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Was habe ich getan?

Was habe ich getan?

Titel: Was habe ich getan? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Prowse
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Mutter nach einem Zechgelage und einem Streit mit ihrem neuesten Typen noch schlechtere Laune gehabt als sonst. Sie hatte angedroht, auf ihr Furby zu treten, damit das verdammte Ding endlich die Klappe hält! Der Gedanke, zusehen zu müssen, wie ihr geliebtes Spielzeug zerstört wurde, war für Tanya so unerträglich, dass sie kurze Zeit nach der Schimpftirade ihrer Mutter ihr Furby in die feuchte, kalte Nacht hinausgenommen und selbst darauf herumgetrampelt hatte. Mit Tränen in den Augen hatte sie seinen ramponierten Körper in den Müllcontainer geworfen. Es war viel einfacher, mit dem Verlust fertig zu werden, als mit der ständig über ihr schwebenden Drohung, es könnte zerstört werden.
    Tanya wusste, dass das Leben im Haus zur Aussicht nicht mehr übertroffen werden konnte. Jemand wie sie würde niemals eine Wohnung oder einen Job haben. Sie würde nie nach Kanada kommen oder eine solche Kaffeemaschine wie die im Pub besitzen. Doch auf diese Weise würde sie zumindest nie von ihrem Baby getrennt werden, nie den Schmerz kennenlernen, sich zwischen ihrer Lieblingsdroge und ihrem Kind entscheiden zu müssen. Wenn die Wirkung der Droge nachließ, würde sie sich nie mit schweren Lidern fragen müssen, wer das Kleine wohl füttert und badet, während sie sich in die Arme des Mannes schmiegte, der ihr das Gift beschaffte.
    Das Haus oben auf der Klippe war ein wunderschöner Anblick. Ihre letzten Blicke hätten auch auf etwas ganz anderes fallen können – eine fleckige Zimmerdecke, die sich lösende Tapete an einer feuchten Toilettenwand oder die schlammigen Pflastersteine einer menschenleeren Gasse. Das hier war besser, viel besser. Ihr gefiel die Tatsache, dass sie diesen Entschluss gefasst hatte. Sie hatte die Kontrolle übernommen.
    Sie legte ihre wie eine Dörrpflaume verschrumpelte Hand auf ihren flachen Bauch und beschrieb kleine Kreise. Sie war nicht allein. Sie würde nie mehr allein sein, sondern für immer ihren Frieden finden mit ihrem kleinen Geheimnis, das in ihr geborgen war und es behaglich hatte.
    »Du wirst dich nie vor Wasser fürchten.«
    Sie formulierte die Wörter im Stillen, damit der kleine Menschenkeim es hörte, der in Liebe empfangen worden war und in ihr wuchs. Der Gedanke tröstete sie sehr.
    Ihr Körper war wegen der extremen Kälte ganz taub geworden und von Gänsehaut überzogen. Ihr feines Haar trieb wie orangefarbenes Seegras um ihren Kopf. Den Blick noch immer auf das Haus gerichtet, machte Tanya bewusst zwei Schritte rückwärts. Der weiche Sand unter ihren Füßen führte ins Nichts, und sie versank immer tiefer im Wasser wie die Meerjungfrau, die zu sein sie sich so oft ausgemalt hatte.
    Das kalte Wasser drang in ihre Atemwege ein, zuerst langsam, da ihre instinktive Reaktion darin bestand, den Mund zu schließen und sich die Nase zuzuhalten. Doch sobald sie sich entspannte, strömte es ein und füllte ihre Lungen mit Salzwasser. Als ihr Gehirn registrierte, dass ihr Würgereflex zwecklos war, wurde sie von einer angenehmen Gelassenheit überwältigt. Ein kleiner Lichtfleck leuchtete über ihr. Sie lächelte. Dann schloss sie langsam die Augen und begrüßte den Frieden und die Ruhe, die vor ihr lagen.
    Als Kate in die Einfahrt einbog, fiel ihr auf, dass Tom an der Hintertür stand. Er war sichtlich nervös, weil er das karierte Geschirrtuch von einer Hand in die andere warf.
    »Ach, großartig, was ist jetzt schon wieder los? Welches Drama erwartet mich dieses Mal? Bitte nicht noch mehr Drogen.«
    Sie sprach in den Spiegel in ihrer Sonnenblende und hoffte, dass die Katastrophe darin bestand, dass die Karotten ausgegangen waren, befürchtete jedoch etwas viel Schlimmeres. Vielleicht hatte Janeece ja recht, und sie wurde langsam alt, wahrscheinlich zu alt.
    Kate stieg mit ihrem Einkaufskorb in der einen und der Lokalzeitung in der anderen Hand aus dem Jeep.
    »Tom, ist alles in Ordnung?«
    »Alles bestens, Kate.«
    Trotz dieser Antwort drehte er das Tuch in den Händen, was auf das genaue Gegenteil schließen ließ.
    »Gut. Dann harrt also dieses Mal keine Katastrophe meiner Aufmerksamkeit?«
    »Nein, nichts dergleichen. Es ist nur, dass du Besuch hast.«
    »Gut, ich gehe gleich hinein.«
    Nach Toms nervöser Haltung zu urteilen, konnte es ein unerwarteter Hausgast sein. Es war schon einmal passiert, dass wegen mangelhafter Kommunikation und langsamer Postwege ein Mädchen für einen Kurzaufenthalt ohne Vorankündigung aufgetaucht war. Das spielte keine Rolle – sie würden

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