Was im Dunkeln liegt
Funkelns in ihren Augen – wie sie der Reihe nach mit uns allen geflirtet hatte –, aber ich war diejenige, die ihr erlegen war. Und jetzt würde sie Danny bei der ersten sich bietenden Gelegenheit erzählen, was passiert war.
Ein Stück vor mir entdeckte ich wieder das Flackern einer Taschenlampe und folgte ihm: ein Irrlicht, das mich tückisch tiefer in den Wald lockte. Bald schon verlor ich es aus den Augen, aber glücklicherweise erst, als ich den Pfad wieder gefunden hatte. Das war schon mal ein Fortschritt – ich brauchte dem Pfad nur noch zu folgen, bis ich am Spielplatz angelangt wäre. Auch ohne die verwirrende Helligkeit der Taschenlampen war der Weg nur schemenhaft zu erkennen, und die unruhig wandernden Schatten der Äste ließen alles unsicher erscheinen, erzeugten
eine Illusion von Bewegung, sodass der Boden vor mir zu schwanken schien. Der Wind war stärker geworden, und die Bäume antworteten mit lautem Stöhnen, doch dieses und jedes andere Geräusch wurde unvermittelt von Trudies Schrei ausgelöscht. Sie hatte nur Zeit für einen einzigen Schrei, aber dieser Klang schien eine Ewigkeit im Wald nachzuhallen.
20
Pams kreischendes Gelächter hallt über den ganzen Pool. Es prallt von der Decke ab, wird von den Flachglasscheiben der Fenster zurückgeworfen, verfolgt ahnungslose Stammgäste bis in die Umkleideräume. Ich verabscheue dieses Gekreische mehr als alles andere, sehne mich nach der Wiederherstellung von Ruhe. Bis zu Pams Rückkehr schwammen wir »Lerchen-Schwimmer«, wie uns das Poster mit der Werbung für diese frühe Stunde beschreibt, in relativer Ruhe und Frieden unsere Bahnen. Aber nun ist sie zurück, zerreißt unsere Trommelfelle, sodass ich am liebsten gebrüllt hätte: »Seien Sie ruhig! Halten Sie, verdammt noch mal, die Klappe und verschonen Sie uns mit Ihrem Geschrei!« Marjorie stimmt in diesen frühmorgendlichen Heiterkeitsausbruch mit ein. Quietscht disharmonisch, genießt jede Minute. Ich will Pam nichts Schlechtes wünschen, kann mich aber nicht des Gedankens erwehren, dass eine neuerliche kleine Knieoperation für uns alle ein Segen wäre.
Beinahe eine Woche ist vergangen, seit ich das letzte Mal mit den beiden im Umkleideraum gewesen bin. Lang genug für Marjorie, um den Zwischenfall in der Menlove Avenue komplett vergessen zu haben. Heute Morgen ist es Pam, die mich mit einer Geschichte über ihre Enkeltochter
festnageln will. Sie weiß nicht, wo das mit den Schulen hinführen wird – erwartet von mir eine Bestätigung des desolaten Zustands, in dem sich unser Bildungssystem befindet. Wie es aussieht, weiß die Lehrerin der Enkeltochter deren Brillanz absolut nicht zu würdigen und behindert das Kind in seiner Entwicklung. Pam erbittet von mir Zustimmung – ich werde mich doch sicher an die Begegnung mit der kleinen Jolene erinnern, in den Weihnachtsferien, als sie hier gewesen sei und Pam ihr das Schwimmen beigebracht habe. Ich müsse doch bemerkt haben, wie intelligent sie ist?
Ich erinnere mich in der Tat an Jolene – ein Schwabbelpudding von einem Kind, mit dem ich eine kurze Unterhaltung über sein Babar-der-Elefant-Sweatshirt führte. Jolene hatte nicht gewusst, dass Babar eine Gestalt aus einem Buch ist. Ich gebe unverbindliche Äußerungen von mir, bis ich durch Marjories Eingreifen gerettet werde – natürlich hat auch sie eine Geschichte über die allgemeine Inkompetenz der Lehrer auf Lager. Ich merke, dass sich zwischen Pam und Marjorie die Theorie entwickelt hat, ich sei nur wegen der gesunkenen Ansprüche des heutigen Schulwesens vorzeitig in den Ruhestand gegangen. Das ist nicht wahr. Meine eigenen Ansprüche haben nie nachgelassen: mich nach Kräften zu bemühen, den Tag hinter mich zu bringen und zu versuchen, seelisch gesund zu bleiben.
Ich will den beiden gerade entfliehen, als Marjorie einen abrupten Themenwechsel vollzieht – das Bildungswesen zugunsten eines Themas, über das ich am allerwenigsten etwas hören möchte, fallen lässt. Wie sich herausstellt, haben sie und Pam in meiner Abwesenheit über das mysteriöse Sichten eines Fahrzeugs, identisch mit meinem, geredet,
das anscheinend an einem Ort geparkt war, wo ich unmöglich gewesen sein konnte. Dieses Rätsel hat etwas Spannung in ihrer beider ansonsten ödes Leben gebracht, und sie haben sich darin verbissen, bis es den Status einer »besorgniserregenden Angelegenheit« erlangt hat. Marjorie fragt, ob ich die Möglichkeit in Betracht gezogen
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