Was ich dir noch sagen will
noch einmal alle Punkte durch, die sie hoffentlich einander näherbringen würden und ihnen das Gefühl gaben, wirklich zu leben.
Oktober einen Tag im Bett verbringen
November Welt verbessern (Obdachlosengeschenk?)
Dezember Silvesterparty mit Freunden und Hausbewohnern ( Alle einladen!)
Januar alle Teile «Herr der Ringe» gucken – hintereinander
Februar Hochzeitsalben fertigmachen ♥ ♥ ♥
März in Nordfinnland Husky-Schlitten fahren (Nordlichter!)
April Katze Hund Katze aus Tierheim holen
Mai Einen Baum pflanzen
Juni Radtour quer durch Deutschland (nicht zu lang!) kurz)
Juli Tauch-Urlaub
August Tango-Kurs ♥
September/Oktober Hawaii (mit einem romantischen Restaurantbesuch mit Tisch am Meer!)
Beinahe stolz darüber, dass sie beide es nach langem, teils ernsthaftem, teils aber auch sehr heiterem Ringen geschafft hatten, sich auf die ausstehenden Punkte für die nächsten elf Monate zu einigen, hielt Lisa den Zettel hoch – wie ein selbstgemaltes Bild.
Für die heutige «Weltverbesserungsaktion», wie Erik es nannte, hatte sie besonders viel Überzeugungskraft gebraucht. Erik fand den Vorschlag viel zu naiv und hatte noch einmal davon angefangen, wie gern er sich bei «Ärzte ohne Grenzen» oder irgendeiner ähnlichen Organisation engagieren würde. Doch weil er offenbar spürte, wie sehr Lisa ein solches Vorhaben widerstrebte, gab er schließlich Ruhe. Stattdessen wollten sie sich zunächst auf die kommenden Monate konzentrieren. In einem Jahr würden sie vielleicht eine weitere Liste erstellen, wenn sich die Methode bewähren sollte. Dann würden sie auch über größere Veränderungen in ihrem Leben entscheiden – nämlich, ob sie eines Tages als «echte Spießer» in einem Haus im Grünen leben würden, und vor allem, wie es mit der Gründung einer Familie stand.
Dieses nach wie vor heikle Thema hatten sie auf der Liste bewusst ausgespart. Aber immerhin begegneten sie der Kinderfrage seitdem mit einer gewissen Leichtigkeit. Beispielsweise hatten sie die Idee, ein Tier aus dem Tierheim zu holen, humorvoll diskutiert. Sie wollten sozusagen im Kleinen schon mal testweise Verantwortung für ein Lebewesen übernehmen und schauen, wie sich der Alltag damit gestalten ließ. Auch für den Fall, dass sie verreisen würden. Da Erik sich mit seinem Wunsch nach einem Hund allerdings nicht durchsetzen konnte und Lisa auf einer Katze beharrte, einigten sie sich darauf, dass Erik dafür den nächsten Punkt auf der Liste bestimmen durfte: das Urlaubsziel Finnland, wo er sich immerhin seinen langgehegten Traum vom Besuch einer Huskyfarm erfüllen konnte.
Am meisten hatten sie über die Frage gerungen, ob es darüber hinaus möglich sein würde, eine längere Auszeit zu nehmen. Erik war sogar bereit, für den Plan einer Weltreise einen größeren Kredit aufzunehmen. Schließlich hatte ihnen der letzte Urlaub gezeigt, wie schnell alles vorbei sein konnte im Leben. Doch Lisa war diese Vorstellung einfach zu unvernünftig erschienen. Außerdem würde sie Jutta nicht ein Vierteljahr lang allein im Laden lassen können. Genauso wenig schien es ihr möglich, eine so lange Zeit nichts zu den Beständen im Laden oder einer neuen Kollektion beizutragen. Und so war Lisa froh darüber, dass Erik sich mit einem Kompromiss zufriedengegeben hatte: Statt einer mehrmonatigen Weltreise würden sie zum Ironman nach Hawaii reisen. Wenn es nötig war, würden sie sich dafür tatsächlich Geld von der Bank oder von Eriks Mutter leihen. Wegen Lisas Flugangst wollten sie zunächst per Schiff nach New York fahren. Für den Flieger nach Hawaii würde Lisa dann ihr Trauma überwinden müssen – falls Erik sich für die Teilnahme am Ironman überhaupt qualifizierte. Alternativ konnte er sich aber auch vorstellen, beim Marathon in New York mitzumachen.
Überhaupt, der sportliche Aspekt der Liste! Da Erik es trotz hartnäckiger Versuche nicht schaffte, Lisa zum regelmäßigen Joggen zu bewegen, musste sie sich zumindest auf eine längere Fahrradtour im Sommer einlassen. Und auch darauf, es endlich einmal mit dem Tauchen zu versuchen. Spätestens als Erik sie auf ihre immer wieder schmerzenden Knie ansprach und behauptete, sie täte einfach zu wenig für ihren Körper, sah sich Lisa zum Einlenken gezwungen. Im Juni wollten sie daher eine längere Radtour durch Deutschland unternehmen.
Als Belohnung für ihre Einsichtigkeit und den Anspruch, sich mehr zu bewegen, ließ Erik sich wiederum zähneknirschend auf den Tangokurs ein, mit dem Lisa
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