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Was ich dich traeumen lasse

Was ich dich traeumen lasse

Titel: Was ich dich traeumen lasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Moll
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die Ohren kontrolliert, die Vorhaut hochgezogen, um die Eichel zu waschen. Sie ist seine Mutter. Jetzt ist sie wieder seine Mutter.
    Â»Hast du denn keine Schule?«
    Â»Fällt heute aus.« Ich lüge.
    Â»Wie schön.«
    Â»Ja.«
    Â»Wenn ich hier fertig bin, dann könnte ich die Gelegenheit nutzen und zum Frisör gehen. Ich sehe aus wie …«
    Â»Sie sehen schön aus.«
    Â»Danke.« Sie lacht. Für einen Moment ist es wie früher. Gleich wird sie sagen, dass es Limonade mit Eiswürfeln gibt. Eiswürfel in Herzchenform. Wir werden nebeneinander auf den Sonnenliegen faulenzen und darauf warten, dass Rico vom Training nach Hause kommt. Wir werden feststellen, dass Robbie Williams auch nicht mehr der ist, der er mal war. Und dass sich eigentlich nichts geändert hat, seit sie jung war. Nur die Mode.
    Â»Ich sehe schrecklich aus. Ich komme nicht mal mehr zum Nägelfeilen«, sagt sie.
    Sie sieht noch schöner aus als früher. Wie ihr Sohn. Dieselben Augen. Dieselben Wangenknochen. Dieselben Grübchen. Seine zeigen sich nicht mehr. Er lacht nicht. Aber ihre sind tiefer geworden.
    Â»Ich bleib hier. Gehen Sie ruhig.«
    Â»Prima.« Sie reibt sein Gesicht mit einem Handtuch ab, schüttet After Shave auf die Hände und verteilt es auf seiner Haut. »So.«
    Sie macht Platz und ich übernehme ihre Stelle. Sie merkt, dass ich sehe, was sie schon vor Stunden entdeckt hat.
    Â»Sie sagen, das ist ein leichter Spasmus. Darum kann er ihn nicht mehr schließen. Sie versuchen mit einer Logopädin dagegenzusteuern und sorgen für die richtige Feuchtigkeit. Aber eine gewisse Anspannung kann man wohl nicht verhindern. Seine Hände werden sich auch mit der Zeit ein wenig verformen.«
    Â»Davon hab ich gehört.«
    Â»Aber das geht alles wieder weg, wenn er wach wird.«
    Â»Ja. Ich weiß.«
    Sie nimmt ihre Jacke, kommt noch einmal zu ihm, küsst ihn auf die Stirn. »Tschüss, mein Engel. Ich klaue eine Gala beim Frisör und lese dir den Klatsch vor.«
    Jetzt hat sie endlich Zeit mit ihm.
    Alle Zeit, die sie will.
    Ich kann ihn nicht mehr mitnehmen.
    Als sie weg ist, gehört er mir.
    Â»Du wirst nicht glauben, was ich gestern gemacht habe«, sage ich.
    Er fragt nicht nach.
    Natürlich nicht.
    Ich lasse ihn trotzdem zappeln.
    Â»Französisch. Na, dämmert es?«
    Â»Nein, nicht was du denkst. Schäm dich!«
    Â»Stichwort Schickimicki.«
    Â»Und umsonst.«
    Â»Ja, genau! Ich war in einem Sternerestaurant und habe die Zeche geprellt.« Ich krame in meinem Rucksack und hole mehrere Tupperdosen hervor. »Und jetzt bist du dran. Riech mal.« Ich halte ihm den Inhalt von Dose eins unter die Nase. »Als Vorspeise. Carpaccio vom Lachs in Marinade à la Chef an Mousse vom Meerrettich. Hmmm.«
    Â»Warte!« Ich nehme mir eins der überdimensionalen Wattestäbchen vom Nachttisch und tauche es in die Reste der Mousse. Vorsichtig schiebe ich es in den offen stehenden Mund und reibe es an Gaumen und Zunge.
    .So was Abgefahrenes habe ich noch nie gegessen. Das ist echt ein Trip für die Zunge.
    .Nicht so laut.
    .Wieso nicht?
    .Wir fallen voll auf. Die starren sowieso schon alle.
    .Worauf?
    .Auf deine Ohrlöcher zum Beispiel?
    .Ja, und?
    .Wenn wir die Zeche prellen wollen, sollten wir vielleicht nicht schon vorher rüberkommen wie Zechpreller.
    .Dann möchtest du, dass wir uns in alle Herzen hier schummeln, um einen leichten Abgang zu haben?
    .Allerdings.
    .Na dann.
    .Was machst du da?
    .Ich knie vor dir nieder.
    .Bist du irre?
    .Pst. Du musst schon mitspielen, sonst wird das nichts.
    .Aber …
    .Liebste Elena.
    .Was?
    .Wir kennen uns jetzt schon eine ganze Weile. Unser Anfang war nicht leicht. Du hast nicht viel von mir gehalten. Aber dann hast du erkannt, dass ich ein guter Mensch bin.
    .Gar nicht.
    .Und nun knie ich hier vor dir, während dieses wunderbaren Essens, für das ich so lange gespart habe. Und ich möchte dich fragen, willst du meine Frau werden?
    .Nein!
    .Du musst Ja sagen und nicht so verdattert gucken, sonst zieht das nicht. Die warten alle.
    . Ja! Zufrieden?
    .Jep.
    .Und jetzt küssen.
    .Das kannst du dir abschminken, Schwachkopf.
    Es klebt an der Zunge wie Reste von Zahnpasta. Es muss weg. Ich nehme ein anderes Wattestäbchen und entferne es vorsichtig.
    Â»Zwischengang. Terrine vom Rind an Trüffel-Preiselbeersauce. Riech mal.«
    Â»Hauptgang. Salzwiesenlamm an

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