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Was im Dunkeln liegt

Was im Dunkeln liegt

Titel: Was im Dunkeln liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Janes
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mitgefahren?« , sprach mich Josser direkt an, und ich musste eingestehen, dass ich das noch nicht getan hatte.
    »Dann hast du noch nicht wirklich gelebt«, sagte er. »Spring drauf. Fahren wir eine Runde. Ich zeige den Mädels gern, was meine Maschine so draufhat.«
    »Nein, danke«, sagte ich so steif, dass ich mich wie eine komplette Idiotin anhörte  –  und auch fühlte.
    »Und was ist mit dir?«, wandte er sich an Trudie.
    »Ich würde wahnsinnig gern mitfahren.«
    In diesem Moment hätte ich sie mit Freuden erwürgen können. Simon und Danny wechselten einen Blick, doch Trudie war immun gegen ihre Missbilligung. Josser hatte bereits den schimmernden Kasten am hinteren Teil seines Motorrads geöffnet und einen Ersatzhelm herausgeholt.
    »Oh!«, rief Trudie. »Da ist ja ein Totenkopf drauf.«
    »Yeah«, antwortete Josser. »Ich bin ein Hell’s Angel, zumindest abends und an den Wochenenden.«
    Nur Trudie lachte.

    »Wir wollen jetzt zurückfahren«, teilte ihr Simon nachdrücklich mit. »Sollen wir dich hierlassen?«
    »Das ist okay«, sagte Josser. »Ich fahre euch nach. Dann wird niemand aufgehalten und sie kann trotzdem eine Runde mit mir drehen. Aber fahrt nicht zu langsam. Schließlich möchte ich dieser Lady etwas Aufregung bieten.«
    Trudie kicherte. Ich war so wütend, dass ich ihr am liebsten eine geklebt hätte. Sie wandte sich Josser zu. »Muss ich mich an dir festhalten?«
    »So fest du willst.« Josser blinzelte mir zu, aber ich tat, als würde ich es nicht bemerken.
    Er befestigte den Riemen des Motorradhelms unter ihrem Kinn, während wir drei daneben standen. Für mich war völlig klar gewesen, dass Simon und Danny ihn so schnell wie möglich loswerden wollten, aber stattdessen waren wir nun drauf und dran, ihn geradewegs zu unserem Haus zu führen. Er schwang sich auf das Motorrad, und Trudie stieg mit den unbeholfenen, staksigen Bewegungen eines Menschen, der keinerlei Erfahrung mit motorisierten zweirädrigen Transportmitteln hat, hinter ihm auf. Sie setzte sich in Position, schob ihre langen braunen Beine an seine dreckigen Jeans. Eine jähe Vision überkam mich, wie sie von der Maschine fiel und wie ihr Körper aussehen würde, wenn er bei hoher Geschwindigkeit auf den Asphalt knallte.
    »Kommt«, sagte Simon knapp.
    »Wir hätten sie nicht mitfahren lassen sollen«, sagte ich, als wir in den Wagen stiegen. »Was ist, wenn sie einen Unfall haben?«
    »Wir können sie nicht daran hindern«, entgegnete Danny. »Fahr nicht so schnell, Si, okay?«

    »Was meinst du, was ich vorhatte?«, erwiderte Simon. »Das wird die langsamste Rückfahrt, die wir je hatten.«
    Ich blickte mich um und beobachtete, wie das Motorrad uns auf die Straße folgte, die aus der Stadt herausführte. Sobald wir auf offener Landstraße waren, hielt Simon konsequent fünfunddreißig Meilen ein. Josser fuhr dicht auf uns auf, saß uns förmlich auf der Stoßstange, während Simon sich bemühte, ihn zu ignorieren. Plötzlich war Josser mit seiner Geduld am Ende; er ließ den Motor aufheulen, überholte uns und düste wie eine Rakete ab. Trudie rauschte an uns vorbei, noch ehe ich Zeit hatte, ihren Gesichtsausdruck zu erkennen.
    »Was, zum Teufel, fällt dem denn ein?« Frustriert schlug Danny mit der Faust auf das Armaturenbrett.
    »Verdammter Idiot«, murmelte Simon. »Soll ich versuchen, ihn einzuholen?«
    »Lass es«, sagte ich. »Je schneller du wirst, desto mehr legt er zu. Wenn du bei deinem Tempo bleibst, muss er langsamer werden, weil er uns sonst verlieren würde.«
    »Trudie kann ihm den Weg doch zeigen«, erwiderte Simon grimmig. »Was für ein Penner.«
    Wir sahen die beiden nicht wieder, bis wir am Haus ankamen. Als wir zwischen den Torpfosten hindurchfuhren, stand das Motorrad in arroganter Pose vor der Haustür. Die beiden Fahrer waren bereits abgestiegen. Trudie nahm gerade ihren Helm ab und schüttelte ihr langes Haar aus. Josser stand mit selbstgefälliger Miene hinter ihr. Obwohl nie die Rede von einem Wettrennen gewesen war, hatte Josser zweifellos einen Sieg errungen. Und es war auch offensichtlich, dass er nicht vorhatte, sofort wieder zu verschwinden  –  ein Eindruck, der durch Trudies Worte bestätigt wurde, die wir beim Aussteigen aus dem
Anglia hörten: »Wir haben Bier da, wenn du eines möchtest.«
    »Ein Bier wäre super.« Sein Grinsen umfasste uns alle. Ich hasste die Art, wie er die Zähne bleckte, als würden sie ihm gleich aus dem Mund springen.
    Wortlos schloss Simon die Haustür

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