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Was im Dunkeln liegt

Was im Dunkeln liegt

Titel: Was im Dunkeln liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Janes
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Scherz? Was sollte dieses Gerede? Was hatten Missionare mit Briefmarken zu tun? Ich kam mir vor, als wäre ich in einen Monty-Python-Sketch hineingestolpert. Dann dämmerte es mir. »Die Briefmarke klebte auf einem Umschlag, richtig? Das muss das Erbe ihrer Großmutter sein.«
    »Das hat sie auch behauptet. Obwohl mein Freund dafür natürlich irgendeine Art von Beweis verlangen würde. Aber Ihren Worten zufolge wohnt sie gar nicht mehr hier. Können Sie ihr vielleicht eine Nachricht zukommen lassen oder mir verraten, wo ich sie finde?« Sein Ton wurde zunehmend ungehalten. Zweifellos hatte er meine Belustigung gespürt und argwöhnte, ich wolle ihn an der Nase herumführen. Seine Gereiztheit machte mich nervös, dennoch schaffte ich es nicht, mich zusammenzureißen. Ich dachte an dieses Kuvert  –  das schäbige, alte Kuvert, das ich nicht für wert erachtet hatte, ihm einen zweiten Blick zu schenken. Vor meinem geistigen Auge sah ich, wie es an den Rändern schwarz wurde, als die Flammen darauf zukrochen, um es gierig zu verschlingen: und mit ihm seine wertvolle Fracht.
    »Sie sagen also, sie ist nicht hier?« Er wiederholte sich. Ein winziger weißer Fleck tauchte auf seiner Nasenspitze auf. Ich merkte, dass er kurz davor war, die Geduld zu verlieren.

    »Nein. Sie ist weggegangen.«
    »Und Sie wissen nicht, wohin?«
    »Nein. Das hat sie nicht gesagt, wusste es wohl selbst noch nicht genau.«
    »Dann habe ich hier meine Zeit verschwendet«, sagte er, wandte sich abrupt zu seinem Wagen um und murmelte dabei irgendetwas Unverständliches vor sich hin.
    Das Blut pochte in meinem Kopf. Wem mochte Trudie sonst noch von ihrem Aufenthaltsort erzählt haben? Sie war gerade zwei Tage tot, und schon jetzt konzentrierte sich die Suche nach ihr in unsere Richtung. Angenommen, der Mann hatte Trudies Namen in der Zeitung gelesen? Obwohl sie von zu Hause ausgerissen und bei uns untergetaucht war, gab sie jedermann ihre Adresse. Sie hatte ihm sogar ihren Namen verraten. Zumindest ihren Vornamen. Trudie  –  er hatte nach Trudie gefragt. Vielleicht hatte sie ihren Nachnamen Finch nicht angegeben, sich nur als Trudie vorgestellt oder als Trudie Eccles oder mit einem anderen bescheuerten Namen. Und was, wenn sie sich auch in anderen Antiquitätenläden vorgestellt, mit anderen Händlern gesprochen hatte?
    Einen irren Moment lang überlegte ich, ob ich ihn am Gehen hindern sollte: ihn ins Haus locken, mit einem leckeren Essen vergiften und ihn dann neben Trudie begraben. Vielleicht wurde man so zum Massenmörder  –  eine Sache führte unvermeidlich zur anderen, weil es keine Rückkehr gab, wenn man einmal begonnen hatte … Aber ich hatte mein Opfer entkommen lassen. Ich schloss die Haustür und fand mich mit der Tatsache ab, dass ich mich nicht zum Massenmörder eignete.
    Simon hatte das Gespräch vom anderen Ende der Diele aus mit angehört. Als ich mich ihm näherte, ging er vor
mir in die Küche und fragte, während ich ebenfalls eintrat: »Was wollte er?«
    Verdutzt sah ich ihn an, denn er musste jedes Wort gehört haben. Ehe ich jedoch zu einer Antwort ansetzen konnte, kam Danny aus dem Garten herein und sagte, er habe das Wasser abgedreht, doch das Ganze sähe bestimmt besser aus, wenn um den Rand herum einige Pflanzen stehen würden. »Vielleicht sollten wir morgen in die Gärtnerei fahren und ein paar besorgen.«
    Das gab mir das Stichwort. »Liegt die Gärtnerei in Richtung Leominster? Ich habe mir nämlich überlegt, es wäre wegen der Rückkehr von Simons Onkel wahrscheinlich das Beste, wenn ich doch noch zu Ceciles Familie fahren würde  –  und von Leominster aus käme ich mit dem Zug weiter.«
    »Was redest du da?« Danny versuchte gar nicht erst, seine Verärgerung zu überspielen. Ich erkannte, dass ich ihn mit meinem Plan zu schnell überfallen hatte.
    »Ich weiß, ich könnte bei dir wohnen  –  aber so wäre es sicherer.«
    »Nein«, entgegnete Danny schroff. »Das wäre es nicht. Wir müssen zusammenbleiben.«
    In diesem Moment wurde mir mehr als jemals zuvor bewusst, dass »zusammenbleiben« keine Option war. Ich musste mich von diesem Haus und von Danny komplett befreien. Ich musste eine Möglichkeit finden, dieses schreckliche Geschehen in eine Kammer zu sperren, die ich niemals mehr öffnen würde.
    »Gerade war ein Mann da«, berichtete Simon. »Er hat nach Trudie gefragt. Katy hat ihn weggeschickt.«
    Danny wandte sich mir zu. »Wer war das?«
    »So ein alter Kauz  –  ein

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