Was ich dir schon immer sagen wollte
Hoffnungslosigkeit und Entsagung zu rufen: »Ach, Eugene! Eugene!«
In deiner Hand sind wir des Sieges stets sicher …
Eugene ging bis zur Taille hinein, bis zur Brust, und Mr. Lougheed schrie mit einer Stimme, die er schon verloren zu haben meinte: »Eugene, komm aus dem Wasser raus!«
»Schwerelosigkeit!«, rief Mr. Morey im selben Augenblick. »Schalt deine Schwerelosigkeit ein!«
Eugene senkte den Kopf und ging unter.
Das singende Mädchen stieß einen freudigen Schrei aus.
Mr. Lougheed war zur Mole hinuntergegangen und dann ein Stück darauf entlang. Er fragte Calla, die in ihre Tagesdecke gehüllt war wie eine biblische Frau: »Wissen Sie, ob er schwimmen kann?«
»Schwimm, schwimm!«, rief Rex, der Possenreißer, und ließ sich ins Wasser fallen, während die nicht erblindete Schwester sich umdrehte und schrie: »Hilfe, Hilfe! Lasst ihn nicht ertrinken!«
Eugene krabbelte dort auf die Mole, wo sie aus dem Wasser ragte. Er richtete sich tropfend auf, sammelte sich und strich sich die Haare aus den Augen, während ein Mädchen rief: »Meerungeheuer! Meerungeheuer!« Die Männer, angeführt von Mr. Morey, spendeten ironischen Beifall.
Der Blockflötenspieler hatte sich durch nichts unterbrechen lassen.
»Darauf läuft es hinaus, auf dem Wasser gehen«, sagte Mr. Morey.
»Niemand soll ihn quälen«, sagte die blinde Schwester. »Er hat sein Bestes getan.«
Eugene kam langsam auf sie zu und lächelte. »Ich kann nicht einmal schwimmen«, sagte er und sog dankbar die Luft ein. Er klang fast, als hätte er einen Sieg errungen. »Ich bin die Mole hinaufgekrochen. Ich hätte mich früher aufrichten können, aber ich war so gerne … unter Wasser.«
»Gehen Sie nach Hause und ziehen Sie sich um, wenn Sie sich keine Lungenentzündung holen wollen«, sagte Mr. Lougheed.
»Das war also nur ein Scherz?«, fragte die eine der Choralsängerinnen, und obwohl sie die Frage nicht an ihn gerichtet hatte, antwortete ihr Mr. Lougheed barsch: »Was dachten Sie denn?« Die beiden Damen blickten sich an und pressten die Lippen zusammen ob solcher Unhöflichkeit.
»Es tut mir leid, wenn es nicht das war, was ihr euch alle erhofft habt«, ließ Eugene sich mit sanfter Stimme vernehmen und schaute in die Runde. »Die Schuld liegt ganz bei mir. Ich habe in meiner Beherrschung noch nicht den Punkt erreicht, den ich erreicht zu haben hoffte. Das mag zwar für euch enttäuschend gewesen sein, aber für mich war es sehr interessant und wundervoll, und ich habe etwas Wichtiges gelernt. Ich möchte euch danken.«
Worauf die Damen freundlich applaudierten und einige der jungen Leute sich ihnen mit übertriebenem Applaus anschlossen. Zwei Gruppen, die mehr miteinander gemein haben, als sie ahnen, dachte Mr. Lougheed. Keine von beiden würde es zugeben. Aber gingen ihre Erwartungen nicht in dieselbe Richtung? Und was löste in ihnen solche Erwartungen aus? Es war Verzweiflung, es war das Gefühl, ans Ende des Weges gelangt zu sein. Trotzdem sollte der Stolz es einem verbieten.
Ohne ein weiteres Wort an irgendjemanden zu richten, machte er sich davon. Er ging den Strand entlang und die Treppe hinauf und wunderte sich, wie er die Böschung hinuntergelangt war, ohne sich ein Bein zu brechen, was in seinem Alter das Ende bedeutet hätte, und all das für diesen Unsinn. Er lief etwa eine Meile weit am Meer entlang bis zu einem Café, das, wie er wusste, auch sonntags geöffnet war. Dort saß er lange bei einer Tasse Kaffee und ging dann nach Hause. Musik schallte aus den offenen Fenstern im Erdgeschoss, den Fenstern von Miss Musgrave; die Art von Musik, die sie immer spielten. Er ging hinauf, klopfte an die Tür von Eugene und rief: »Möchte nur mal nachsehen, ob Sie die nassen Sachen ausgezogen haben!«
Keine Antwort. Er wartete kurz, dann machte er die Tür auf. Eugene schloss nie ab.
»Eugene?«
Eugene war nicht da, ebenso wenig wie seine nassen Sachen. Mr. Lougheed hatte das Zimmer schon einmal ohne Eugene darin gesehen, als er ihm ein Buch zurückgebracht hatte. Der Anblick hatte ihn nicht so beunruhigt wie jetzt. Zum einen war das Fenster ganz hochgeschoben. Normalerweise zog Eugene es zu, bevor er wegging, damit es nicht auf seine Bücher regnete oder der Wind hereinblies. Jetzt ging ein Wind. Papiere waren vom Bücherregal heruntergeweht und über den Fußboden verstreut worden. Ansonsten war alles ordentlich. Das Bettzeug lag zusammengefaltet am Ende der Matratze, als hätte er nicht vor, dort noch
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