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Was im Dunkeln liegt

Was im Dunkeln liegt

Titel: Was im Dunkeln liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Janes
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Spielplatz sei der richtige Ort. Wir wissen, wo er ist. Wir werden sie bald eingeholt haben.«
    »If you go down the woods today, be sure of a big surprise« , sang Danny eine alte englische Kinderweise, deren Worte  –  wenn du heute in den Wald gehst, mach dich auf eine Überraschung gefasst  –  seltsam treffend waren.

    Trudie war viel zu weit vorn. »Trudie!«, rief ich erneut.
    In diesem Moment erloschen die beiden Taschenlampen neben mir. Jemand  –  ich war mir fast sicher, es war Danny  –  stieß ein irres Gekicher aus. Wie der Filmbösewicht, der sich jeden Moment auf sein Opfer stürzen würde.
    »Was soll das, Jungs?«, rief ich. »Lasst den Quatsch!« Meine Stimme klang hohl und dünn in der Dunkelheit, eine seltsame Mischung aus Verärgerung und Flehen. Niemand antwortete. Links von mir ertönte ein Rascheln, und ich wappnete mich gegen die nächste mögliche Überraschung, die aus der Dunkelheit kommen würde. In diesem Moment hasste ich die anderen  –  hasste sie alle drei. Jeden Moment würden sie von irgendwo hervorspringen und mir einen Schrei entlocken. Diese Art von Spielchen hatte mein großer Bruder ständig mit mir getrieben. Stocksteif stand ich in der Dunkelheit und spürte das vertraute Gefühl von aufsteigender Panik, während ich gegen das Verlangen zu weinen ankämpfte. Meine Tränen waren immer der Sieg meines Bruders gewesen. Katy ist so eine Heulsuse . »Kommt schon«, rief ich abermals. »Das ist nicht fair. Ich bin die Einzige ohne Taschenlampe. Knipst die Dinger endlich wieder an!«
    Als Antwort ertönte ein weiteres irres Gekicher, das etwas weiter entfernt klang als das erste. Gleich darauf ertönte irgendwo zu meiner Linken Simons Stimme. »Scheiße! Die Batterie scheint den Geist aufgegeben zu haben.«
    Er hörte sich aufrichtig an. Ich ballte meine Hände an den Seiten zu Fäusten. Es bestand kein Grund zur Panik. Danny war mit der großen Taschenlampe in der Nähe.
    »Danny!«, schrie ich.

    Die Stille verspottete mich.
    »Danny!«
    Dieser verdammte Idiot. Er war offenbar entschlossen, seinen kleinen Scherz bis zum Ende weiterzutreiben. Eine verräterische Stimme in meinem Kopf raunte, dies sei alles meine eigene Schuld. Hätte ich mich nicht mit Danny gestritten, würde er in der Dunkelheit jetzt neben mir stehen. Ich beschloss, mich stattdessen an Simon zu halten.
    »Simon«, rief ich.
    »Katy  –  wo bist du?« Seine Antwort kam von weiter entfernt, als ich es erwartet hatte, und ich konnte auch die genaue Richtung nicht bestimmen.
    »Ich bin hier.« Noch während ich das sagte, wurde mir klar, wie nutzlos diese Information war.
    »Meine Taschenlampe ist wieder angegangen, aber nur ganz schwach. Kannst du mich sehen?«
    Verzweifelt blickte ich mich um. Ich müsste sein Licht sehen, wie schwach es auch sein mochte. Er konnte nicht mehr als zehn, fünfzehn Meter von mir entfernt sein.
    »Ich kann dich nicht sehen.« Ich tastete mit den Händen um mich, stieß auf keinen Widerstand, ging zwei Schritte nach vorn und sprang zurück, als etwas über mein Gesicht strich. »Ich kann dich nicht sehen«, wiederholte ich mit einem Anflug von Hysterie in der Stimme, trotz meines Bemühens, ihn zu unterdrücken. »Ich finde den Weg nicht mehr.«
    »Hab keine Angst. Bleib, wo du bist, und ich werde Danny holen, damit er uns mit der Taschenlampe leuchtet.«
    »Nein!«, schrie ich. »Simon, warte!«
    Er gab keine Antwort. Er schien der Ansicht zu sein, dass Danny weitergegangen war, und wollte ihm offenbar
folgen, bis er ihn gefunden hatte. Er ließ mich mutterseelenallein zurück.
    In diesem Moment erspähte ich den Strahl der kleinen Taschenlampe, der sich zwischen den Bäumen bewegte. Trudie  –  die Urheberin dieses ganzen grauenvollen Unternehmens war irgendwo da vorn. Ich stolperte auf den Lichtstrahl zu, fiel hin und schlug mit den Knien auf etwas Hartem auf  –  vermutlich ein heruntergefallener Ast. Es tat so weh, dass ich fürchtete, meine Kniescheiben seien gebrochen, aber als ich die Beine vorsichtig anwinkelte, stellte ich fest, dass ich sie noch bewegen konnte. Ich befühlte den Stoff meiner Jeans über den Knien, der kalt, aber trocken war, also schien ich auch nicht schlimm zu bluten. Mühsam rappelte ich mich hoch, spähte erneut in die Dunkelheit und versuchte, Trudies Lichtstrahl wieder an der Stelle zu lokalisieren, wo ich ihn vorhin gesehen hatte. Meine Angst war inzwischen von Wut überlagert. Ich entsann mich des mutwilligen

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