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Was ich dich traeumen lasse

Was ich dich traeumen lasse

Titel: Was ich dich traeumen lasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Moll
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als gälte es, einen Wettbewerb gegen die gelb gefärbten Blätter zu gewinnen. Wir saßen alle zusammen auf der Terrasse. Dein Vater warf den neuen Grill an. Ein Teil, wie es amerikanische Ölmogule in schlechten Serien für ihre Barbecues benutzen. Er liebte das Monstrum. Und er wollte mit dem Kauf nicht bis zum nächsten Jahr warten. »Wer weiß, was dann ist. Isabella studiert in Paris. Rico und Elena machen Abi. Und wir sind alt.« Als wenn er ahnte, dass das der letzte Tage war, an dem wir alle zusammensaßen.
    Weißt du noch, Isabella hatte Liebeskummer wegen einem ihrer vielen Motorrad fahrenden James-Dean-Verschnitte. Sie schluchzte von Zeit zu Zeit, legte ihren Kopf auf meinen Schoss und ließ sich von mir mit Oliven füttern. »Du kannst echt froh sein, dass du meinen Bruder hast«, sagte sie. Ich war froh.
    Â»Lasst uns ein Foto machen«, sagte dein Vater und brauchte ewig, bis der Selbstauslöser so wollte wie er.
    Ich sah das Foto nie. Vielleicht ist es verwackelt. Es muss in jedem Fall lustig aussehen. Ich mit Isabella auf dem Schoß. Du, neben mir, drückst mir einen Kuss auf die Wange. Dein Vater in seiner unsäglichen Kochschürze schwingt den Fleischhaken. Deine Mutter zieht den Bauch ein und hält deinem Vater zwei Hasenohren-Finger über den Kopf.
    Wir futterten uns kugelrund an diesem Abend. Bis wir alle auf halbmast in den Stühlen hingen.
    Â»Wenn ich in Paris bin, müsst ihr mich aber oft besuchen«, sagte Isabella und fing schon wieder an zu schniefen. »Du auch, Elena!«
    Ich versprach es ihr. Ich konnte ja auch nicht wissen, dass alles anders kommen würde. Selbst ich nicht.
    Â»Früher habe ich immer gedacht, wenn meine Kinder eine feste Beziehung haben, verliere ich sie«, sagte deine Mutter, »aber es ist genau andersherum. Ich habe jemanden dazugewonnen.«
    Und dein Vater fragte: »Ist deine Mutter nicht traurig, dass ihr immer hier bei uns seid?«
    Â»Nein. Sie macht ihr eigenes Ding«, antwortete ich.
    Â»Ist sie nicht so eine Glucke wie ich?«, fragte deine Mutter und lachte. Wir alle lachten. Wie immer.
    Und als es doch zu kalt wurde, um draußen zu sitzen, feuerte dein Vater den Kamin im Wohnzimmer an. Nicht für sich. Für uns. »Komm, Isabella«, sagte er und nahm deine Mutter an der Hand. »Jetzt ist Turteltaubenzeit.«
    Das Holz knisterte und warf ab und zu Funken in den Raum. »Gelten die auch als Sternschnuppen?«, fragte ich.
    Â»Du wirst doch nicht am Ende doch noch eine romantische Seite haben?!«, sagtest du.
    Und ich: »Wer weiß. Also, gelten sie?«
    Â»Klar gelten sie. Wünsch dir was.«
    Ich wünschte mir, dass es immer so bleibt. Dass ich immer die sein kann, die vor dem prasselnden Kaminfeuer sitzt, in deinem Arm, in diesem Haus, in diesem Leben.
    Es flogen viele Funken.
    Ich wünschte es mir oft.

Tag 10
    Top Ten der Dinge, die ich machen will,
    bevor ich den Löffel abgebe.
    (alle zusammen mit Elena)
    Â 
    1. Zeche prellen in einem Restaurant mit mindestens einem Stern
    2. Mit mindestens 200   Sachen über eine Autobahn heizen
    3. Erster Klassiker: einen Baum pflanzen
    4. Zweiter Klassiker: ein Haus bauen (Dritter Klassiker auch geil, muss aber noch mit Elena abgestimmt werden)
    5. Elena heiraten
    6. Ein Gedicht schreiben, das Elena zum Weinen bringt
    7. Einmal Ecstasy nehmen und die Nacht durchtanzen
    8. Testen, wie viele Cheeseburger ich reinkriege, ohne zu kotzen
    9. Sex am Strand
    10. Mit einem Ballon fahren
    Â»Was liest du da?«
    Ich habe Susanne nicht kommen sehen.
    Â»Nichts.« Ich falte den Zettel zusammen und stecke ihn in die Hosentasche. Ich weiß selbst nicht, was es ist.
    Â»Nichts war das nicht.«
    Â»Nur eine Liste.«
    Â»Einkaufsliste?«
    Sie will nicht lockerlassen. Und ich brauche jemanden, der mir sagt, was ich tun soll.
    Â»Hier.« Ich gebe ihr den Zettel.
    Sie liest. Lächelt. »Das sieht ihm ähnlich. Zeche prellen und heiraten.«
    Â»Ja.«
    Â»Wo hast du das gefunden?«
    Â»Im Computer. Er hatte mir nie davon erzählt, dass er …«
    Â»Sex mit Sand in der Poritze gut findet?«
    Darüber nachdenkt, dass er einmal sterben muss.
    Â»Ja.«
    Â»Dann weißt du ja jetzt, was auf dich zukommt, wenn er wieder wach ist. Das ist sozusagen sein Welcome-back-Wunschzettel.«
    Â»Ja?«
    Sie hört mich nicht. Und nicht das Fragezeichen. Ihre Aufmerksamkeit wird von

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