Was ich dir noch sagen muss
zusammen. „Was soll das heißen? Willst du, dass ich heute Abend ausgehe?“ Sein Mund wurde schmal. „Warum?“
„Nein, das habe ich nicht gesagt. Ich meinte, du bist heute Abend wegen Nicole und mir zu Hause. Wir haben dein ganzes Leben völlig durcheinandergebracht und deshalb habe ich ein schlechtes Gewissen.“
Die Anspannung schien von ihm abzufallen, und sein Gesichtsausdruck wurde weich. „Ich versäume nichts.“
Seine Stimme war heiser und bevor Cassandra es sich versah, beugte er sich nach vorn, nahm ihren Kopf in seine Hände und küsste sie. Ganz kurz nur. Es war vorbei, ehe es überhaupt richtig begonnen hatte. Aber seine Lippen hinterließen seinen Geschmack auf ihrem Mund.
Dann drehte er sich um. „Ich muss mich noch umziehen fürs Training“, war das Letzte, was er sagte, ehe er verschwand.
Sie sah ihm nach. Hoffnung stieg in ihr auf. Bedeutete sie ihm vielleicht auch langsam mehr, als er sich eingestehen wollte? Er hatte sich Sorgen gemacht, als er sie nicht gefunden hatte, und gesagt, dass er nichts versäume, wenn er mit ihr zu Hause blieb.
Und er hatte ihr ein Stück Kuchen gebracht.
10. KAPITEL
Ein Summen riss Cassandra mitten in der Nacht aus dem Schlaf. Einen Moment lang lag sie regungslos da, dann hörte sie, wie Dominic etwas Unverständliches murmelte, aufstand und das Licht anschaltete.
Und plötzlich wusste sie, woher das Summen kam.
Sie sprang auf, aber er war schneller als sie und holte ihr Handy aus der Tasche.
Er runzelte die Stirn, als er auf das Display blickte. „Hier steht Alten- und Pflegeheim Devondale. Ist das nicht …“
Weiter kam er nicht, denn sie riss ihm das Telefon aus der Hand. Etwas Schlimmes musste passiert sein, sonst würde man sie nicht nachts um diese Uhrzeit anrufen.
Ihre Befürchtung bestätigte sich.
Man vermisste ihren Vater.
„Ich komme, so schnell ich kann.“ Cassandra legte auf und sah Dominic an. Panik stieg in ihr hoch und ihr Hals war wie zugeschnürt. Sie hatte solche Angst um ihren Vater! Wo mag er hingegangen sein? „Es geht um meinen Vater. Er wird vermisst“, stammelte sie. Jetzt würde Dominic alles herausfinden.
Dominic sah sie verwirrt an. „Aus einem Pflegeheim hier in Melbourne? Du hast doch gesagt, er wohnt bei deiner Schwester in Sydney.“
„Ja, das habe ich gesagt, aber …“, Cassandra schluckte. „Er ist hier in Melbourne in einem Heim. Dort wird er vermisst.“
Er zog die Augenbrauen hoch und sah sie voller Vorwurf an. „Dann ging es dir also gar nicht um die ehrenamtliche Arbeit? Du hast mich schon wieder belogen.“
„Nein, so ist das nicht. Ich …“
„Was verbirgst du sonst noch alles vor mir?“, unterbrach er sie angewidert.
Sie konnte seine Reaktion einerseits so gut verstehen, doch hatte sie andererseits auch ihre Gründe gehabt, es ihm zu verschweigen. Gründe, die sie ihm nicht genau beschreiben konnte. Und jetzt war wirklich nicht die Zeit, um darüber nachdenken.
„Das ist eine lange Geschichte.“
„Zieh dich an. Du kannst sie mir unterwegs erzählen“, sagte er mit vor Ärger zusammengepressten Lippen.
Überrascht riss Cassandra die Augen auf. „Du kommst mit?“
„Selbstverständlich, ich bin dein Mann!“
Cassandra drehte sich um und schlüpfte in ihre Kleider. Liam war nie an ihrem Vater interessiert gewesen und wäre sicher nicht mitgekommen.
Dann fiel ihr wieder ein, dass Nesta nicht da war. „Wir werden Nicole mitnehmen müssen.“ Sie wollte ihre Tochter eigentlich nicht wecken, aber was blieb ihr anderes übrig?
Fünfzehn Minuten später saßen sie im Auto. Nicole war, gleich nachdem sie losgefahren waren, sofort wieder eingeschlafen.
„So, und jetzt schieß los!“, forderte Dominic sie auf, sobald sie die Ausfahrt des Hauses hinter sich hatten.
„Joe ist dement und jetzt ist er verschwunden.“ Wieder spürte sie Panik in sich aufsteigen. „Er ist irgendwo da draußen im Dunkeln und weiß vermutlich gar nicht, wo er ist. In der Nähe des Heims ist ein Fluss.“ Die letzten Worte wären ihr beinahe im Hals stecken geblieben.
„Es kommt alles in Ordnung“, beruhigte Dominic sie und drückte ihre Hand, ehe er sich wieder schweigend aufs Fahren konzentrierte.
Cassandra hatte Mühe, die Tränen zurückzuhalten, aber Gott sei Dank war sie dieses Mal ausnahmsweise nicht allein. Und wenigstens war es eine warme Nacht.
Als sie ankamen, war das Pflegeheim hell erleuchtet. Vor der Tür stand ein Polizeiwagen.
Jane Clyde kam sofort auf Cassandra zugerannt, als
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