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Was im Dunkeln liegt

Was im Dunkeln liegt

Titel: Was im Dunkeln liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Janes
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sie. »Er hat ein Problem mit dir und mir.«
    »Was soll das heißen  –  mit dir und mir? Du hast es ihm doch nicht erzählt, oder?«
    »Das war gar nicht nötig. Er ist heute Nachmittag am Zimmer vorbeigekommen und hat uns gesehen.«
    »O Gott«, wisperte ich. »Er wird es Danny bestimmt erzählen.«
    »Na ja, irgendjemand muss es ja tun«, entgegnete Trudie unbekümmert  –  als wäre das völlig gleichgültig.
    »Nein«, sagte ich. »Er darf es niemals erfahren. Hast du verstanden? Du musst Simon dazu bringen, dass er dir das verspricht.«
    Trudie sah mich nur an und lachte. Sie schob die Küchentür auf und tänzelte hinein. Ich folgte ihr auf den Fersen, betete, sie möge den Mund halten, wusste freilich nur allzu gut, dass sie jeden Moment aus einer Laune heraus etwas sagen könnte  –  sie war eben absolut unzuverlässig.
    Wir fanden die beiden Jungs in der Küche vor, wo sie in den Schubladen herumkramten, weil die Batterien der kleinsten Taschenlampe so gut wie leer waren. Schließlich entdeckten sie auf dem obersten Regalbrett der Speisekammer einige Ersatzbatterien, die sie in die Taschenlampe schoben, und anschließend folgte ein hektisches Treppauf-treppab, weil alle Fenster geschlossen und die Türen zugesperrt werden mussten. Als wir schließlich draußen standen, holte Simon aus dem Kofferraum seines Wagens die Taschenlampe, die offenbar schon einige Zeit dort gelegen hatte. Als er sie nämlich anknipste, verströmte sie
nur einen kränklichen orangefarbenen Schein, der mehrmals flackerte, ehe er sich schließlich zu einem gelbsüchtigen Strahl verdichtete.
    »Die braucht auch neue Batterien.«
    »Haben wir welche in der passenden Größe?«
    »Ach, hört auf!«, rief ich. »Auf die Weise kommen wir nie los. Entweder wir gehen jetzt oder gar nicht.«
    Simon zögerte. Niemand schien Lust zu haben, die Tür wieder aufzuschließen und noch einmal auf Batteriesuche zu gehen, also erklärte er achselzuckend, es sei schon in Ordnung, und wir brachen auf. Der Pfad, der am Rand des Feldes verlief, wirkte seltsam und fremd  –  als würde er nach Einbruch der Dunkelheit ein völlig anderes Gesicht annehmen, eine Seite seines Charakters zeigen, die wir normalerweise nicht sahen. Nicht beängstigend, sagte ich mir  –  nur anders.
    Trudie ging voraus, eifrig wie ein Kind auf dem Weg in den Zirkus. Ich hatte Kleidung gewählt, die mir für das Unternehmen als passend erschienen war: Jeans mit einem langärmeligen, vorne geknöpften Baumwollshirt, wohingegen Trudie sich für die flippige Variante entschieden hatte: knöchellanger Rock, gesmoktes Top, schlabbrige Strickjacke und um den Hals einen langen Seidenschal. Sie hatte die kleine Taschenlampe für sich beansprucht, deren Licht wie ein bleicher Speer die Dunkelheit durchschnitt. Danny ging mit der großen Taschenlampe direkt hinter Trudie, gefolgt von Simon und seinem kläglichen orangefarbenen Lichtstrahl, und ich war die Letzte in der Reihe  –  ohne irgendeine Lichtquelle, um den Pfad zu beleuchten. Unter normalen Umständen hätte Danny mir jeden Schritt ausgeleuchtet, aber wahrscheinlich wollte er mir eine Lektion erteilen.

    Simons Taschenlampe war nach vorne ausgerichtet und zeigte mir lediglich die Richtung an, also hielt ich es für das Beste, den Blick von den Lichtern abzuwenden und mich stattdessen auf meine Schritte zu konzentrieren. Geräusche können einem in der Dunkelheit Streiche spielen. Ich war beinahe überzeugt, dass ich hinter mir auf dem Pfad jemanden atmen hörte. Doch als ich stehen blieb und die Ohren spitzte, war nichts mehr zu hören. Rasch ging ich weiter, um nicht den Anschluss an die anderen zu verlieren.
    Sobald wir im Wald waren, wurden wir vom Geräusch der Bäume umfangen. Ihre Bewegungen schienen nachts lauter zu sein. Zweige krachten, als würden sie den Schutz der Dunkelheit nutzen, um sich freier zu strecken und zu dehnen, als sie es tagsüber konnten. Nun, da wir nicht mehr im Gänsemarsch gehen mussten, schob ich mich unauffällig an Simons rechte Seite. Bis dahin war er zwischen mir und den anderen gewesen, und erst als ich auf gleicher Höhe mit ihm war, bemerkte ich, dass Trudie uns ein ganzes Stück voraus war.
    »Trudie«, rief ich. »Warte. Wir sollten zusammenbleiben.«
    Ich glaube nicht, dass sie mich hörte. Meine Worte waren nicht so laut wie beabsichtigt gewesen, und das Geräusch der Bäume schwoll genau im falschen Moment an.
    »Es ist okay«, sagte Simon. »Sie meinte, der

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