Was ich dich traeumen lasse
Kartoffelgratin mit Gemüse der Saison.«
Dazu Champagner.
.Siehst du.
.Seh ich was?
.Sie haben uns Champagner spendiert. Wenn du mir statt dieser steifen Umarmung noch einen anständigen Kuss gegeben hättest, hätten die bestimmt das ganze Menü umsonst gemacht.
.Unsinn.
.Im Ernst. Wer, bitte schön, umarmt sich nur, wenn er einen Heiratsantrag bekommen hat?
.Das war keiner.
.Sogar ein sehr romantischer.
.Du bist so was von krank.
.Jetzt fragst du dich, wieso um alles in der Welt du mich mitgenommen hast.
.Allerdings.
.Weil du dich alleine nicht getraut hast, schon vergessen?
.Ich hätte mich schon noch getraut.
.Und hättest hier gesessen mit einer Träne in jedem Augenwinkel.
.Sicher nicht.
.Stimmt. Du bist ja trockengelegt. Ebbe im Tränenkanal. Wofür hast du deine ganzen Tränen vergeudet? Erzähl mal!
.Du kommst dir echt besonders schlau vor, was?
.Ich bin besonders schlau.
.Dann kannst du mir ja auch sicher sagen, wie wir hier rauskommen?
»Vanillemousse. Riech mal. Das Sorbet konnte ich leider nicht aufbewahren. Es wäre geschmolzen. Es gab zwei Desserts zur Wahl. Das andere war mit Kaffeecreme. Aber du magst ja keinen Kaffee in SüÃspeisen.«
Ich packe alle Dosen wieder in den Rucksack. »Und jetzt kommt das Beste. Wie ich da wieder rausgekommen bin. Pass auf.«
.Das ist der Plan?
.Ein genialer, oder?
.Das ist so ziemlich der beschissenste Plan, den ich je gehört habe.
.Ich find ihn geil.
.Und wenn ich da nicht durchpasse?
.Du bist doch dürr.
.Wie charmant.
.Du hast in den letzten zehn Tagen mindestens vier Kilo verloren. Ich sehe so was. Das hier war doch grad deine erste richtige Mahlzeit, oder? Und von der hast du noch die Hälfte in diesen Dosen verschwinden lassen.
.Ich muss ihm doch was mitbringen, wenn er schon nicht hier sein kann.
.Er kann nicht schlucken.
.Du raffst das nicht.
.Ich raffe das ganz genau.
.Und was machst du, während ich im Fenster stecken bleibe?
.Während du aus dem Fenster flutschst, verklickere ich dem Kellner, dass ich den Ring im Auto vergessen habe und ihn zum Kaffee noch überreichen will. Ich frage ihn, ob er den Ring in einer Praline verstecken kann. Und er wird mich gehen lassen, schnell, damit ich zurück bin, bevor du vom Klo wiederkommst.
.Das nimmt uns keiner ab.
.Das läuft wie geschmiert.
»Ich bin einfach durchs Toilettenfenster verschwunden. Es war so was von eng. Ich bin stecken geblieben. Ich schwöre, ich hing fest wie eine Sardine in der Dose. Die Beine im Toilettenraum, Kopf und Arme drauÃen. Ich bin bald wahnsinnig geworden. Ich hatte so einen Schiss, dass jemand reinkommt. Aber dann â¦Â«
.Was machst du denn da?
.Ich hänge fest. Das siehst du doch.
.Na dann, schönen Abend noch.
.Bist du irre? Hilf mir gefälligst!
.Zieh den Bauch ein.
.Was denkst du, was ich hier tue? Jetzt hilf mir schon.
.Und was bekomme ich dafür?
.Nichts!
.Kein Deal.
.Was willst du?
.Ich will, dass du die ganze Liste abarbeitest. Jeden einzelnen Punkt.
.Wieso willst du das?
.Ich will es einfach.
.Leck mich.
.Bis später dann.
.Warte! Drecksack. Okay. Ja. Die ganze Liste.
.Schwöre es.
.Ich schwöre. Und jetzt zieh!
»â¦Â Dann hab ich es doch irgendwie geschafft herauszukommen. Es hat Spaà gemacht und ganz schön Angst. Es hätte dir gefallen.«
Ich starre in sein Gesicht. Aber da ist keine Regung. Nicht einmal die Härchen auf seinen Wangen wiegen sich im Wind. Es gibt keinen Wind.
»Findest du es scheiÃe, dass ich das gemacht habe? Ich meine, du weiÃt schon. Es soll nicht heiÃen, dass ich denke ⦠Wenn du wach bist, machen wir das noch mal zusammen. Es ist jetzt nur so was wie ein Anreiz. Ich will, dass du wieder Lust aufs Leben bekommst. So viel Lust, dass du dieses verfickte Koma abschüttelst, um wieder mitzumischen.«
Wie sich das wohl anfühlt? Schwer oder ganz leicht? Ich versuche es. Bin auch ganz still, lasse alles fallen. Ich rutsche ein Stück den Stuhl runter, muss mich mit den FüÃen abfangen. Es drückt im Rücken. Mein Kopf will nicht loslassen. Er balanciert auf den Schultern, kippt nach vorne, bremst ab. Ich kann mich nicht nicht bewegen.
»Du kannst jetzt wirklich aufwachen, weiÃt du. Es ist genug. Du hast deine Lektion gelernt. Und ich meine auch. Das Ganze ist echt total beschissen.«
*Â *Â *
WeiÃt du noch, als wir Zukunft spielten? Deine Tante
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