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Was ich dich traeumen lasse

Was ich dich traeumen lasse

Titel: Was ich dich traeumen lasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Moll
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ich will. Und du machst mit.«
    Also fragte ich: »Wo gehen wir denn hin?«
    Â»Weit weg. Marburg soll schön sein. Oder wenn wir es nicht ganz so studentisch wollen, dann in die Großstadt. Hamburg?« Du schlangst den Arm um mich und ich legte meinen Kopf auf deine Schulter und sagte: »Wir sagen aber keinem, wo wir sind.«
    Du lachtest. »Wie sollen meine Eltern dann die Schecks schicken, mit denen wir die Miete bezahlen?«
    Â»Wir haben Jobs.«
    Â»Du meinst, echte, reelle Arbeit.«
    Â»Mit Schweiß und Handschwielen. Du arbeitest auf dem Bau, als Aushilfe, als Arsch für alle Fälle, und stinkst abends schrecklich nach Schweiß und frisch geteerter Straße.«
    Â»Und du arbeitest in einer Bar und trägst so ein ultrakurzes Röckchen mit Spitzenschürze. Und hinter dem Ohr einen Bleistift. Und du hast ein Kaugummi im Mund und fragst: Blaubeerkuchen?«
    Â»Wir sind aber nicht in Amerika.«
    Â»Jedenfalls stinkst du abends nach Kaffee und Spülmaschinennebel. Wir duschen aber nicht, wir steigen stinkend in die Kiste.«
    Â»Unser Bett besteht nur aus aufeinandergestapelten Bierkisten und einer Matratze vom Sperrmüll.«
    Â»Wir stellen uns vor, dass auf dieser Matratze schon Kinder gezeugt wurden.«
    Â»Geboren.«
    Â»Und das turnt uns tierisch an.«
    Â»Aber wir sind auch Vorzeigestudenten. Trotz Jobs und Sex.«
    Â»Du studierst als einzige Frau unter Männern, die dich alle haben wollen, Chemie und Biologie und bist der Liebling deines Professors. Ich bin schrecklich eifersüchtig. Aber ich weiß auch, dass du nur mir gehörst. Ich studiere Journalismus und jede Menge anderer Fächer, mit denen man nichts und alles werden kann.«
    Â»Ich muss dich also später durchfüttern?«
    Â»Nein, ich füttere dich durch. Und unsere elf Kinder, die später einmal die erste international erfolgreiche gemischte Fußballmannschaft bilden werden. Und zwar mit meinen Gedichten. Sie sind so gut, dass ich steinreich werde.«
    Â»Niemand wird mit Gedichten reich. So was lohnt sich immer erst, wenn man tot ist. Und außerdem, du hast noch nie eins geschrieben.«
    Â»Ich schreibe die ganze Zeit an einem.«
    Â»Glaub ich nicht.«
    Â»Stimmt aber.«
    * * *
    Es ist endlich dunkel geworden. Die Drehtür spuckt mich in die Nacht. Zwei Krankenschwestern gehen vorbei und kichern. Sicher ist gerade ihre Schicht zu Ende und sie müssen nur noch ihre Kluft loswerden, bevor sie sich ins Nachtleben stürzen. Ihre Jungs treffen. Ein paar Bier zu viel trinken. Sich an gierige Lippen pressen. In zerwühlten Laken landen. Viel zu müde sein, wenn die nächste Schicht losgeht. Die Kranken ansehen und denken: Bin ich froh, dass ich das nicht bin.
    Er steht gegenüber des Haupteingangs, im Mundwinkel eine Zigarette, die nicht brennt. Er trägt einen Anzug, dunkel, schmal geschnitten. Seine Schuhe glänzen im Licht der Straßenlaternen, die gerade angegangen sind. Er winkt mir, will, dass ich zu ihm komme. Ich sehe zum ersten Mal die Löcher in seinen Ohren. Sie sind riesig. Wie bei afrikanischen Urbewohnern. Ich kann durch sie hindurch die Straße sehen. Ich frage mich, ob das nicht wehtut.
    Und er fragt: »Können wir? Ich verhungere.«

Tag 11
    Top Ten der Dinge, die ich machen will,
    bevor ich den Löffel abgebe.
    (alle zusammen mit Elena)
    1. Zeche prellen in einem Restaurant mit mindestens einem Stern
    2. Mit mindestens 200   Sachen über eine Autobahn heizen
    3. Erster Klassiker: einen Baum pflanzen
    4. Zweiter Klassiker: ein Haus bauen (Dritter Klassiker auch geil, muss aber noch mit Elena abgestimmt werden)
    5. Elena heiraten
    6. Ein Gedicht schreiben, das Elena zum Weinen bringt
    7. Einmal Ecstasy nehmen und die Nacht durchtanzen
    8. Testen, wie viele Cheeseburger ich reinkriege, ohne zu kotzen
    9. Sex am Strand
    10. Mit einem Ballon fahren
    Sie rasiert ihn. Natürlich tut sie das. Einer muss es ja tun. Die Krankenschwestern oder sie. Der Bart wächst weiter, als wenn nichts wäre. Die Haare. Die Fingernägel.
    Sie nimmt noch ein wenig Rasierschaum, schmiert ihn ein, bis er aussieht wie der Weihnachtsmann. Dann legt sie das Gesicht Strich für Strich frei. Früher, vor vielen Jahren, da hat sie ihn immer gewaschen, in Handtücher gewickelt, abgerubbelt, die Zehennägel geschnitten, nachgesehen, ob sich im Bauchnabel Flusen verfangen hatten. Sie hat ihm die Nase geputzt,

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