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Was im Dunkeln liegt

Was im Dunkeln liegt

Titel: Was im Dunkeln liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Janes
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Anrufe machen würde, ginge mich das nichts an. Wie es mich auch nichts anging, wenn sie die hiesigen Antiquitätenläden aufsuchte  –  es sei denn, sie verhökerte irgendwelche Gegenstände aus dem Haus. Ich dachte daran, wie sie sich vor zwei Tagen heimlich davongestohlen hatte. Hatte
sie damit gerechnet, dass ich sie fragen würde, wo sie war? Mir kam der Gedanke, dass die angebliche Begegnung mit Josser zu einem sehr günstigen Zeitpunkt für Ablenkung gesorgt hatte.
    »Bist du in Leominster wirklich Josser über den Weg gelaufen?«, fragte ich, um einen natürlichen und freundlichen Ton bemüht.
    »Ja, sicher.« Auch Trudie hörte sich natürlich und freundlich an. »Ich bin zu Tode erschrocken. Er ist so ein unheimlicher Typ.«
    »Der Meinung warst du aber nicht, als du auf sein Motorrad gestiegen bist.«
    »Das war vorher  –  bevor er zurückkam und seine Visitenkarte durch unser Fenster schmiss.«
    »Meinst du, er kommt wieder?«
    Eine Wolke schob sich vor die Sonne, milderte die Hitze ein wenig. Trudie setzte sich auf und drehte sich halb zu mir um. »Glaube ich eigentlich nicht. Er ist eher einer dieser Menschen, die kurz in deinem Leben auftauchen und dann wieder daraus verschwinden. Wie Colonel Careless.«
    »Wer?«
    »Colonel Careless: der Typ, der sich mit King Charles II. in einer Eiche versteckte. Er ist nur für diesen einen Tag auf der Bühne der englischen Geschichte erschienen; danach hat man nie wieder etwas von ihm gehört.«
    »Das hast du gerade erfunden«, sagte ich lachend. »Kein Mensch kann allen Ernstes Colonel Careless heißen.«
    »Es stimmt  –  ehrlich. Das hatten wir in Geschichte.«
    »Ach, komm schon, Trudie.« Nun lachten wir beide. Einen leichten Ton anschlagend, sagte ich: »Erzählst du mir jetzt, warum du mich im Dorothy-Perkins-Laden abgehängt hast?«

    Den Kopf zur Seite geneigt und einen spitzbübischen Ausdruck im Gesicht, sann Trudie über diese Frage nach. »Na schön«, sagte sie schließlich in einem gespielt verschwörerischen Ton. »Da du es unbedingt wissen willst und ein Geheimnis, wie ich denke, für dich behalten kannst …«, sie machte eine theatralische Pause, »… meine Großmutter hat mir die wertvollste Gabe vermacht, die ich besitze …«
    Da ich nicht in der Stimmung für Märchen oder Späße war, täuschte ich ein Gähnen vor, indem ich den Mund weit öffnete und mit den Fingern mehrmals gegen meine Lippen schlug. Ich war es leid, noch mehr von Trudie und ihrer »Gabe« zu hören.
    »Es scheint dich offensichtlich nicht wirklich zu interessieren«, sagte sie, stand auf und ging zum Haus. Ich ließ sie gehen. Sie war öfter mal eingeschnappt, doch das hielt nie lange an.

16
    Obwohl Simon und Danny beide jung und kräftig waren, fanden sie das Ausheben des Teichs extrem mühsam. Sie litten unter Blasen an den Händen und in der ersten Zeit auch unter Sonnenbrand, gepaart mit der Frustration, scheinbar nicht voranzukommen. Manchmal machten sie eine Stunde oder mehr nichts anderes, als Baumwurzeln herauszureißen, oder aber sie verbrachten einen ganzen Vormittag damit, einen verrotteten Baumstrunk wegzuhacken. Sie gruben schubkarrenweise Steine aus, die sie an einer Stelle abluden, um sie später als Grundlage für den Steingarten zu verwenden  –  oft war das einzige von Menschen erzeugte Geräusch im Garten der unverwechselbare Klang eines Steins, der in die Schubkarre geworfen wurde. Ein-, zweimal glaubten wir, von der Straße her ein Motorrad zu hören, doch wie Trudie richtig sagte, besaßen jede Menge Leute Motorräder.
    Während Danny und Simon mit ihrem Bauprojekt beschäftigt waren, vergnügten sich Trudie und ich so gut wir konnten allein. Wir hatten uns angewöhnt, zusammen in den Wald hinunter zu gehen. Es war eine Möglichkeit, dem Haus für eine Weile zu entfliehen, und weil wir ganz unter uns waren, konnten wir in jenen Themen schwelgen, die für die Jungs nicht interessant waren, oder
nach Herzenslust darüber schimpfen, dass die beiden überall ihre dreckigen Socken herumliegen ließen oder ständig vergaßen, die Klospülung zu ziehen. In letzter Zeit hatte jeder von uns irgendetwas am anderen auszusetzen, und niemand scheute sich davor, das auch auszusprechen. Selbst unsere Waldspaziergänge wurden Thema eines Streits zwischen Simon und Trudie, als er sich eines Nachmittags beklagte, sie sei nicht da gewesen, um ihn mit Tee zu versorgen.
    »Ich bin nicht deine verdammte Sklavin«, sagte sie. »Ich bin ein freier

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