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Was habe ich getan?

Was habe ich getan?

Titel: Was habe ich getan? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Prowse
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sie vor so vielen Jahren unter der heißen Sonne umspült hatte. Sie erinnerte sich daran, wie sie sich in das milde Gewässer gestürzt und gespürt hatte, dass die Wärme die Verspannungen ihrer Muskeln löste. Sie erinnerte sich, wie sie beim Karneval im Regen getanzt und dabei einen Kopfschmuck aus grünen Federn getragen hatte. Ihr fiel ein, dass sie von starken Armen gehalten worden und außer einem Handtuch nichts zwischen ihr und einem schönen Mann gewesen war. Sie erinnerte sich an einen Kuss voll Liebe und Verheißung. Das war ein perfekter Tag gewesen.
    Der Mann wendete das Auto auf der kurvenreichen Straße und hatte mit dem ungewohnten Schaltknüppel des Mietwagens zu kämpfen, dessen Getriebe protestierend knirschte und aufjaulte. Er fuhr in eine Parkbucht, um ein Wohnmobil und ein starkes Allradfahrzeug überholen zu lassen. Seine Beifahrerin zuckte zusammen, kreischte auf und schloss angesichts seines gefährlichen Manövers die Augen. Der Mann stieß aus den aufgeblasenen Wangen laut die Luft aus. Es würde eine Weile dauern, bis man sich an diese Straßen gewöhnt hatte. Erleichterung und Lachen erfüllte das Auto.
    Kate ging mit ausgreifenden Schritten weiter ins Wasser und ließ sich von den winzigen Wellen mit ihren salzigen Zungen umspülen. Sie drehte sich um und blickte zum Ufer, ging dabei langsam rückwärts, bis das Wasser ihre Schultern bedeckte. Ihr klapperten die Zähne, und ihre Gliedmaßen zuckten unwillkürlich in dem Versuch, der Kälte entgegenzuwirken.
    Der Mann bog in die Einfahrt ein. Sie hatten ihr Ziel erreicht. Das sperrige Gepäck und eine halb aufgetaute Lammpastete waren schnell aus dem kleinen Kofferraum geholt und zur Haustür getragen. Die junge Frau schützte die Augen gegen die Sonne und blickte aufs Meer hinaus.
    »Das will ich unbedingt malen.«
    Der Mann legte den Arm um ihre Schultern.
    »Nervös?«
    Sie nickte und biss sich auf die Unterlippe.
    »Ich auch«, sagte er.
    ***
    Kate schaute zur Klippenkante hinauf, um einen letzten Blick auf das Haus zur Aussicht zu werfen. Das war der einzige Ort, an dem sie glücklich gewesen war, der einzige Ort, an dem sie sich wohl und gebraucht gefühlt hatte. Kate wusste, wann sie geschlagen war. Mark hatte recht, er hatte gewonnen. Sie würde sich nie von der Erinnerung an das, was er ihr angetan hatte, befreien können. Ihre Narben waren zu tief, und der Schmerz lauerte direkt unter der Oberfläche. Ein Mensch wie sie würde niemals Frieden finden, dafür war sie zu verletzt. Die Aussicht auf ein Leben ohne ihre Kinder konnte sie nicht in Betracht ziehen. Tief in ihrem Inneren hatte sie das schon immer gewusst. Sie würde sich lieber verabschieden, als sich dieser Realität zu stellen.
    Das Haus sah schön aus. Sie dachte, wie leicht ihr letzter Blick auf etwas anderes hätte fallen können – auf Marks grinsendes Gesicht, auf die Unterseite eines Kissens in Mountbriers, auf das Spiegelbild ihres eigenen, flehenden Gesichts. So war es besser, viel besser. Ihr gefiel die Tatsache, dass es durch ihre eigene Hand geschah, nicht durch seine. Sie hatte alles unter Kontrolle.
    Kates Körper war wegen der extremen Kälte taub und von Gänsehaut überzogen. Ihr feines Haar trieb wie braunes Seegras um ihren Kopf. Den Blick auf das Haus zur Aussicht geheftet, machte Kate zwei Schritte rückwärts. Der weiche Sand unter ihren Füßen führte ins Nichts, und sie strampelte im Wasser, bereitete sich darauf vor, unterzugehen.
    Als das kalte Wasser sie zu verschlingen begann, wurde sie von einer angenehmen Gelassenheit überwältigt. Kate lächelte über die Aussicht auf Ruhe und Frieden. Sie würde nur noch einen Augenblick brauchen, sich vorbereiten.
    Ihr Blick suchte den Strand ab. Sie hatte ein Bild der Kinder vor Augen. Sie waren noch klein mit dicken, kleinen Bäuchen und pummeligen, breiten Füßen. Sie tapsten mit kleinen roten Eimern voll Wasser am Strand hin und her, das überschwappte und herausspritzte, sodass nichts mehr darin war, was sie in den Graben hätten schütten können, als sie schließlich bei der Sandburg ankamen. Sie lachte ins Wasser und schloss die Augen. Als sie sie wieder aufschlug, waren die Kinder neun und zehn Jahre alt. Lydia lag mit einer riesigen gelben Sonnenbrille in ihrem ersten Bikini strahlend auf einem Strandtuch und bemühte sich, ungeheuer erwachsen zu wirken. Dominic, der sich von hinten an seine Schwester herangeschlichen hatte, hielt ein Büschel nasses Seegras in der Hand, das er ihr in

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