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Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition)

Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition)

Titel: Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Hodkin
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Decke und es gab deutliche Anzeichen einer Rattenplage. Während wir die skelettartigen Überreste eines Regalsystems passierten, drang unser Licht hier und da durch Schwaden von Dampf oder Nebel oder etwas, das ich vergeblich zu umgehen suchte.
    Am gegenüberliegenden Ende dieses Kellerabschnitts wand sich eine noch intakte Treppe mit einem verrotteten Holzgeländer hinauf ins Erdgeschoss. Auf dem ersten Absatz, nur fünf Stufen weiter oben, stand ein einsamer hölzerner Ohrensessel. Er war dort platziert wie ein gruseliger Wachposten, der den Zugang zum zweiten Teil der Treppe versperrte. Klick! Der Blitz von Rachels Kamera leuchtete auf, als sie ein Foto machte. Ich schauderte in meinem Mantel und musste wohl mit den Zähnen geklappert haben, denn ich hörte, wie Claire schnaubte.
    »O Mann, sie flippt jetzt schon aus, dabei sind wir noch nicht mal in den Behandlungsräumen.«
    Jude kam mir zu Hilfe. »Lass sie in Ruhe, Claire. Es ist eiskalt hier unten.«
    Das brachte sie zum Schweigen. Rachel schob den Stuhl aus dem Weg und das Geräusch, mit dem er über den Boden schabte, verursachte mir ein Ziehen in den Zähnen.
    Wirfolgten der Treppe, die unter unserem Gewicht ächzte. Es ging steil hinauf, die Stufen fühlten sich lose an und ich hielt die ganze Zeit über die Luft an. Oben brach ich vor Erleichterung fast zusammen. Wir standen mitten in einer riesigen Vorratskammer. Claire schob mit dem Fuß Jahrzehnte altes Isolationsmaterial und Abfall aus dem Weg und mied die offensichtlich morschen Stellen im Holzboden, während sie durch die Großküche und die offene Cafeteria marschierte. Klick . Das nächste Foto. Ich war ganz benommen, als ich Rachel folgte, und stellte mir vor, wie streng blickende Schwestern und Pfleger hinter der langen Essenstheke, die sich von einem Ende des riesigen Raums zum anderen erstreckte, faden Brei an sabbernde, zuckende Patienten austeilten.
    Ein unglaublich großes und beeindruckendes Seilzugsystem verriet, dass wir nun in die große Halle kamen, von der es zu den Patientenzimmern im ersten Stock hinaufging. Auf der rechten Seite befanden sich die Hebel, mit denen das System bedient wurde, und hinter dem Schreibtisch im Schwesternzimmer sah man die klobigen Gewichte, die es ausbalancierten. Die Seile verliefen hoch oben an der Decke durch die gesamte Halle und zweigten zu den einzelnen Zimmereingängen ab, wo sie an tausend Pfund schweren Türen endeten. Lasst bloß die Finger vom Seilzugsystem , wurde auf der Webseite gewarnt. Ein Junge, der sich allein auf Erkundungstour befunden hatte, war auf der falschen Seite eingeschlossen worden. Seine Leiche fand man sechs Monate später.
    Natürlich brauchte ich diese Warnung nicht. Mein Vater hatte mir und meinen Brüdern zigmal erklärt, wie gefährlich das alte Gebäude war. Bevor er sich auf Strafrecht spezialisierte, hatte er im Namen der Angehörigen des Jungen die Besitzer des Anwesens und die Stadt verklagt und hätte eigentlich gewinnen müssen. Seine Akten quollen über von Beweisen. Doch unerklärlicherweise entschied die Jury gegen die Familie des Jungen. Vielleicht fanden sie, dass der Junge es hätte besser wissen müssen. Vielleicht hielten sie es auch für nötig, ein Exempel zu statuieren.
    Ich hingegen konnte an nichts anderes denken als daran, wie es gewesen sein musste, diese Türen ins Schloss fallen zu hören und das Erbeben des morschen Bodens und der Wände zu spüren, während eine Tausende Pfund schwere Eisentür einen vom Rest seines Lebens abschnitt, und mit dem Wissen, dass niemand kommen würde, langsam zu verhungern.
    Rachels und Claires Vergnügen steigerte sich noch mehr, als wir die Seilzüge und Hebel passierten. Klick . Das Blitzlicht zuckte durch die höhlenartige Halle. Jude und ich gingen hinter den beiden und hielten uns in der Mitte. Die Patientenräume befanden sich links und rechts von uns und ich wollte ihnen nicht zu nahe kommen.
    Wir folgten den beiden langsam, der Strahl von Judes Taschenlampe huschte über die Wände, während wir auf das undurchdringliche schwarze Loch zuhielten, das sich vor uns auftrat. Als Rachel und Claire um eine Ecke verschwanden, erhöhte ich das Tempo, aus Angst, sie in den labyrinthartigen Gängen zu verlieren. Jude hingegen war ganz stehen geblieben und hielt mich sacht am Hosenbund fest. Ich drehte mich um.
    Ergrinste. »Wir müssen nicht mit ihnen gehen.«
    »Danke, aber ich habe genug Horrorfilme gesehen, um zu wissen, dass es keine gute Idee ist, sich

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