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Was im Leben zählt

Was im Leben zählt

Titel: Was im Leben zählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Winn Scotch
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 – aufrechter Empörung und selbstgerechten Zorns, der aus ihr heraussprüht wie ein aufziehender Wirbelsturm.
    «Du willst ja wohl nicht damit andeuten, dass dieser Tag nicht wichtig wäre!» Sie steht mit ausgestrecktem Zeigefinger vor mir, rot vor Zorn. Ihre Stimme gellt über den verlassenen Parkplatz. «Es geht um Mom ! Um ihren Geburtstag , verdammt noch mal! Dad sollte hier sein. Scheiße, wir sollten alle hier sein! Zusammen. Als Familie. Und er sollte sich nicht in Mexiko am Strand suhlen wie ein sch… Walross!»
    «Darcy, ich wollte damit nur sagen, dass Dad sich weiterentwickelt hat. Das heißt nicht, dass er sie vergessen hat oder nicht mehr liebt! Es heißt nur, dass wir alle unser Leben weiterleben.»
    «Mom nicht!», schreit sie.
    «Ach, komm schon!» Ich werde auf den Schlag stocksauer. «Als wüsste ich das nicht! Als wüsste ich nicht, dass sie tot ist! Verdammt noch mal, Darcy, wenn das irgendwem klar ist, dann ja wohl mir!»
    «Ach, stimmt ja!» Ihre Stimme trieft vor Verachtung. «Das hatte ich fast vergessen. Du bist ja die Miss Märtyrerin persönlich!»
    Sie stürmt an mir vorbei, quer über den Parkplatz, reißt ihr Handy aus der Tasche und klappt es auf, doch dann fällt ihr ein, dass der Akku leer ist. Aber weil Darcy nun mal Darcy ist und sie niemals klein beigeben würde, schon gar nicht in einem Moment der Schwäche, schiebt sie das Telefon zurück in die Tasche und stapft weiter, ohne sich auch nur umzudrehen.
    «Jetzt komm schon, Darcy!», rufe ich ihr hinterher, sie ist im Dunkeln inzwischen kaum noch zu sehen. «Du läufst sicher nicht zu Fuß zu Dante zurück. Das sind mindestens fünf Kilometer!»
    Sie antwortet nicht, biegt an der Ecke auf die Hauptstraße ab und zwingt mich, ins Auto zu springen und ihr nachzufahren. Ich fahre neben ihr rechts ran, kurble das Fenster runter und versuche, sie zu beschwichtigen.
    «Darcy, steig ein. Ich habe es nicht so gemeint, wie du es verstanden hast.»
    «Doch, hast du», antwortet sie. «Du findest, wir sollten alle einfach weitermachen und drüber wegkommen. Es tut mir leid, aber ich finde dich zum Kotzen!» Ihre Stimme klingt todtraurig.
    «Darce, bitte ! Bitte nicht ausgerechnet heute.»
    «Zu spät», sagt sie, stur bis zum bitteren Ende. «Ehrlich, geh mir aus den Augen. Ich kann dich nicht mehr sehen. Du hast es mir gründlich verdorben.»
    «Ich habe es dir verdorben? Gott! Geht’s vielleicht noch ein bisschen melodramatischer?» Ich rolle im Schritttempo neben ihr her und schaue ab und zu in den Rückspiegel, ob ich auch keinen Verkehrsstau verursache. «Werde endlich erwachsen, Darcy. Werde erwachsen , verdammt noch eins! Wir müssen alle unser Leben leben, wir dürfen die Zukunft nicht aus dem Blick verlieren. Das schmälert die Erinnerung an Mom in keiner Weise!»
    «Ja, gut, schön! Viel Spaß dabei.» Sie macht auf dem Absatz kehrt und rennt über die Straße auf den Parkplatz der Tankstelle.«Darcy, komm sofort zurück! Wir sind noch nicht fertig!», rufe ich ihr nach, doch sie betritt eine Telefonzelle, fischt einen Vierteldollar aus der Hosentasche und hämmert eine Telefonnummer in die Tasten.
    «Darcy!», versuche ich es zum letzten Mal, doch meine Stimme hallt einsam in meinem Auto wider. Selbst wenn sie mich hören könnte, würde sie nicht reagieren. Ich schüttle den Kopf, gebe Gas und rase davon. Darcy wird auch ohne mich nach Hause finden. Das war schon immer so.

[zur Inhaltsübersicht]
    Drei
    A ls ich die Tür zu seinem Zimmer öffne, schläft Tyler tief und fest. Das Spiel ist noch in vollem Gange. Das macht er zurzeit fast jeden Abend: auf der Couch einpennen, weil er zu faul ist, sich nach oben zu schleppen.
    «Ty!» Ich versuche, ihn wachzurütteln. «Ty, wach mal eine Sekunde auf.»
    Er knurrt leise, die Augenlider fangen an zu flattern, aber er ist viel zu weit weg, um aufzuwachen. Also hole ich eine Decke aus dem Schrank im Flur und decke ihn zu wie ein Neugeborenes. Ich schalte erst den Fernseher aus und dann das Licht, trotzdem ist es im Zimmer nicht völlig dunkel. Tylers Atem geht ruhig und gleichmäßig, und ich betrachte meinen Mann, den Jungen, den ich seit Ewigkeiten liebe, und frage mich verwundert, wie es sein kann, dass er mein ist. Die dichten, schwarzbraunen Haare; die gesunde Bräune auf den Wangen, die nicht mal in den kältesten Monaten verblasst; der breite, muskulöse Oberkörper, der noch genauso beweglich ist wie damals, als er der Shortstop-Star der Mannschaft war. Tyler wird ein

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