Was ich dir schon immer sagen wollte
Eugene. Am allerwenigsten bei Eugene.
Bekannte hatten auf ihn eingeredet, dass er ausziehen musste. Warum tat er es nicht? Er mochte große Mietshäuser nicht, sagte er, mochte Hochhäuser nicht, wollte sich nicht mit einem Umzug plagen. Aber da war noch mehr. Was immer er hier lernte, er bedauerte nicht, es zu lernen. Wenn er seinen Altersgenossen zuhörte, dachte er, ihre Schädel würden zerbrechen wie Eier, wenn sie auch nur ein Zehntel von dem wüssten, was es zu wissen gab. Letztendlich bedauerte er nicht, die Vorführung von Rex und Calla gesehen zu haben oder die Zeitung gelesen zu haben, die Rover verkaufte und die er ihm eines Tages zum Scherz aufgedrängt hatte. Er las trotz des unsauberen Drucks, der seinen Augen weh tat, jedes Wort darin. Der schlechte Druck, die Rechtschreibung, einige hingeschmierte, womöglich obszöne Illustrationen ebenso wie die eingestandenen Bedürfnisse in den Inseraten und ein Leitartikel, der den Stadtrat angriff – dessen Mitglieder durchweg als Arschlöcher und Hühnerficker bezeichnet wurden –, quälten ihn an einer schon gereizten und wunden Stelle; aber er gab nicht auf, aus der sonderbaren Hoffnung auf eine Botschaft, die fast zu schnell vorbeihuschte, um vom Auge erfasst zu werden, wie er es von einigen Werbespots im Fernsehen gehört hatte.
Diese Vorführung von Eugene jedoch war etwas, das er sich nicht anschauen mochte. Sie kränkte ihn zu sehr, ging ihm zu nahe. Er machte sich sein Frühstück, das wie üblich aus zwei Scheiben braunem Toast, einem gekochten Ei und Tee bestand. Er hörte von Eugene keinen Laut und nahm an, dass er schon fort war. Während er aß, erinnerte er sich an ein Gefühl, das er im Hinterhof gehabt hatte, als er den Vogel in der Hand hielt und an die Dame mit dem Chiffonhut und das Feld voller Ackersenf und seine Eltern dachte. Danach hatte er sich noch an etwas anderes erinnert, und jetzt fiel ihm ein, es war sein Traum gewesen. Er wusste, er musste ihn in der vergangenen Nacht wieder geträumt haben, und ihm schien keine andere Wahl zu bleiben, als sich hinzusetzen und darauf zu besinnen, an welchen Teil davon er sich erinnern konnte.
Dieser Traum, den er, seit er über vierzig war, immer wieder träumte, hatte seinen Ursprung in einem realen Vorfall, der sich ereignet hatte, als er ein Kind war und auf der Farm mit seinem älteren Bruder Walter und seiner Schwester Mary lebte, die im Alter von achtzehn Jahren an Diphtherie sterben sollte. Mitten in der Nacht hatte er das Telefon klingeln hören, dreimal lang. Jede Familie entlang der Straße hatte ihr eigenes Klingelzeichen – ihres, erinnerte sich Mr. Lougheed, war zweimal lang und zweimal kurz –, aber dreimal lang bedeutete Alarm, ein Signal an alle, ans Telefon zu gehen. Mr. Lougheeds Vater brüllte in der Küche direkt unter dem Schlafzimmer der Jungen ins Telefon. Die Funktionsweise des Telefons war ihm immer fremd geblieben, und er schien sich auf die Kraft seiner Stimme zu verlassen, um jedwede Entfernung zu überbrücken. Von dem Gebrüll wurden alle wach und gingen hinunter, um zuzuschauen, wie ihr Vater die Stiefel und die Jacke anzog – das war im Mai, im Frühling, aber die Nächte waren noch kühl –, und obwohl Mr. Lougheed sich nicht daran erinnern konnte, was gesprochen wurde, wusste er, dass sein Vater ihnen gesagt hatte, wohin er ging, und dass sein Bruder Walter danach gefragt und die Erlaubnis erhalten hatte, mitzugehen, ebenso wie er selbst danach gefragt hatte, aber zurückgewiesen wurde, mit der Begründung, dass er zu klein war und nicht mithalten konnte.
Sie wollten einen wahnsinnig gewordenen Jungen einfangen, einen jungen Mann eigentlich, neunzehn oder zwanzig Jahre alt, der im nächsten Dorf zu Hause war. Mr. Lougheed konnte sich nicht erinnern, was sein Vater über diesen Jungen außer seinem Namen mitgeteilt hatte, und der war Frank McArter. Frank McArter war der Jüngste in einer großen, armen, anständigen, katholischen Familie. Er war nach einer Reihe von Anfällen für eine Weile lang weggebracht worden, war aber als geheilt zurückgekehrt, lebte dort still und kümmerte sich um seine alten Eltern, denn seine Brüder und Schwestern waren alle fortgegangen. Mr. Lougheed glaubte nicht, dass sein Vater zu der Zeit den Grund genannt hatte, warum alle Männer zusammengerufen wurden, um Frank McArter zur Strecke zu bringen. Der hatte nämlich an jenem Abend, wahrscheinlich vor Einbruch der Dunkelheit (und auf alle Fälle vor dem Melken,
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