Was im Dunkeln liegt
wegkommen. Als Erstes begann ich, die Kleider vom Boden aufzusammeln. Ich fand die Gobelintasche und
stopfte alles wahllos hinein. Die Tragegriffe waren aus Stoff, ebenso die Bänder und Schlaufen zum Zuschnüren der Tasche, also ließ sich das Ganze vermutlich gut verbrennen. Das rückenfreie Top, das Trudies bevorzugte Gartenkluft gewesen war, hing an einer Ecke des offenen Schranks. Im Schrank selbst befand sich nur ein einziges Kleidungsstück – ein weißes Kleid, das ich nie an Trudie gesehen hatte.
Das Buch über lokale Mysterien lag, mit dem Buchrücken nach oben, aufgeschlagen auf dem Boden. Als ich es aufhob, sah ich, dass Trudie zuletzt über den Agnes-Payne-Fall gelesen hatte. Ich klappte es zu und stellte es auf das Fensterbrett; es musste in die Bücherei zurückgebracht werden, wenn jemand das nächste Mal nach Kington fuhr. Mir fiel auf, wie staubig das Fensterbrett war: Überall befanden sich Abdrücke von Gegenständen, die Trudie hingestellt und wieder entfernt hatte. Ein perfekter Satz Fingerabdrücke markierte die Stelle, wo ihre Hand gelegen haben musste – vielleicht beim Öffnen oder Schließen des Fensters. Ich werde hier gründlich putzen müssen, dachte ich, sonst fällt sofort auf, dass jemand in dem Zimmer gewohnt hat.
Von meinem Aussichtspunkt am Fenster konnte ich sehen, dass der Schlauch bereits etliche Meter aufgerollt war und Danny ihn in Richtung des Teichs lenkte, bis die Öffnung über den Rand baumelte. Vics Werk war bereits zu einem blassen Orange getrocknet. Dannys »Dreh auf!« drang durch die Scheibe schwach an mein Ohr. Die mit der Teichkonstruktion verbundenen Schrecken änderten nichts daran, dass dies ein großer Moment war. Meine Hast vergessend, stand ich wie Danny da und wartete auf das Einströmen des Wassers. Als ich schon glaubte, es
würde niemals geschehen, kam es in einem zuversichtlichen Schwall aus dem Schlauch, hinterließ einen dunklen nassen Fleck an einer Seite der Betonwand, während es zum Grund des Teiches rauschte. Hier bildete es eine stetig größer werdende Lache, die, als Simon hinzukam, schon fast den gesamten Grund bedeckte. Sie stieg zunächst um einige Zentimeter an, doch danach vergrößerte sich das sichtbare Volumen zu langsam, um es nachverfolgen zu können. Simon hatte recht – es würde Stunden dauern, den Teich zu füllen.
Plötzlich wurde ich mir der vergeudeten Zeit bewusst und wandte mich den Toilettenartikeln zu, die auf der Kommode standen. Shampooflaschen und Deospraydosen waren zum Verbrennen nicht geeignet, und so verstaute ich das ganze Zeug in einer Strohtragetasche, um sie später in den Müll zu werfen – an weggeworfenen Shampoos und Deodorants oder einem benutzten Lipgloss war schließlich nichts Verdächtiges.
Ich merkte, wie es mich immer wieder zum Fenster hinzog, mit seinem Ausblick zum Wald und den verräterischen Fingerabdrücken auf dem staubigen Fensterbrett. Ich versuchte, mich auf meine gegenwärtige Arbeit zu konzentrieren, doch schon nach wenigen Minuten kehrte mein Blick erneut zu den Fingerabdrücken auf dem Fensterbrett zurück. Kurz entschlossen wischte ich mit der Hand darüber, um sie verschwinden zu lassen. Als ich meine Hand wegzog, war sie mit einer dünnen Staubschicht bedeckt, die ich so gründlich an der Tagesdecke abrieb, als wäre es das Blut eines anderen.
In einer Kommodenschublade fand ich, wonach ich gesucht hatte. Einhundert Pfund in Fünfern und Zehnern, mit einem Gummiband zusammengehalten und nachlässig
zwischen die frische Unterwäsche geworfen. Nachdenklich betrachtete ich das Bündel Geldscheine, fragte mich, wo ich es am besten verstecken sollte. Ich hatte keine Taschen, und wenn ich das Geld in unser Zimmer bringen würde, würden Simon oder Danny bestimmt genau in diesem Moment wegen irgendetwas nach oben kommen und mich auf frischer Tat ertappen. Ein Blick aus dem Fenster bestätigte diese Möglichkeit – das Wasser lief nach wie vor in den Teich, aber von den beiden Jungen war nichts zu sehen. Plötzlich fiel mir die Lösung ein: das Büchereibuch. Ich legte die Geldscheine in den hinteren Einband, wo das Gewicht des Buches das Bündel so zusammenpressen würde, dass niemand auf den Gedanken käme, es dort zu vermuten.
Nach kurzer Zeit blieb nur noch Trudies griechische Hirtentasche übrig, die einsam auf einem Stuhl unter dem Fenster lag. Es befanden sich nur fünf Dinge darin – ihre Geldbörse, eine ungeöffnete Packung
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