Was habe ich getan?
für ihre Werke bekommt, und die hat sie sich ehrlich verdient. Sie ist sehr begabt.«
Kate hasste die Art und Weise, wie er ihr dankte – höflich, als wäre sie eine Fremde. Seine Antwort hatte nichts Herzliches. Der Tonfall, in dem er von seiner Schwester sprach, klang beschützend und unterschwellig spöttisch. Was geht das dich an?, schien er zu fragen.
Kate beschloss, ihm nicht zu erzählen, dass sie einige von Lydias Gemälden gesehen hatte, die die überschwänglichen Kritiken eindeutig verdienten.
»Und was ist mit dir, Dom, was machst du beruflich? Arbeitest du immer noch mit Luke und Gerry zusammen?«
»Ja, wir betreiben eine Immobilienfirma – Kauf und Verkauf, Renovierung, Innendesign, solche Sachen. Es läuft ziemlich gut.«
»Ach, das ist ja fantastisch. Es klingt so klischeehaft, aber du bist groß geworden, du siehst großartig aus. Du bist schön, Dom, ein so gut aussehender Mann. Ich habe immer gewusst, dass du das einmal werden wirst. Hast du eine Freundin?«
Seine Antwort fiel vage aus. Er hatte das Bild seiner jüngsten Eroberung vor Augen, aber das spielte keine Rolle. Welches Mädchen blieb schon bei ihm, wenn es erst einmal seine Geschichte kannte? Er hatte nicht vor, sich seiner Mutter anzuvertrauen. Stattdessen sah er sich in dem Raum um, in dem sie saßen.
Kate hatte gewusst, dass ihr erstes Treffen so ablaufen könnte, aber das machte es nicht leichter. Sie wollte ihn so dringend fest an sich drücken. »Ich kann dir gar nicht sagen, wie glücklich ich bin, dich zu sehen.«
Er ignorierte ihre Feststellung. »Das ist eine schöne Einrichtung, die du hier hast. Das Haus ist interessant …«
Kate nickte. Sie wollte nicht über das Haus sprechen.
»Dom, ich habe dich schrecklich vermisst.«
»Na, du hast doch gewusst, wo ich war. Wenn du mich so sehr vermisst hättest …«
Sie hielt seinem Blick stand. »Liebling, das ist nicht fair. Ihr habt absolut klargemacht, dass ihr mich nicht sehen wollt, und ich habe euren Wunsch respektiert. Ich habe mir gedacht, dass ihr zu mir kommen werdet, wenn ihr dazu bereit seid.«
Dominic lachte, aber es war eher ein gekünsteltes Kichern, das sie für einen kurzen Augenblick an Mark erinnerte.
»Das ist typisch für dich. Die ganze Amateurpsychologie zahlt sich offenbar aus, hier bin ich! Du hast mir einmal gesagt, dass ich immer mit dir reden könnte, dass du mir immer zuhören würdest. Du hast gesagt, das wäre dein Job.«
Kate lächelte. Ja, das hatte sie gesagt.
»Tja, den hast du ziemlich schlecht gemacht. Ich bin richtig sauer auf dich, Mum.«
Er klang wie ein kleiner Junge, und das schnürte ihr das Herz ab. Sie stellte sich vor, dass er den gleichen Tonfall anschlug, um sich darüber zu beschweren, dass er ins Bett gehen oder Spargel essen musste. Aber er hatte sie Mum genannt! Wie hatte sie das vermisst.
»Dom, wir waren zu lang voneinander getrennt. Ich möchte unser Wiedersehen nicht durch Streitereien ruinieren.«
»Vielleicht geht es aber nicht immer darum, was du willst. Vielleicht gibt es etwas, das ich will, das ich brauche.«
»Was, Dom? Sag mir, worum es geht, und ich werde mein Bestes geben, dir zu helfen. Ich hab dich so lieb. Ich will dich nicht leiden sehen.«
»Leiden?« Er legte die gespreizte Hand über den Mund und umfasste Kinn und Wange, weil er ein neuerliches, unpassendes Lachen unterdrücken wollte. »Himmel, du hast von Leiden keine Ahnung.«
»O Dom, ich glaube, ich habe davon mehr als nur eine Ahnung.«
Sie schluckte die Worte, die ihr auf der Zunge lagen, hinunter: Dein Vater war ein Monster. Du hast keine Ahnung, wie ich gelebt habe. Ich bin achtzehn Jahre lang gefoltert worden, aber ich habe es dir und Lydia zuliebe hingenommen. Sie behielt sie für sich, weil sie ihren Sohn nicht noch mehr belasten wollte.
»Dom, ich erwarte nicht, dass du das verstehst, und ich weiß, was du wegen meiner Tat durchgemacht hast.«
»Wirklich, Mum?«, fiel er ihr wieder ins Wort. »Weißt du wirklich, was ich wegen deiner Tat durchgemacht habe? Was Lydia durchgemacht hat?«
Kate senkte den Blick und wartete auf den Angriff, der kommen würde, wie sie wusste. Den Angriff, mit dem sie in den vergangenen zehn Jahren gerechnet hatte.
»Ich kannte nichts anderes als Mountbriers. Die Leute dort waren nicht nur meine Freunde, sie waren meine Familie. Ich war so gern Teil davon. Ich war immer stolz, diese Uniform anzuziehen und jeden Tag durch den steinernen Torbogen zu gehen. Das hat mir das Gefühl vermittelt,
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