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Was ich dich traeumen lasse

Was ich dich traeumen lasse

Titel: Was ich dich traeumen lasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Moll
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war. Und führtest uns auf unverfängliches Terrain: »Du hast vorher in Berlin gewohnt. Geile Stadt, oder? Wieso seid ihr umgezogen?« Und doch lagen dort Minen vergraben, von denen du nichts wusstest.
    Meine Antwort fiel schroff aus: »Private Gründe.«
    Du nahmst schnell eine andere Straße: »Und wie findest du es hier? Hast du dich schon eingelebt? Susanne und du, ihr mögt euch, oder?«
    Â»Ja, sie ist in Ordnung«, sagte ich, und dann, ohne es zu wollen: »Hattest du mal was mit ihr?« Es rutschte mir einfach so aus dem Mund.
    Du lachtest. »Weil ich schon alle in der Stufe durchhabe?« Ich wurde rot. Du fandest das süß. »Ich hatte nichts mit ihr«, sagtest du. »Keine Sorge, so einer bin ich nicht. Ich hatte erst eine feste Freundin. Und meine Affären kann ich an einer Hand abzählen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Du musst das nicht erzählen.«
    Und du sagtest: »Will ich aber.«
    Ich glaube, du wolltest, dass auch ich etwas preisgebe. Aber das tat ich nicht. Ich klickte stattdessen das Mädchen weg. Klappte den Laptop zu. Und dachte die ganze Zeit: Jetzt hast du es versaut. In null Komma nichts versaut.
    Hatte ich aber nicht. »Das heißt, du magst mich, oder?«, fragtest du. »Sonst würdest du diese Sachen nicht wissen wollen.« Du warst dir deiner Sache sicher. Du konntest dreist sein und trotzdem so nett.
    Die Bierflaschen klackten, als wir wieder anstießen. Und das Schweigen, das sie einläuteten, war ein ganz anderes. Ein gutes. Eins, in dem wir stumm weiterredeten. Durch die Seiten der Oberschenkel. Durch die Schultern. Durch die Hände, die wir sinken ließen und die so zu Fall kamen, dass sie einander berührten.
    Â»Das ist besser als Afrika«, sagtest du. »Ich scheiß auf Nashörner und Elefanten, wenn ich hier neben dir sitzen kann.«
    * * *
    Ich kann sie dir nicht mitbringen. Du kannst ihr Lachen nicht sehen. Aber ich kann dir Afrika bringen. Geräusche der Savanne. Löwengebrüll. Trommeln. Sie werden dich wach brüllen. Wach trommeln. Ich werde dich wach machen.

Tag 2
    Â»Ich möchte zu Rico Arizi. Können Sie mir sagen, in welchem Zimmer er liegt?«
    Er schaut mich von oben bis unten an. Abschätzend. Viel zu lange. Ich muss zurückschauen und mir ebenfalls ein Urteil bilden. Ich habe schnell eins. Er hat Order bekommen, es zu verbergen, aber jeder Blinde sieht, wer er wirklich ist. Über den Ohrläppchen kleben Pflaster. Doch durch die hindurch zeichnen sich von Ringen gespreizt Eurogroße Löcher ab. Die Haare sind mit Gel zurückgestrichen, aber das täuscht nicht darüber hinweg, dass sie bis auf einen schwarz gefärbten Streifen in der Mitte abrasiert sind. Aus dem Ausschnitt des Kittels winden sich Tattoos, ebenso aus den Ärmeln. Er ist fehl am Platz. Ich hätte ihn nicht siezen sollen. So jemand wird nicht gesiezt.
    Â»Du bist die Freundin?«
    So jemand siezt nicht.
    Ich nicke.
    Â»Bist du krank?«
    Â»Wie bitte?«
    Â»Erkältet?«
    Â»Nein.«
    Â»Dann brauchst du keinen Mundschutz. Er muss sich ja nicht gleich zu Tode erschrecken.«
    Â»Kann er mich denn …?«
    Â»War ein Witz! Wenn’s nach ihm geht, kannst du auch ein Ganzkörperkondom tragen. Ihm ist’s egal. Der sieht nada.«
    .Mach die Augen zu.
    .Wieso?
    .Mach einfach.
    .Ich sehe aber lieber, was passiert.
    .Wenn du nicht siehst, kannst du aber besser spüren. Komm schon, Süße, Augen zu. Vertraust du mir nicht?
    .Doch.
    .Ich werde nichts machen, was du nicht magst. Versprochen. Also, bereit?
    .Ja.
    .Du schummelst. Soll ich dir ein Tuch um die Augen binden?
    .Und dann?
    .Dann entspannst du dich. Ich fange an den Füßen an. Und wenn ich oben angekommen bin, wirst du nie wieder sehen wollen.
    Â»Hallo!« Er wedelt mit der Hand vor meinen Augen herum.
    Â»Ja?«
    Â»Was ist das?« Er deutet auf die vollgepackte Tasche.
    Â»Musik. Bücher. Fotos.«
    Er lacht. »Fleißig, fleißig. Bringt alles nichts. Aber wenn’s Spaß macht.«
    Â»Bringt wohl was. Der Arzt …«
    Â»Ja, ja. Hände desinfizieren.« Er deutet auf einen Spender an der Wand. »Und dann mitkommen.«
    Er geht voraus. Einen langen Gang entlang. Der Boden glänzt. Es riecht, wie es in Krankenhäusern immer riecht. Hier genauso wie in Berlin. Er bleibt stehen. Vor Zimmer siebenunddreißig.
    Â»Dir ist klar, dass eine

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