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Was im Dunkeln liegt

Was im Dunkeln liegt

Titel: Was im Dunkeln liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Janes
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hätte, jemand könnte sich als meine Person ausgeben.
    Die Idee ist so absurd, dass ich in lautes Gelächter ausbreche. Marjorie wirkt ein wenig beleidigt und erklärt, sie meine damit, jemand habe vielleicht falsche Nummernschilder an einen Wagen, ähnlich dem meinen, angebracht. Und zwar in »krimineller Absicht«. Pam wirft eifrig ein, sie habe solche Dinge auch schon in der Sonntagszeitung gelesen.
    Dieses Mal habe ich für die beiden eine Antwort parat. Kennzeichen würden Autohändlern oft schubweise zugewiesen, sage ich. Dies bedeute, dass Fahrzeuge derselben Marke und Farbe manchmal Kennzeichen hätten, die sich nur in einer Ziffer unterschieden. Gewiss sei dies die Erklärung. Ich hätte meinen Wagen bei einem hiesigen Autohändler gekauft, also sei es sehr wahrscheinlich, dass noch ein anderer Wagen mit praktisch demselben Kennzeichen hier herumfahre. Pam scheint von dieser Idee recht angetan zu sein, wohingegen Marjorie nicht überzeugt wirkt. Immerhin beruht meine Begründung darauf, dass Marjorie einen Fehler gemacht hat  –  wenn auch nur einen kleinen. Außerdem wäre ihr Sensationshunger nicht gestillt, wenn alles eine rationale Erklärung finden würde.
    Auf dem Heimweg stelle ich mir alle möglichen Szenarien vor. Marjorie  –  die sehr aktiv in ihrem Nachbarschaftswachdienst ist  –  könnte auf die Idee kommen, diese
mysteriöse Begebenheit ihrem zuständigen Polizeirevier zu melden  –  »nur zur Sicherheit«, würde sie sagen. Natürlich würde die Polizei die Sache nicht ernst nehmen. Ich sehe förmlich vor mir, wie der unerschütterliche diensthabende Sergeant ihr in bester Sei-nett-zu-Spinnern-Manier höflich für ihr Kommen dankt. Gleichwohl bin ich mir nicht wirklich sicher, und die Erinnerung an unser Gespräch verfolgt mich den ganzen Tag.
    Abends beim Badminton lege ich ein fantastisches Spiel hin und mache mir vor, ich hätte mich wieder gefangen. Nach dem Spiel bleibe ich wie üblich noch da, um beim Aufräumen und Zuschließen der Halle zu helfen.
    »Lust auf einen Drink?«, fragt Carolyn, unsere Clubsekretärin.
    »Nein, danke. Ich werde heute mal früh ins Bett gehen.« Ich winke ihr fröhlich vom Parkplatz aus zu. Lügnerin, sagt mein Gewissen. Du weißt, dass du nicht nach Hause fahren wirst.
    Normalerweise fahre ich nicht zweimal so kurz hintereinander in die Menlove Avenue  –  ganz zu schweigen von dreimal im Zeitraum von nur einer Woche. Ich bin mir mit einem flauen Gefühl im Magen bewusst, dass mir die Sache entgleitet. Es war der Brief. Er war der Auslöser. Und aufdringliche alte Frauen wie Mrs Ivanisovic und Marjorie. Was würde ich tun, wenn Marjories Wagen jetzt um die Ecke käme? Und sie direkt vor mir parken würde? Ich stelle mir vor, wie sie aus dem Auto steigt, sich meinem Wagen nähert, um zu sehen, wer da drinnen im Dunkeln sitzt, und wie ich dann in Panik gerate und mit Vollgas aus der Lücke herausschieße  –  natürlich nicht in der Absicht, sie zu verletzen.
    Noch genügend Zeit, um zu bremsen.

    Ich habe immer versucht, in meinem Wagen nicht zu sehr aufzufallen. Im Allgemeinen bevorzuge ich die Sommermonate, breche meist spät auf, warte bis zur Dämmerung. Die Straßenlaternen spenden um diese Jahreszeit nicht allzu viel Licht, weil die Bäume gesprenkelte Muster über die Straße werfen und den Wagen in einem Gewirr diffuser Schatten halb verdecken. Die Winterabende sind natürlich auch relativ sicher, weil mich zugezogene Vorhänge vor den Blicken der Hausbewohner verbergen, so wie auch sie vor meinen Blicken verborgen sind.
    Ich muss nicht in das Haus hineinsehen, um zu wissen, wann sie da sind. Da ist immer der verräterische Wagen, der in der Einfahrt parkt, oder das Licht in den Fenstern. Hin und wieder sehe ich einen von ihnen kommen oder gehen, aber das ist schon lange nicht mehr geschehen. Ich sage mir, dass ich nicht hierherkommen muss. Es gibt wirklich keinen Grund. Es bringt mir keinerlei Vorteil  –  und dennoch zieht es mich immer wieder hierher. Ich weiß, dass das Haus den Besitzer nicht gewechselt hat, weil ich in regelmäßigen Abständen das Telefonbuch überprüfe. Hat man einmal jemanden aufgespürt, ist es nicht schwierig, ihn weiterhin im Auge zu behalten.
    Aber hierherzukommen ist ein zweischneidiges Schwert  – auf der einen Seite beruhigt es mich zu wissen, wo sie sind, ihnen so nah zu sein. Doch gleichzeitig verstärkt es dieses Gefühl einer stets präsenten Gefahr  –  das Wissen, dass es

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