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Was im Dunkeln liegt

Was im Dunkeln liegt

Titel: Was im Dunkeln liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Janes
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einjagen. Komm, leg einen Zahn zu  –  Simon hat gesagt, du sollst nicht zu lange bleiben.«
    Ich gab ein Tempo vor, das jede weitere Unterhaltung abblockte, und als wir um die Ecke bogen, entdeckten wir die Jungs, die am Wagen auf uns warteten. Beide waren mies gelaunt, weil das Fensterglas aus irgendeinem Grund nicht sofort zurechtgeschnitten werden konnte und man deshalb morgen noch einmal nach Leominster fahren musste. Simon versuchte abzuschätzen, ob das Glas auf dem Rücksitz transportiert werden müsste, während Danny der optimistischen Ansicht war, es würde in den Kofferraum passen. »Wir müssen den Kofferraum abmessen, bevor wir losfahren«, sagte Simon. »Selbst wenn es heute Nachmittag fertig gewesen wäre, hätten wir es in dem voll besetzten Wagen wahrscheinlich gar nicht untergebracht.«
    Im Inneren des Anglia war es stickig, und die glühend heißen Sitze verbrannten einem förmlich die Haut. Während wir aus der Stadt hinausfuhren, sagte Simon in quengeligem Ton, er werde dann eben morgen zeitig aufstehen
und als Erstes die Scheibe abholen, statt wieder den halben Tag damit zu vergeuden. Ich fand das etwas dick aufgetragen, weil Simon genauso ein Langschläfer war wie wir anderen. Ich wollte gerade betonen, dass er für jede Verzögerung ebenso verantwortlich war wie wir, als Trudie aus dem Nichts heraus krähte: »Wer ist eigentlich Rachel Hewitt?«
    Der Wagen geriet so heftig ins Schlingern, dass ich mich an Dannys Sitz festklammern musste. »Entschuldigt«, sagte Simon. »Ich dachte, dieses Kind würde auf die Straße rennen.«
    »Rachel Hewitt ist tot. Warum willst du etwas über sie wissen?«, fragte Danny.
    »Oh, Mist«, sagte Trudie. »War sie eine Freundin von euch?«
    »Nicht wirklich«, sagte Danny. »Sie war an der Uni im selben Kurs wie ich. Jemand ist nachts in ihr Zimmer eingedrungen und hat sie erwürgt.« Sein Ton war völlig sachlich.
    Trudie sog hörbar den Atem ein. »Wow  –  hat man den Täter geschnappt?«
    »Meines Wissens nicht«, antwortete Danny. »Zumindest hatte man bis zum Ende des Semesters noch niemanden verhaftet.«
    Simon fragte: »Wie, zum Teufel, kommst du auf Rachel Hewitt?«
    »Ich bin Josser in Leominster über den Weg gelaufen. Er hat sie erwähnt  –  hat behauptet, sie sei verrückt nach Danny gewesen.«
    »Das ist Blödsinn«, sagte Simon. »Außerdem kannte Josser sie bestenfalls vom Sehen  –  sie war für Typen wie ihn unerreichbar.«

    »Oh, seht mal«, rief Danny. »Da ist ein Pferd mit einem Fohlen  –  da links …«
    »Oh, wie süß«, sagte ich. »Fahr ein bisschen langsamer, Si. Was für niedliche dünne Beinchen  –  ein richtiges Bambi.«
    »Bambi war ein Reh.«
    »Ich weiß, aber es hat die gleichen staksigen Beine.«
    »Ich finde, wir können heute trotzdem noch ein wenig im Garten arbeiten«, sagte Danny, an Simon gewandt. »Es ist noch keine vier Uhr.«
    Bis wir am Haus angelangt waren, war ich ganz benommen von der Hitze. Ich beschloss, mir einen Eimer kaltes Wasser einzulassen und meine Füße hineinzustellen  –  das kam der Vorstellung eines kühlen Bades noch am nächsten. Als ich klein war, hatten wir ein Kinderplanschbecken. Ein simples, aufblasbares Teil aus zwei hellblauen Plastikringen und einem weißen Plastikboden, der mit Bildern von Muscheln und Fischen bedruckt war, obgleich jede Illusion, im Meer zu baden, durch die winzigen Grasbüschel zerstört wurde, die durch den dünnen Boden in unsere Füße piksten. Sehnsüchtig dachte ich nun daran, während ich den Wasserhahn aufdrehte.
    Mein Eimer Wasser rief bei den anderen nur Spott hervor. »Wie eine alte Frau«, sagte Trudie, als sie an mir vorbei nach draußen ging, um ein Sonnenbad zu nehmen.
    Das kalte Fußbad brachte nicht die gewünschte Wirkung, und so legte ich mich auf unser Bett. Durch das offene Fenster kam eine leichte Brise herein, die in meine Richtung wehte. Ich dachte über Trudies Frage im Wagen nach. Sie hatte die grässliche Angewohnheit, irgendwelche Dinge einfach herauszuposaunen, ohne sich vorher Gedanken darüber zu machen, wie das auf andere Leute
wirken könnte. Natürlich konnte sie nicht wissen, dass Rachel Hewitt ein äußerst sensibles Thema war. Dann fiel mir ein, dass Josser angeblich behauptet hatte, Rachel sei verrückt nach Danny gewesen  –  und ich fragte mich, ob Trudie nicht einfach nur Unruhe stiften wollte. Denn falls an dieser Behauptung irgendetwas dran sein sollte, dann war es nicht gerade taktvoll, die

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