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Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition)

Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition)

Titel: Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Hodkin
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verrückt ich mich anhören würde. Wie verrückt ich jetzt schon klang. Ich erzählte es trotzdem.
    »Einmal habe ich in der Schule meinen früheren Freund, Jude, gesehen.«
    »Wann?«
    »An meinem ersten Tag.« Nachdem ich meinen Matheraum hatte einstürzen sehen und mir vorher Claire im Spiegel erschienen war. Ich biss mir auf die Lippe.
    »Dawaren Sie also schon ziemlich gestresst.« Ich nickte.
    »Vermissen Sie ihn?«
    Mit dieser Frage hatte ich nicht gerechnet. Wie sollte ich darauf reagieren? Wenn ich wach war, dachte ich kaum an Jude. Und wenn ich träumte, war es nicht unbedingt angenehm. Ich schlug die Augen nieder und hoffte, Dr. Maillard würde mein brennendes Gesicht, das einzige Anzeichen meiner Scham, nicht sehen. Ich war ein schlechter Mensch.
    »Solche Dinge sind manchmal recht kompliziert, Mara«, sagte sie. Dann hatte sie es wohl doch bemerkt. »Wenn wir Menschen verlieren, die uns wichtig waren, durchleben wir mitunter ein ganzes Spektrum von Gefühlen.«
    Ich rutschte hin und her. »Können wir über was anderes reden?«
    »Das können wir, aber ich würde gern noch ein wenig bei diesem Thema bleiben. Können Sie mir ein bisschen was über Ihre Beziehung erzählen?«
    Ich schloss die Augen. »Sie war kaum der Rede wert. Wir waren nur zwei Monate zusammen.«
    »Waren es zwei gute Monate?« Ich dachte darüber nach.
    »Okay«, sagte Dr. Maillard und ging zum nächsten Punkt über. Die Antwort musste mir im Gesicht gestanden haben. »Was ist mit der Beziehung zu Ihrer besten Freundin? Die haben Sie auch gesehen, nachdem sie gestorben war, nicht?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das war Claire. Sie ist erst letztes Jahr nach Laurelton gezogen. Sie war die Schwester von Jude – meinem Freund. Sie und Rachel standen sich nahe.«
    Dr. Maillard Augen wurden kleiner. »Sie und Rachel, Ihre beste Freundin?«
    Ich nickte.
    »Aber Ihnen stand sie nicht nahe?«
    »Nicht so sehr.«
    »Und Rachel haben Sie nicht gesehen.« Ich schüttelte den Kopf.
    »Gibt es noch etwas? Irgendetwas, das Sie gesehen haben, obwohl es nicht da sein sollte? Irgendetwas, das Sie gehört haben, obwohl Sie es nicht hätten hören sollen?«
    Ich kniff die Augen zusammen. »So wie Stimmen?« Sie hielt mich definitiv für verrückt.
    Sie zuckte die Achseln. »Was auch immer.«
    Ich sah in meinem Schoß und unterdrückte ein Gähnen. Ohne Erfolg. »Manchmal. Manchmal höre ich, dass mein Name gerufen wird.«
    Dr. Maillard nickte. »Wie gut schlafen Sie?«
    »Nicht besonders«, gab ich zu.
    »Albträume?«
    Das konnte man wohl sagen. »Ja.«
    »Können Sie sich an sie erinnern?«
    Ich rieb mir den Nacken. »Manchmal. Manchmal träume ich von der Nacht.«
    »Ich finde es ziemlich mutig, dass Sie mir das alles erzählen.« Sie klang nicht gönnerhaft bei diesen Worten.
    »Ich will nicht verrückt sein«, sagte ich ihr ehrlich.
    »Ich halte Sie nicht für verrückt.«
    »Dann ist es normal, Dinge zu sehen, die nicht da sind?«
    »Wennjemand ein Trauma durchlebt hat, schon.«
    »Auch wenn ich mich nicht daran erinnere?«
    Dr. Maillard zog die Brauen hoch. »An gar nichts?«
    Ich rieb mir die Stirn und zwirbelte mir dann die Haare im Nacken. Ich schwieg.
    »Ich glaube, dass Sie anfangen, sich daran zu erinnern«, sagte Dr. Maillard. »Langsam und auf eine Weise, die es Ihrem Geist erlaubt, weiterzumachen. Auch wenn ich mich damit gern näher beschäftigen würde, falls Sie sich entscheiden sollten, weiter zu mir zu kommen, halte ich es für möglich, dass Ihre Begegnungen mit Jude und Claire eine Art sind, wie Ihr Geist die unklaren Gefühle zum Ausdruck bringt, die Sie für die beiden hegen.«
    »Und was soll ich tun, damit es aufhört?«, fragte ich.
    »Nun, wenn Sie weiter zu mir kommen möchten, könnten wir über einen Therapieplan reden.«
    »Keine Medikamente?« Ich ging davon aus, dass meine Mutter mich aus einem bestimmten Grund zum Psychiater geschickt hatte. Wahrscheinlich war sie der Auffassung, dass es nötig sei, schweres Geschütz aufzufahren. Und nach der letzten Nacht konnte ich ihr nicht wirklich widersprechen.
    »Normalerweise verschreibe ich Medikamente in Verbindung mit einer Therapie. Aber das ist Ihre Entscheidung. Ich kann Sie an einen Psychologen weiterempfehlen, wenn eine Medikamenteneinnahme für Sie noch nicht infrage kommt, oder wir versuchen es. Und schauen, wie Sie sich machen.«
    Was war nicht alles passiert seit unserem Umzug – die Träume, die Halluzinationen –, ich fragte mich, ob eine Pille das wirklich

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