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Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition)

Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition)

Titel: Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Hodkin
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schon eine ganze Weile herumgelaufen sein. Die Weite des Raums verschluckte meine Schritte. Die Wand war eine Sackgasse.
    Ich musste den gleichen Weg zurückgehen, den ich gekommen war, und versuchte, mich an den Verlauf zu erinnern. Als ich die Bäume passierte – oder waren es Menschen? –, spürte ich, wie sie mir die gesichtslosen, missgestalteten Rümpfe zuwandten und mir folgten. Ich sah stur geradeaus, selbst als sie die Glieder nach mir ausstreckten und mich zu packen versuchten. Denn sie griffen nicht nach mir. Sie bewegten sich nicht. Es war nicht real. Ich war lediglich verängstigt und vielleicht würde ich doch anfangen, die Tabletten zu nehmen, wenn ich nach Hause kam.
    Falls ich nach Hause kam.
    Natürlich entkam ich dem metallenen Wald unbeschadet, fand mich aber sogleich von riesigen Fotografien umgeben, auf denen Häuser und Gebäude in verschiedenen Stadien des Verfalls zu sehen waren. Die Bilder reichten vom Boden bis zur Decke, was mir das Gefühl gab, auf einem realen Bürgersteig an ihnen entlangzugehen. Efeu kroch über Ziegelsteinmauern, Bäume neigten sich, wuchsen in die Strukturen hinein und verschluckten sie mitunter ganz. Auch das Gras schien bis auf den Zementboden des Kongresszentrums zu wuchern. Und da waren Leute auf den Bildern. Drei Leute mit Rucksäcken, die am Rand eines Grundstücks über einen Zaun kletterten. Rachel, Claire und Jude.
    Ich blinzelte. Nein, sie waren es nicht. Es war niemand. Es gab überhaupt keine Leute auf den Bildern.
    Diedrückende Luft lastete schwer auf mir und ich ging schneller, eilte mit hämmerndem Kopf und schmerzenden Füßen zwischen den Fotografien hindurch, machte an einer scharfen Biegung kehrt und suchte weiter nach dem Ausgang. Doch als ich mich umdrehte, stand ich abermals vor einer Fotografie.
    Tonnen von zertrümmerten Ziegelsteinen und Zement lagen über das bewaldete Gelände verstreut. Es war ein Bild der Verwüstung, als habe ein Tornado ein Gebäude getroffen und nichts übrig gelassen als einen Haufen Geröll und das vage Gefühl, dass Menschen darunter lagen. Es wirkte feierlich – jeder Sonnenstrahl, der durch die Bäume fiel, warf einen makellosen, lang gezogenen Schatten auf den schneebedeckten Boden.
    Dann gerieten der Staub, die Steine und die Balken in Bewegung. Dunkelheit überzog die Ränder meines Gesichtsfeldes, der Schnee und das Sonnenlicht verschwanden und ließen totes Laub zurück. Der Staub verzog sich und die Steine und Balken stiegen auf und setzten sich wieder zusammen. Ich konnte weder atmen noch sehen. Ich verlor das Gleichgewicht und fiel zu Boden. Die Wucht des Aufschlags war so heftig, dass ich vor Schreck die Augen aufriss. Doch ich war nicht mehr im Kongresszentrum.
    Ich war überhaupt nicht mehr in Miami. Ich stand neben der Anstalt, direkt neben Rachel, Claire und Jude.

31
    VORHER
    R achelzeigte uns die Karte, die sie aus dem Internet heruntergeladen hatte und auf der ein detaillierter Grundriss der Einrichtung zu sehen war. Das Gebäude war riesig, aber durchaus zu bewältigen, wenn man genug Zeit hatte. Wir hatten vor, durch die Kellertür einzusteigen, uns durch die unteren Lagerräume vorzuarbeiten und dann in den Haupttrakt hinaufzusteigen, von wo wir in die Großküche gelangen konnten. Eine weitere Treppe würde uns dann zu den Patienten- und Behandlungszimmern im Kinderflügel bringen.
    Rachel und Claire waren total aufgedreht, als sie die Kellertür mit einem lauten Knarren aufzogen. Abgesehen von einigen flüchtigen Abbruchhinweisen hatte es die Polizei von Laurelton mehr oder weniger aufgegeben, den Ort abzusichern. Rachel passte das wunderbar, denn sie war ganz wild darauf, unsere Namen auf die Tafel in einem der Patientenzimmer zu schreiben. Dort hatten sich auch schon andere verewigt; Abenteuerlustige – man könnte auch sagen: Idioten –, die es gewagt hatten, dort eine Nacht zu verbringen.
    Claire war die Erste, die die Treppe hinunterstieg. Das Licht ihrer Videokamera ließ Schatten durch den Keller wandern. Anscheinend sah ich genauso verängstigt aus, wie ich mich fühlte, denn Rachel lächelte mir zu und versprach mir noch einmal, dass alles gut gehen würde. Dann folgte sie Claire.
    Ich schlich hinter ihnen durch das unterste Stockwerk der Anstalt und spürte, wie Jude hinter mir einen Finger durch die Gürtelschlaufe meiner Jeans schob. Ich schauderte. Schutt türmte sich im Keller und die morschen Ziegelsteinwände bröckelten und zeigten Risse. Geborstene Rohre ragten aus der

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