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Was ihm fehlen wird, wenn er tot ist: Roman (German Edition)

Was ihm fehlen wird, wenn er tot ist: Roman (German Edition)

Titel: Was ihm fehlen wird, wenn er tot ist: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Hoffmann
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wieder, sehr schnell, aufgeregt, und zwirbelte es schließlich zusammen, trieb es mit den Fingern zu einem schmalen Strang, dabei lief mein Vater hin zur Birke und her zur Holzbeuge, aufgeregt, aufgewühlt. Sprach nicht mehr. Bili ń ski sieht alles wieder, jetzt, wo er davon spricht. Den Vater im Anzug, die im Sonnenlicht glitzernde Birke, neben der alten Königin, der Linde, den geschotterten Hof, die Holzbeuge. Die Vaterhand mit dem Siegelring des Großvaters, sehr knapp geschnittene Fingernägel, große Hände, nicht fein, schön aber, nicht grob. Der Ring wäre irgendwann meiner geworden.
    Wäre, wenn, geworden. Das sagt er nicht.
    Er sagt: Und wahrscheinlich hat er dann nach Katha gerufen. Nach Mutter. Katha. Nach seiner Frau. Er rief nicht: Katharina. Immer, wenn er aufgeregt war, rief er nach ihr. Katha! Sie sollte dorthin kommen, wo er gerade stand. Genau dort hin. Immer war das so. Und immer hat sie das gemacht. Er hört eine Anklage in seiner Stimme.
    Ist doch schön, sagt die kleine Schwester.
    Unterwürfig. Sagt er.
    Sie sind ungerecht. Sagt die kleine Schwester.
    Er weiß nicht, warum er nicht gut von seiner Mutter denkt. Als hätte sie ihn verlassen. Aber er hat sie verloren unterwegs, das Muttergesicht verwischte und verschwand, schaute noch einmal kurz hervor hinter jenem von Onkel Stani, aus den Zügen und der Mimik ihres Bruders heraus, ihre Augen bewegten sich in seinen Augen, ihr Mund verging in seinem, bis nur noch Onkel Stani blieb. Seine Familie. So lange schon sieht er sie nicht mehr.
    Er antwortet der kleinen Schwester nicht.
    Er sieht die Hand des Vaters auf dem kräftigen Rücken einer Frau, die die Mutter war, er sieht kein Gesicht, der Vater im Arm der Frau, die auf ihn einsprach, beruhigend seinen Arm streichelte, der fuchtelte hin und her, und auf und ab, als müsse er den Raum schaffen, der ihm gerade genommen worden war. Aber was er und Mili getan hatten, das wusste er nicht mehr. Er spürt die Aufregung dieses Nachmittags, alle bewegten sich unruhig, taten nichts und doch so viel, umherschauen, umhergehen, immer wieder den Hügel hinaufspähen, schließlich fegen und auf einen Baum klettern, einen Ast abhacken, der an ein Fenster drückte, ihn kleinhacken, das Laub weg. Im Sommer schneidet man keine Bäume. Als sei das schon egal gewesen. Er kann das doch gar nicht mehr wissen. Er weiß es aber; wie der Vater weinte. Ein Vorbote war dieser Tag gewesen, sagt er, auf die schlimmeren, die bald kamen. Das wissen Sie aber schon!
    Ein Dröhnen ist das in seinen Ohren, das bis in seinen Körper dringt wie Schmerz, er will ausatmen, aber es ist eng, es ist zu viel los. Er starrt auf die Hände, sieht die Narbe, es sind seine Hände. Er sieht sich von oben. Er liegt zwischen riesigen Männern, vielen, sie reichen bis an die Decke des Raumes, in dem es dröhnt. Da liegt noch etwas. Der Hund ist ein totes Tier. Er will schreien. Es geht nicht. Er will die Hände bewegen, es geht nur langsam, ganz langsam. Dem Hund die Augen schließen. Weiß er denn nicht, dass das nicht gelingt bei toten Tieren? Alles ist schmutzig, mit den Schellen um den Arm wird er nie durch die Ritzen nach draußen kommen, das wird nicht gelingen. Er sieht Wasser durch die Ritzen, viel Wasser, Menschen im Wasser, bis zum Kopf nass, nur er hat Durst. Jemand hält ihn am Arm fest, drückt ihm den Oberarm, er will schreien.
    Herr Bili ń ski!
    Die kleine Schwester steht an seinem Bett. Wie schaut sie ihn an? Er ist noch da. Er möchte lächeln, aber es gelingt nicht. Er macht eine Grimasse, das weiß er.
    Sie haben geträumt, sagt sie ruhig. Schlimm?
    Er schüttelt den Kopf, aber das geht nicht gut, zu tief liegt er in den beiden Kissen. Ich habe wahnsinnigen Durst, sagt er.
    Das ist gut, sagt die kleine Schwester.
    Das ist gut, das ist gut, sagt Bili ń ski stimmlos, was ist an solch einem Durst gut?, sagt er laut.
    Sie hält ihm den Trinkbecher hin, Tupperware mit Schnabel. Er hasst solche Gegenstände. Er nimmt ihr das Ding aus der Hand, er zittert, er sieht es, er spürt es. Er wackelt sich das Ding an den Mund, zwischen die Lippen, kneift die Lippen darum, es tut ein bisschen weh.
    Soll ich, fragt die kleine Schwester.
    Gar nichts sollen Sie!
    Sie weicht einen Schritt zurück. Er schafft es, zu trinken, leert das Gefäß auf einmal und stellt es neben sich auf die Ablage.
    Tut mir leid, sagt er.
    Sie schweigt.
    Immer kommen die wieder, mein Leben lang schon, immer wieder diese Träume, der Durst.
    Ich weiß. Die kleine

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