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Was im Dunkeln liegt

Was im Dunkeln liegt

Titel: Was im Dunkeln liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Janes
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Sommerhitze. »Ich werde bestimmt nicht schlafen können«, protestierte ich.
    »Wer redet denn von schlafen?«, erwiderte er.
    Gegen ein Uhr nachts wurden wir durch ein lautes Geräusch von zersplitterndem Glas wach, dem das Dröhnen eines sich entfernenden Motorrads folgte. Eine rasche Überprüfung ergab, dass eine Scheibe im Wohnzimmerfenster eingeschlagen worden war. Mehr oder weniger halb nackt versammelten wir uns im Wohnzimmer und starrten auf den halben Ziegel, der inmitten von Glasscherben auf dem Boden lag.
    Simon warf Danny einen Blick zu. »Josser«, sagte er.
    »Es sei denn, die ermordete Agnes …«, begann Trudie.
    »Fang nicht schon wieder mit dem Scheiß an«, sagte Danny eine Idee schärfer als üblich. »Oder willst du uns jetzt auch noch glauben machen, dass sie Motorrad fährt?«
    »Es muss Josser gewesen sein«, sagte Simon.
    »Aber warum sollte er den weiten Weg auf sich nehmen?« , fragte ich.
    »Du meinst also, er könnte von einem kultivierteren Beweggrund getrieben worden sein als einfach nur von schnöder Rache dafür, dass Danny ihm die Lippe blutig geschlagen hat«, bemerkte Simon sarkastisch. »Aber ich glaube, da brauchen wir uns gar nicht erst den Kopf zu zerbrechen. Josser ist weder kultiviert noch klug. Er ist einfach nur ein Scheißkerl  –  mehr nicht.« Er bemerkte Trudies fragenden Blick und fügte etwas ruhiger hinzu: »Im letzten Semester war da so ein Typ  –  Josser meinte, er habe irgendwelche Dinge über ihn herausgefunden, und drohte damit, das in Umlauf zu bringen. Er hat dem Typen das Leben verdammt schwer gemacht …« Unerwartet geriet seine Stimme ins Stocken.
    Trudie und ich starrten ihn an. »Das war ein guter Kumpel von Simon«, sagte Danny  –  viel zu schnell. Ich fragte mich, was Josser über Simon herausgefunden haben mochte, das so schlimm war, dass Simon es geheim halten wollte.
    »Ich werde mir die Ratte vorknöpfen, sobald das Semester wieder anfängt«, sagte Danny.
    »Falls er überhaupt an die Uni zurückgeht«, wandte Simon ein. »Er ist wahrscheinlich durch die Prüfungen gefallen. Schließlich hat er sich in den Vorlesungen kaum blicken lassen.« Der Gedanke schien ihn zu freuen.

    »Er sollte sich jedenfalls hüten, mir noch einmal über den Weg zu laufen«, sagte Danny finster.
    Durch die zerbrochene Fensterscheibe strömte kühle Nachtluft herein, die mich frösteln ließ. »Was sollen wir wegen des Fensters unternehmen?«
    »Vor morgen früh gar nichts. Wir brauchen nur ein Stück Glas in der richtigen Größe und etwas Fensterkitt«, sagte Danny. »Ich weiß, wie man das macht. Ich habe meinem Dad schon einmal geholfen, unser kaputtes Fenster zu reparieren, als Simon und mir ein Kricketball durch die Scheibe geflogen ist.«
    »Du meinst, als dir ein Kricketball durch die Scheibe geflogen ist«, sagte Simon.
    »Es war dein Fehler«, grinste Danny. »Du hast einen gedrehten Ball geworfen.«
    »Lass meine gedrehten Bälle aus dem Spiel.«
    »Ich gehe ins Bett«, verkündete Trudie, und wie auf ein Stichwort hin marschierten alle drei zur Tür.
    »Seid ihr sicher, dass wir das Fenster so lassen können?« , fragte ich.
    »Klar. Wir kümmern uns morgen darum.«
    Zweifelnd blieb ich zurück, aber da sich außer mir niemand an den Glassplittern auf dem Teppich zu stören schien, eilte ich Danny hinterher, um nicht allein mit dem Loch im Fenster zu bleiben. Die Schwärze vor dem Fenster machte mir Angst. Ich hatte das Gefühl, als würde sich nun, da die Gelegenheit günstig war, mehr als nur frische Luft hereinschleichen.
    Zurück im Bett, bekam ich die kaputte Fensterscheibe einfach nicht aus dem Kopf. Im Geiste sah ich vor mir, wie Josser weiter unten an der Straße sein Motorrad abstellt, um sich dann zum Haus zu schleichen, mit seinen
dreckigen Fingern durch das von Scherben gezackte Loch zu greifen und nach dem Fenstergriff zu tasten. Als Nächstes erinnere ich mich daran, dass Danny mich in der Dunkelheit tröstete. »Sch, sch, was ist denn? Ganz ruhig, Katy. Du hast geträumt. Es gibt nichts, wovor du Angst haben müsstest. Kuschle dich einfach ganz dicht an mich.«

14
    Ich frage Mrs Ivanisovic nicht nach ihrem Befinden. Das wäre unsinnig. Den Gesprächsverlauf überlasse ich ihr  – was ihr eindeutig Mühe bereitet; jeder Satz ist wie das Erklimmen eines Berges und lässt sie erschöpft und atemlos zurück.
    »Ich hätte Sie kaum wiedererkannt«, sagt sie. »Sie sind immer noch sehr hübsch.«
    Wir wissen beide, dass das

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