich schüttelte den Kopf. »Gestern Abend war das erste Mal.«
    Dr. Maillard lächelte leicht. »Das hört sich anstrengend an.«
    Bei diesen Worten konnte ich mir ein Schnauben nicht verkneifen. »Im Vergleich zu was?«
    Ihre Augenbrauen hoben sich. »Sagen Sie es mir?«
    »Im Vergleich dazu, dass die beste Freundin stirbt? Oder dass man umzieht, weg von allen, die man je gekannt hat? Oder so spät im Schuljahr auf eine neue Schule wechselt?« Oder der Entdeckung, dass der eigene Vater den vermeintlichen Mörder eines jungen Mädchens verteidigt? Der Gedanke kam ohne jede Vorwarnung. Zum ersten Mal. Ich schob ihn beiseite. Dads Arbeit würde für mich nicht zum Problem werden. So gestört durfte ich einfach nicht sein. Wenn meine Mutter merkte, dass ich damit Stress hatte, würde sie ihn womöglich dazu bringen, den Fall abzugeben, den ersten seit unserem Umzug. Mit drei Kindern auf der Privatschule brauchten sie das Geld wahrscheinlich. Ich hatte ihnen das Leben auch so bereits genug vermasselt. Ich beschloss, Dr. Maillard gegenüber nichts davon zu erwähnen. Was wir besprachen, war zwar vertraulich, aber dennoch.
    Ihr Gesicht war ernst, als sie weitersprach. »Sie haben recht«, sagte sie und lehnte sich auf dem Stuhl zurück.
    »Sagen Sie, war letzte Nacht das erste Mal, dass Sie etwas gesehen haben, das gar nicht da war?«
    Ziemlich erleichtert über den Richtungswechsel unseres Gesprächs schüttelte ich den Kopf.
    »Wäre es angenehmer für Sie, mir von anderen Dingen zu erzählen, die Sie gesehen haben?«
    Nicht besonders. Ich zupfte geistesabwesend an einem Faden meiner abgewetzten Jeans, weil mir klar war, wie

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