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Was im Leben zählt

Was im Leben zählt

Titel: Was im Leben zählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Winn Scotch
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das Gespräch sich um Baseball dreht, wenn jeder ihm heute noch freundschaftlich auf den Rücken klopft, in anerkennender Erinnerung an seinen Meisterschaftsring. Doch er wird trotzdem sein Bier runterkippen und sich wünschen, an einem Ort zu sein, wo er sich nicht vor sich selbst rechtfertigen muss, weil er – wie ich ihm in letzter Zeit ständig sage – der Einzige ist, der nicht zufrieden ist mit dem, was aus ihm geworden ist. Alle anderen halten ihn für den König der Welt.
    Ich liege auf dem Bett und sehe zu, wie er seine verschwitzten Sachen auszieht, sich ein Handtuch um die Hüften wickelt, als das Telefon klingelt – zu früh und zu schrill. Wir zucken beide zusammen. Der Kaffee ergießt sich über die weiße Decke. Es sieht aus wie der Blutfleck am Ort des Verbrechens. Ty ist mit einem Riesenschritt am Nachttisch und klemmt sich den Hörer zwischen Ohr und seine nackte Schulter.
    Darcy! Ich denke an unseren Streit und daran, wie wir auseinandergegangen sind. Vielleicht ruft sie an, um sich zu entschuldigen. Dann wird mir klar, wie absurd diese Vorstellung ist. Darcy würde nie im Leben anrufen, um sich zu entschuldigen. Schon wieder kriecht Groll in mir hoch. Wie oft habe ich mich eigentlich schon bei ihr entschuldigt? Blöde Kuh! Aber diesmal nicht! Nein. Diesmal ausnahmsweise nicht.
    «Hallo, Timmy», sagt Tyler und flüstert gleichzeitig mit besorgtem Gesicht tonlos «Timmy Hernandez» in meine Richtung.
    «Was?», raune ich, doch er stoppt mich mit erhobenem Zeigefinger. Sämtliche Gedanken an meine starrköpfige Schwester verpuffen im Nichts.
    «Nein, nein, verstehe», sagt er. «Klar, ja, sie ist hier, direkt neben mir. Moment bitte.» Er hält mit einer Hand die Sprechmuschel zu und reicht mir den Hörer. «Es geht um deinen Vater. Sie haben ihn heute Morgen verhaftet. Er ist an der Harbor Road gegen einen Baum gefahren.»
    «Was?» Meine Stimme ist schrill. Der schreckliche Traum bohrt sich in mein Bewusstsein und verbunden damit eine riesige dunkle Schwade Angst. Angst, ich könnte ein Spiegelbild der Vergangenheit heraufbeschworen haben. «Aber er ist doch in Mexiko!»
    «Till. Er war betrunken», sagt Tyler leise, aber ich höre ihn kaum. Mir dreht sich der Magen um, und meine Zunge verkrampft. Ich beuge mich würgend über die schmutzige Bettdecke, doch es kommt nichts hoch. Ich drücke den Hörer ans Ohr und höre zu, wie Sheriff Timmy Hernandez mir erzählt, was ich irgendwie schon wusste.

    Drei Stunden später liegt mein Vater schnarchend in unserem Gästezimmer. Seit ich ihn von der Polizeistation abgeholt habe, hat er sich nicht bewegt. Sein rechtes Auge schillert dunkelviolett, doch ansonsten sieht er einigermaßen okay aus, auch wenn mir klar ist, dass dieser Eindruck gründlich täuscht.
    Ich habe Tyler zum Supermarkt geschickt, um so viel Kuchen zu besorgen, wie er kriegen kann. Wir sind heute Nachmittag immer noch bei Luanne eingeladen, und inzwischen ist es wirklich zu spät, um abzusagen. Luanne und Darcy wüssten sofort, dass etwas nicht stimmt. Sie würden versuchen, es aus mir rauszukriegen. Und ich fühle mich weder imstande, sie anzulügen, noch, die Wahrheit zu sagen. Luanne würde ich es schon sagen, aber nicht heute, nicht ausgerechnet an ihrer Supersause zum Nationalfeiertag. Und Darcy – wir sprechen im Augenblick sowieso nicht miteinander, und mit der Neuigkeit würde ich nur Öl ins Feuer gießen. Die Explosion meiner kleinen Schwester ist das Letzte, was ich jetzt brauchen kann. Ich habe sowieso schon Kopfschmerzen. Die Sache mit meinem Vater bekomme ich schon noch ein paar Stunden lang hin beziehungsweise eher ein paar Tage lang, bis ich einen Plan habe, wie ich das wieder in Ordnung bringe.
    «Genau das ist doch mein Job», habe ich vorhin zu Tyler gesagt, der mir äußerst skeptisch zuhörte. «Ich kümmere mich um andere Menschen. Ich krieg das schon hin. Fahr du jetzt bitte endlich einkaufen, ich kann mich nämlich leider nicht zweiteilen.» Er sah mich mit großen Augen an. Diesen tadelnden, beißenden Tonfall war er nicht gewohnt. Er war für uns beide neu, aber irgendwie war ich die ganze Nacht nicht davon losgekommen – von dieser rasiermesserscharfen Klinge, die mitten durch meine Seele schnitt. Herr im Himmel, Tyler! Fahr einfach zu diesem gottverdammten Supermarkt und besorg mir endlich ein paar saublöde Päckchen Fertigkuchen! Das kann ja wohl nicht so schwer sein. Mach den Fernseher aus und schwing den Hintern von der Couch, während ich mich

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