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Was im Dunkeln liegt

Was im Dunkeln liegt

Titel: Was im Dunkeln liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Janes
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vor dreißig Jahren definieren.
    Ihre Augen haben sich wieder geöffnet. Sie blickt auf die neuen Fotos herab, dann zurück zu mir. Rasch kehre ich zur Seite ihrer Wahl zurück.
    »Ich möchte kein Loch in Ihr Album reißen, und außerdem«, lüge ich, einer jähen Eingebung folgend, »habe ich bereits einen Abzug von diesem Foto.«
    Sie versteht jetzt. Sinkt wie erleichtert zurück. Schließt abermals die Augen. Arme getäuschte Frau, sie will mich nicht um die Chance bringen, diese sentimentale Reliquie einer längst verlorenen Liebe in Empfang zu nehmen. Sie bildet sich ein, ich würde diese Erinnerungen genauso hegen wie sie. Sie hat ihre Frage vergessen, ob ich jemand anderen gefunden habe  –  meine Antwort vergessen. Sie glaubt, ich verzehre mich noch immer nach diesem Leuchtfeuer der Liebe, das mich in die nächste Mrs Ivanisovic hätte verwandeln sollen.
    Ich vertiefe mich weiter in das Familienalbum. Eine andere Beschäftigung bleibt mir nicht. Der Regen hat
aufgehört, aber über die kahlen Baumwipfel jagen noch dichte graue Wolken.
    Nach einer Weile öffnet Mrs Ivanisovic die Augen wieder und bedeutet mir, sie wolle unser Heiß-kalt-Suchspiel fortsetzen. Sie vollführt winzige vogelartige Gesten, während ich das Raten übernehme. »Die Kommode? Der Fenstersims?« Bis wir uns schließlich auf die Nachttischschublade einigen.
    Anders als im restlichen Zimmer herrscht im Inneren dieser Schublade keine Ordnung. Es ist ein Durcheinander aus kleinen persönlichen Gegenständen, darunter ein zerknülltes Papiertaschentuch, ein Lippenstift und ein dicker brauner Umschlag, in dem sich etwas befindet, das wie Abrechnungen der Stadtwerke aussieht. Ich lege diese verschiedenen Dinge auf meinen Schoß; nichts davon findet ihre Zustimmung. Also grabe ich mich tiefer durch die prähistorischen Schichten. Die Schublade ist offensichtlich ein Aufbewahrungsort für Erinnerungsstücke, die sie in der Nähe haben möchte. Ich stoße auf einen vorsintflutlichen Champagnerkorken und ein altes Theaterprogrammheft. In der hintersten Ecke finde ich ein kleines Schmucketui  –  die Art, die Manschettenknöpfe oder elegante Ohrringe enthalten könnte. Das Etui ist mit einem dunkelbraunen Stoff bezogen, der an den Rändern zerschlissen ist. Sie nickt mir zu.
    Ich lege das Etui am Nachttischrand ab und räume die Gegenstände, die sich während der Suche auf meinem Schoß angehäuft haben, vorsichtig wieder in die Schublade. Dabei versuche ich mich so gut ich kann an ihre Reihenfolge beim Herausnehmen zu halten. Mrs Ivanisovic schließt die Augen wieder  –  ob aus Erschöpfung oder aus Resignation angesichts meiner Pedanterie kann ich nicht
beurteilen. Als ich die Schublade endlich zuschiebe, verändert sich ihr Atemrhythmus: Sie atmet länger aus, mit einem Zittern am Ende. Sie ist zweifellos eingeschlafen.
    Ich ergreife das kleine braune Etui  –  halte es in einer Hand, während ich es mit der anderen öffne. Auf einem Polster aus dunkelblauem Samt liegt Dannys Kruzifix. Es fängt das Licht ein, blinzelt mir übermütig zu. Aus weiter Ferne vernehme ich ein vertrautes Lachen  –  sehe sein Gesicht und höre ihn meinen Namen rufen.

26
    Während Simon in den Garten ging, um Danny zu holen, nutzte ich die Gelegenheit, ins Badezimmer hinaufzurennen und meinen Handtuchturban abzunehmen. Normalerweise kämmte ich mir das Haar gleich nach dem Waschen aus, war mir deshalb also nicht bewusst, was eine halbe Stunde Verzögerung bewirken könnte: Mein Haar war ein Gewirr aus halb getrockneten Kräuseln, mit Knicken an den Stellen, wo es unter dem Handtuch zusammengedrückt worden war, ein so durchschlagendes Ergebnis, als hätte ich Papilloten benutzt. Mir würde nichts anderes übrig bleiben, als es noch einmal gründlich nass zu machen. Ich ließ das Waschbecken gerade volllaufen, als ich Simon von unten meinen Namen brüllen hörte.
    »Ich bin hier oben«, schrie ich zurück, während ich auf den Treppenabsatz hinausrannte. »Ich muss mir die Haare nochmal waschen.«
    »Spinn nicht herum«, brüllte Simon. »Du wolltest nach Kington fahren  –  und wir fahren jetzt .«
    »Ich kann nicht!«, jammerte ich. »Sieh dir doch bloß meine Haare an!«
    Simon stand in der Diele und Danny direkt hinter ihm. Beide schienen kurz davor zu sein, die Geduld zu verlieren.
    »Könnt ihr nicht ein, zwei Minuten warten, bis ich sie zumindest nass gemacht habe? So kann ich einfach nicht durch die Gegend laufen.«
    »Nein«, rief

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