Was ich dir schon immer sagen wollte
fingen sie mit geschlossenen Augen an, vor und zurück zu schaukeln und ganz leise einige Worte zu murmeln, nur nicht dieselben Worte, es hörte sich an, als hätte jeder von ihnen andere und natürlich keine englischen, sondern welche aus dem Suaheli oder Sanskrit oder sonst was. Das Gemurmel wurde lauter, langsam immer lauter, ein hämmernder Singsang, und dabei standen sie auf, alle bis auf den alten Mann, der blieb, wo er war, und aussah, als wäre er im Sitzen eingeschlafen, dann fingen sie im Stehen mit einem schlurfenden Tanz an und klatschten dazu in die Hände, nicht sehr gleichmäßig. Das taten sie eine ganze Weile lang, bis der Krach, den sie machten, obwohl er nicht furchtbar laut war, Krankenschwestern und Helferinnen und Pfleger aus den Stationen anlockte und auch Leute wie mich, die warteten, und alle waren völlig ratlos, weil es in diesem ganz normalen kleinen Wartezimmer so unglaublich, so völlig verrückt zuging. Alle starrten nur vor sich hin, als schliefen oder träumten sie oder wären kurz vor dem Aufwachen. Dann kam eine Krankenschwester aus der Intensivstation und sagte: »Sie stören. Das geht nicht. Was meinen Sie, wo Sie hier sind?«
Sie packte einen der jüngeren Brüder und schüttelte ihn bei den Schultern, anders hätte sie es nicht geschafft, dass er Ruhe gab und zuhörte.
»Wir arbeiten, um einer Frau zu helfen, die sehr krank ist«, sagte er ihr.
»Ich weiß nicht, was Sie arbeiten nennen, aber Sie helfen niemandem. Jetzt bitte ich Sie, hier zu verschwinden. Verzeihung. Ich bitte Sie nicht. Ich fordere Sie auf.«
»Sie irren sich gründlich, wenn Sie meinen, die Klänge unserer Stimmen könnten einem Kranken schaden oder lästig fallen. Diese ganze Zeremonie erschallt auf einer Tonhöhe, die den bewusstlosen Geist erreicht und tröstet und die dämonischen Einflüsse aus dem Körper zieht. Diese Zeremonie ist fünftausend Jahre alt.«
»Großer Gott«, sagte die Krankenschwester und sah aus wie vom Donner gerührt, was man ihr nicht verübeln konnte. »Wer sind diese Leute?«
Ich musste hin und sie aufklären, ihr gestehen, dass es mein Bruder mit seinen, sagen wir, Freunden war und dass ich von ihrer Zeremonie nichts gewusst hatte. Ich erkundigte mich nach Mutter, gab es eine Veränderung?
»Nein, keine«, sagte sie. »Was müssen wir tun, um sie hier rauszuschaffen?«
»Den Feuerwehrschlauch auf sie richten«, sagte einer der Pfleger, und die ganze Zeit über ging der Tanz oder die Zeremonie weiter, und der, der aufgehört und die Erklärung abgegeben hatte, tanzte auch wieder, und ich sagte zu der Krankenschwester: »Ich rufe an, um zu hören, wie es ihr geht, ich fahre für ein Weilchen nach Hause.« Ich verließ das Krankenhaus und stellte zu meiner Überraschung fest, dass es schon dunkel war. Den ganzen Tag lang da drin, von Dunkelheit zu Dunkelheit. Auf dem Parkplatz fing ich an zu weinen. Cam hat daraus einen Zirkus zu seinem eigenen Vorteil gemacht, sagte ich zu mir selbst, und ich sagte es laut, als ich nach Hause kam.
Haro machte mir einen Drink.
»Das kommt wahrscheinlich in die Zeitungen«, sagte ich. »Cams Chance, zu Ruhm zu gelangen.«
Haro rief im Krankenhaus an, um zu hören, ob es etwas Neues gab, und sie sagten, nein. »Hatten Sie – gab es heute Abend im Wartezimmer irgendwelche Schwierigkeiten mit einigen jungen Leuten? Sind sie friedlich gegangen?« Haro ist zehn Jahre älter als ich, ein vorsichtiger Mann, viel zu geduldig mit allen. Ich hatte ihn im Verdacht, dass er Cam manchmal Geld gab, von dem ich nichts wusste.
»Sie sind friedlich gegangen«, sagte er. »Mach dir keine Sorgen wegen der Zeitungen. Schlaf ein bisschen.«
Ich hatte es nicht vor, aber ich schlief auf der Couch ein, nach dem Drink und dem langen Tag. Ich wurde davon wach, dass das Telefon klingelte und das Zimmer taghell war. Ich stolperte in die Küche, immer noch in die Decke eingewickelt, mit der Haro mich zugedeckt hatte, und sah auf der Uhr an der Wand, dass es Viertel vor sechs war. Sie ist tot, dachte ich.
Es war ihr Hausarzt.
Er sagte, er hätte ermutigende Neuigkeiten. Er sagte, es ginge ihr heute Morgen viel besser.
Ich zerrte einen Stuhl heran und klappte darauf zusammen, meine Arme und mein Kopf landeten auf der Anrichte. Als ich wieder hinhörte, sagte er, dass sie immer noch in einer kritischen Phase war und dass die nächsten achtundvierzig Stunden die Entscheidung bringen würden, aber ohne zu große Hoffnungen wecken zu wollen sollte ich wissen, dass
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