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Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition)

Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition)

Titel: Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Hodkin
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alles verschwinden lassen konnte. »Glauben Sie, dass mir das helfen wird?«
    »Allein? Vielleicht. Aber mit einer kognitiven Verhaltenstherapie steigen Ihre Chancen auf eine baldige Besserung, auch wenn es sicher ein längerer Prozess ist.«
    »Mit einer kognitiven Verhaltenstherapie?«
    Dr. Maillard nickte. »Sie verändert die Art, wie Sie über Dinge denken. Wie Sie mit dem umgehen können, was Sie sehen oder empfinden. Und sie wird Ihnen in Bezug auf die Albträume helfen.«
    »Die Erinnerungen«, verbesserte ich sie. Plötzlich kam mir ein Gedanke. »Was ist … was ist, wenn ich mich einfach nur erinnern muss?«
    Sie beugte sich ein wenig vor. »Das könnte ein Teil davon sein, Mara. Aber es ist nichts, was sich erzwingen lässt. Ihr Geist ist bereits dabei, sich zu erinnern, aber er tut es auf seine eigene Weise.«
    Meine Mundwinkel zuckten. »Dann wird das also keine Hypnosetherapie oder so was in der Art?«
    Dr. Maillard grinste. »Ich fürchte, nein«, sagte sie. Ich nickte. »Meine Mutter glaubt auch nicht daran.«
    Dr. Maillard nahm einen Block vom Schreibtisch und schrieb etwas darauf. Dann riss sie das Blatt ab und gab es mir. »Lassen Sie sich das von Ihrer Mutter besorgen. Wenn Sie es nehmen wollen, prima. Wenn nicht, ist es auch in Ordnung. Möglicherweise tut sich ein paar Wochen lang gar nichts. Oder es fängt nach wenigen Tagen an zu wirken. Das ist bei jedem Menschen anders.«
    Ich konnte Dr. Maillards Handschrift nicht entziffern.
    »Zoloft?«
    Sieschüttelte den Kopf. »Ich halte nichts davon, Jugendlichen selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer zu verschreiben.«
    »Warum nicht?«
    Dr. Maillards Augen fuhren über den Kalender auf ihrem Tisch. »Es gibt Studien, die einen Zusammenhang zwischen SSRI und einer erhöhten Suizidrate unter Jugendlichen nachweisen. Können Sie nächsten Donnerstag zu mir kommen?«
    Ich dachte kurz nach. »Ehrlich gesagt stehen bei mir die Abschlussprüfungen für das Trimester an. Sie machen einen Großteil meiner Noten aus.«
    »Das ist eine ziemliche große Belastung.«
    Mein Lachen glich einem Bellen. »Ja, das kann man wohl sagen.«
    Sie griff nach ihrer Brille und setzte sie wieder auf. »Haben Sie je darüber nachgedacht, sich für eine Weile von der Schule beurlauben zu lassen, Mara?«
    Ich stand auf. »Warum? Um zu Hause rumzusitzen und den ganzen Tag darüber nachzudenken, wie sehr mir Rachel fehlt? Um es mir zu verbauen, gleichzeitig mit allen anderen den Abschluss zu machen, und mir mein Zeugnis zu vermasseln?«
    »Schon verstanden.« Dr. Maillard stand mit einem Lächeln auf. Sie streckte die Hand aus und ich schüttelte sie, auch wenn ich ihr dabei nicht in die Augen sehen konnte. Mein selbstmitleidiges Gewinsel war mir schrecklich peinlich.
    »Versuchen Sie trotzdem, auf Ihren Stresspegel zu achten«, sagte sie und zuckte dann die Achseln. »Soweit es geht jedenfalls. Bei PTBS werden dissoziative Episoden häufig durch solche Situationen ausgelöst. Rufen Sie mich an, wenn die Prüfungen vorbei sind, vor allem, wenn Sie sich entschließen sollten, die Tabletten zu nehmen. Oder vorher, falls Sie mich brauchen.« Sie gab mir ihre Karte. »Es hat mich gefreut, Sie kennenzulernen, Mara. Ich bin froh, dass Sie gekommen sind.«
    »Danke«, sagte ich und meinte es auch so.
    Meine Mutter erwartete mich draußen. Überraschenderweise versuchte sie nicht, mich auszuquetschen. Ich gab ihr das Rezept und ihr Gesicht verkrampfte sich.
    »Was ist los?«, fragte ich sie.
    »Nichts«, erwiderte sie und sah auf die Straße. Auf dem Heimweg hielten wir an einer Apotheke. Sie stellte die Tüte in die Mittelkonsole.
    Ich machte sie auf und begutachtete das Pillenfläschchen. »Zyprexa«, las ich laut vor. »Was ist das?«
    »Das soll dir helfen, mit den Dingen ein bisschen besser klarzukommen«, sagte meine Mutter und starrte weiter geradeaus. Eine Nullantwort. Den ganzen restlichen Weg sagte sie nichts mehr.
    Sie nahm die Tüte mit ins Haus und ich ging in mein Zimmer. Dort schaltete ich den Computer an und gab »Zyprexa« bei Google ein. Ich klickte auf die erste Seite, die angezeigt wurde, und bekam einen ganz trockenen Mund.
    Es war ein Antipsychotikum.

23
    I chwusste nicht, wie ich am nächsten Tag in der Schule auf Noah reagieren sollte. Die Kostümparty schien eine Ewigkeit her zu sein, doch die Demütigung war noch frisch. Ich war froh über die langärmelige Bluse, die ich tragen musste – zumindest milderte sie die Wirkung des Verbands an meinem linken Arm.

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