Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was ich dich traeumen lasse

Was ich dich traeumen lasse

Titel: Was ich dich traeumen lasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Moll
Vom Netzwerk:
diesen untergetauchten islamistischen Terroristen, der dein Zimmer zum Bombenbauen beschlagnahmt hat.«
    Â»Meine Mutter steht nicht auf Besuch, okay? Sie und ihr Lover brauchen die Wohnung für sich. Können wir sie nicht einfach in Ruhe lassen?« Meine Stimme war viel zu schrill.
    Weißt du noch, wo wir da waren? Im Zoo. Ich glaube, da waren wir nur ein einziges Mal. Es war deine Idee gewesen. Du wolltest, dass wir uns jeder ein Tier aussuchen, das dem anderen am ähnlichsten ist. Wir blieben den ganzen Tag. Es waren Ferien. Die Affen hatten es dir angetan. »Dieses planlose Rumgevögel mit jedem, der in die Quere kommt, ist echt der evolutionäre Hammer«, sagtest du. Ein Affe warst du nicht. Und auch kein Löwe, der du gerne gewesen wärst. Ich konnte kein Tier finden, das dir entsprach.
    Du warst schnell in deiner Entscheidung. »Du bist ein Kamel«, sagtest du.
    Â»Na, da bin ich ja geschmeichelt.«
    Â»Ein Kamel ist doch super. Es nutzt jede Gelegenheit, um aufzutanken, und dann kann es in den lebensfeindlichsten Umgebungen ausharren und von seinen Reserven zehren.«
    Â»Und es guckt obendrein grenzdebil aus der Wäsche und kaut, als hätte es einen ausgeleierten Kiefer.«
    Â»Ja, süß, nicht wahr?«
    Ich musste lachen. Und du machtest mindestens eine halbe Stunde lang einen auf Kamel. Knäultest deine Jacke zusammen, um sie dir Quasimodo-mäßig unter das Shirt zu stopfen. Stießest röhrende Geräusche aus, die eher nach brunftigem Nashorn klangen. Und kautest Gummibärchen, als müsstest du sie in Atome zerlegen.
    Die Leute schauten alle zu uns. Die Kinder lachten. Die Erwachsenen wussten nicht, was sie davon halten sollten. Du warst mir so peinlich, weißt du noch? Aber genau das spornte dich an. Du wolltest, dass ich lockerlasse und lache. Aber ich wollte, dass du dich benimmst wie ein normaler Mensch. »Hör auf oder ich gehe!«
    Ich ging nicht. Und du riebst dich an einem Baum und verdrehtest entzückt vom Kratzen die Augen. Du plumpstest auf den Boden, erst auf die Arme, dann auf das Hinterteil und auf ähnliche Art wieder hoch in den Vierfüßlerstand.
    Aber erst als du in einen Kamelgalopp verfielst, konnte ich nicht mehr anders. Und als ich einmal lachte, konnte ich gar nicht mehr aufhören. »Alles klar, ich hab verstanden, es ist super, ein Kamel zu sein.«
    Am Ende des Tages fand ich dann doch noch ein Tier für dich.
    * * *
    Er kommt mir auf dem Gang entgegen, schiebt einen Wagen mit leeren Bettpfannen. Er ist mir im Weg.
    Â»Ich dachte, du musst ab heute wieder in die Schule«, sagt er.
    Â»War ich.«
    Â»Die Schule hätte sogar ich bis zum Abi besucht, wo man um neun schon wieder freihat.«
    Â»Ich hatte keinen Bock, okay!«
    Ich will links an ihm vorbei, aber er gibt dem Wagen einen Stoß, fährt ihn mir vor die Füße. Ich bin in der Sackgasse.
    Â»Was soll das?«
    Â»Ich wollte dich nur noch warnen.«
    Â»Vor was?«
    Das?
    Nicht das!
    Nur das nicht!
    Er grinst. »Das nicht.«
    Ich hasse ihn.
    Â»Die Mutter war da mit der Schwester und nichts sieht mehr aus, als würden wir in einem Krankenhaus sein. Schade nur, dass man die Schläuche nicht durch lustige bunte Luftschlangen ersetzen kann.«
    Â»Sie wollen eben, dass er sich wohlfühlt.«
    Â»Ihm ist’s aber schnuppe!«
    Ich versuche es rechts herum. Wieder ist der Wagen schneller.
    Â»Du nervst.«
    Â»Rauchen wir gleich eine zusammen?«
    Â»Ich rauche nicht, du Idiot.«
    Diesmal hat er nicht damit gerechnet. Ich habe links angetäuscht und bin rechts vorbeigerannt.
    Â»Klopf lieber, sonst erwischst du ihn in flagranti mit einer anderen!«, ruft er mir noch nach und bekommt als Antwort meinen Mittelfinger.
    .Wie hältst du es mit der Treue?
    .Und du?
    .Treue ist absolut unverzichtbar. Ich würde nie mit einer anderen Frau irgendwas machen wollen. Findest du nicht, dass Fremdehen ein No-go ist?
    .Ich hab noch nicht drüber nachgedacht.
    .Aber das ist doch nichts, worüber man nachdenkt. Das ist doch was, was man hier drin hat.
    .Keine Ahnung. Vielleicht wird es nach zwanzig Jahren langweilig, immer mit demselben. Und vielleicht braucht man dann mal einen anderen Körper. Das hat vielleicht gar nichts mit Liebe oder nicht Liebe zu tun.
    .Du hast also doch darüber nachgedacht.
    .Nein. Das war jetzt spontan.
    .Also von hier drin.
    .Jetzt dreh mir doch nicht jedes Wort im

Weitere Kostenlose Bücher