Was habe ich getan?
getan, was für beide selbstverständlich und vertraut war, um der alten Zeiten willen, zum letzten Mal. Seine tiefblauen Augen mit dem durchdringenden Blick faszinierten sie noch immer und zogen sie an. Sie hatte den Trost genossen, den sie in seinen Armen fand, hatte die Berührung seiner Haut geliebt. Dieser finstere, grüblerische Mann hatte ihr sowohl die Höhen der Ekstase gezeigt, die ihren Geist himmelwärts schickte, wo er zwischen den Sternen tanzen konnte, als auch die Tiefen der Verzweiflung, in denen sie um das kleinste bisschen Zuneigung, für das sie sehr dankbar war, betteln musste. Das war der Mann, für den sie durch brennende Reifen gesprungen, dem sie bis ans Ende der Welt gefolgt wäre und für den sie sogar den Kopf hingehalten hätte. Sie waren aus dem gleichen Holz geschnitzt: Zwei Individuen, deren Lebenserfahrung und Umfeld sich so ähnlich waren, dass ihre Verbindung weit über die rein körperliche Anziehung hinausreichte. Ihre Beziehung war tief, aber zerstörerisch. Es war ihr fast unmöglich, zwischen dem Verlangen nach dem Mann, der so großen Einfluss auf ihr Leben hatte, und der Droge zu unterscheiden, die er beschaffte, weil beides nicht voneinander zu trennen war. Eines wusste sie jedenfalls mit Sicherheit, nämlich dass er die Liebe ihres Lebens bleiben würde.
Nachdem sie das Waschbecken ausgewischt und die Klospülung betätigt hatte, kehrte Tanya ins Schlafzimmer zurück. Sie blickte aus dem Fenster und wunderte sich nicht zum ersten Mal über die Tatsache, dass man, wenn man weit genug schwimmen konnte, bis nach Kanada kommen würde. Sie würde gern nach Kanada schwimmen.
Was wusste sie über dieses Land? Dort aß man jede Menge Ahornsirup. Es gab große Bären und noch größere Berge. Irgendwo hatte sie gespeichert, dass Französisch gesprochen wurde. Stimmte das? Sie musste lachen. Man stelle es sich einmal vor, man schwimmt die ganze Strecke bis nach Kanada und kann nicht einmal Französisch.
Tanya machte das Bett. Sie zog das Laken gerade und strich die Falten des Bettbezugs glatt. Sie schüttelte die Kissen auf und legte sie übereinander, dann faltete sie die weiche Decke über die untere Hälfte der Kissen, so wie es ihr gefiel. Es hatte etwas Wunderbares, in ein Bett steigen zu können, das so schön gemacht war.
» Bonjour! «
Sie lachte, als sie das fremde Wort ausprobierte, dann trat sie vor den Spiegel über dem Kamin.
» Bonjour, ich bin Tanya, Herr Polizist. Kann ich ein wenig Ahornsirup haben, s’il vous plaît? «
Darüber musste sie noch mehr lachen. Sie kicherte, bis ihr Tränen in den Augen standen. Wer hätte das gedacht? Die dusslige olle Tanya Wilson, konnte sich, wenn sie die ganze Strecke nach Kanada schwamm, tatsächlich ein bisschen auf Französisch mit dem berittenen kanadischen Polizisten unterhalten, der ihr am Strand ein Handtuch reichen würde. Das war doch wirklich verblüffend.
Sie knipste die Nachttischlampe aus und öffnete das Schiebefenster gerade so weit, dass das Zimmer ausreichend belüftet wurde. Sie putzte sich die Zähne und tupfte sich das Gesicht mit dem weichen weißen Handtuch trocken, das sie dann sorgfältig wieder an den Haken hängte. Tanya lehnte die Stirn an die kühle Fensterscheibe und konnte den Blick kaum vom Meer wenden, das sich vor ihr erstreckte, eine riesige, nicht enden wollende schwarze Decke. Ihre Finger lagen auf dem mit Zweigen bedruckten Vorhang und spürten die winzigen aufgestickten Lavendelbüschel.
»Machst du einen Spaziergang?«, fragte Tom, als sie an der Küche vorbeiging. Tanya nickte.
»Na, es ist wirklich ein schöner Tag. Und du wirst zumindest nicht zum Mittagessen wieder hier sein müssen. Wie viele Pfannkuchen hast du verdrückt? Du musst ja fast platzen!« Ehrlich erstaunt schüttelte er den Kopf.
»Danke, dass du mir beigebracht hast, wie man Lasagne macht, Tom. Sie hat nicht schlecht geschmeckt, oder?«
Er lachte und fragte sich, wie sie auf dieses Thema gekommen waren. »Gern geschehen, Süße. Unter uns gesagt, ich habe mir Sorgen um meinen Job gemacht – sie hat fantastisch geschmeckt. Du bist ein Naturtalent.«
Der Pfad an der Klippe, die vom Haus zum Strand hinunter führte, war schmal und gefährlich. Er wand sich wie eine Riesenschlange ohne ersichtliche Logik den steilen Abhang hinab. Zerbröckelnde, halb versunkene Stufen markierten seinen Verlauf. An den Rändern wuchsen dichte Büschel wildes Gras, auf denen man sich leicht den Knöchel verknackste. Tanya rutschte
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